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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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war sich keiner Schuld bewusst.
    »Diese Dienerin«, fuhr Nehi fort, »hat zu Beginn der Verhandlung ihrerseits Anklage gegen Senbi und seine beiden Gehilfen wegen Misshandlung und Vergewaltigung erhoben. Schildere mir in knappen Worten, ob an diesen Anschuldigungen etwas Wahres ist.«
    »Das kann ich noch nicht sagen, Tjati«, versuchte sich der Richter der Frage zu entziehen.
    »Kannst du nicht oder willst du nicht, Thotmose? Soviel ich weiß, liegen dir sämtliche Protokolle über die Verhöre des Dienstpersonals vor. Du hast sie heute alle gelesen.«
    Thotmose schluckte und senkte den Kopf. »Das stimmt, und ich musste feststellen, dass es für die Dienerin nicht gut aussieht. Nach Aussage einer Hausdienerin hat sie sich das alles nur ausgedacht, um ihrem Gebieter zu schaden.«
    »Und warum sollte sie das tun?«
    »Die besagte Dienerin meint, dass sie sich vielleicht an Senbi rächen will, weil dieser sie nicht beachtet hat.«
    Fragend zog Nehi die Augenbrauen in die Höhe. »Nicht beachtet? Du meinst, nicht auf sein Lager geholt hat?«
    »So drückte sie es aus.«
    »Was ist mit der Anschuldigung, dass sie von Senbi das Gift erhielt, um damit den Syrer zu töten?«
    »Ich habe sie gefragt, ob sie sich dafür schuldig bekennt, und sie hat bejaht.«
    »Hat sie nicht aber auch beteuert, dass sie gar nicht vorhatte, den Mann zu töten?«
    Thotmose nickte und war erstaunt, wie gut der Wesir unterrichtet war. »Ja, Tjati, das sagte sie, aber es gibt dafür keinerlei Beweise. Ibiranu hatte sie recht schnell überführt, und bis dahin hatte sie ihn mit keinem Wort über die Mordabsichten ihres Gebieters in Kenntnis gesetzt.«
    »Vielleicht hatte sie gar keine Gelegenheit dazu.« Nachdenklich ruhte Nehis Blick auf Thotmose. »Glaubst du, dass sie den Händler töten wollte?«
    Unschlüssig zuckte der Richter mit den Schultern. »Das ist schwer zu sagen, Herr. Ich denke aber, ja, denn sie nahm das Gift und ging damit zu Ibiranu.«
    »Vielleicht blieb ihr keine andere Wahl.«
    »Möglich, doch sie ist nicht glaubwürdig, Erhabener. Mir liegen mehrere Aussagen vor, dass die Anschuldigungen, die sie gegen Senbi und die beiden anderen Männer geäußert hat, nicht der Wahrheit entsprechen. Ich denke, sie will ihre Schuld vertuschen und alles ihrem Gebieter in die Sandalen schieben.«
    »Und Senbi? Glaubst du an seine Schuld?«
    Erneut hob Thotmose unschlüssig die Schultern und trat von einem Fuß auf den anderen. Was ging hier vor? Es war gegen die Maat, dass sich der Wesir in eine laufende Verhandlung einschaltete. Hatte Nehi vor, diese Frau oder den Händler vor den ihnen drohenden Verurteilungen zu bewahren?
    Er seufzte innerlich und sah Nehi ins Gesicht, das zur Hälfte im Dunkeln lag. Es war faltig aufgrund des Alters. Dennoch wirkte es weder müde noch abgespannt. Es verriet Willensstärke und Erhabenheit, die mit dem Amt des Wesirs im Einklang standen.
    »Ich habe keine Beweise für seine Schuld, nur die Aussagen des Händlers und der Frau.«
    »Ist er schuldig oder nicht?«
    Thotmose schwieg.
    »Was ist, Richter, hat es dir die Sprache verschlagen? Was wir hier besprechen, wird niemals nach außen dringen. Also beantworte mir meine Frage!«
    Verlegen senkte Thotmose den Blick. Dann straffte er den Rücken und sah Nehi fest in die Augen. »Ja, Tjati, ich glaube, dass Senbi vorhatte, diesen Ibiranu zu vergiften. Anfangs glaubte ich noch, dass die Möglichkeit bestände, dass sich Ibiranu und Satra gegen Senbi verschworen hätten, doch diesen Gedanken habe ich schnell wieder fallen lassen. Die Angeklagte steht in Senbis Diensten, und dessen spurloses Verschwinden genau am Abend der Tat spricht für sich. Soviel ich weiß, ist er bis heute nicht wieder aufgetaucht, und er wurde auch nirgendwo gesehen.«
    Nehi nickte bedächtig. »Mir ist bekannt, dass der Syrer seine Informationen von einem dir unbekannten Mann bezogen hat?«, ließ er nicht locker. »Zwinge Ibiranu, den Namen seines Informanten preiszugeben. Lass ihn verhören, und versuche in Erfahrung zu bringen, woher Senbi das Gift hatte. Vielleicht weiß er das. Ich bin mir fast sicher, dass Ibiranus Informant ein Diener aus Senbis Haushalt ist oder zumindest irgendwie mit diesem Mordanschlag zu tun haben wird.«
    Zu dieser Erkenntnis war Thotmose inzwischen ebenfalls gelangt. Woher hätte dieser Jemand sonst sein Wissen beziehen sollen?
    »Das wird sicher schwierig werden, Tjati. Ibiranu hat sein Wort gegeben, wie er mir sagte, und wenn er ehrbar ist, wird er das

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