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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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zu sich herüberhob, rutschte er ihr aus der Hand, fiel und verletzte sie schmerzhaft am Fuß.
    Jammernd betastete sie die Stelle, wo das tönerne Gefäß auf ihren Spann gefallen war, und da kam Thotmose der rettende Einfall. Erleichtert stand er auf, küsste seine Frau auf die Stirn und begab sich umgehend zum Gericht.
    Wie am Tag zuvor, war der Hof bis auf den letzten Platz gefüllt.
    Thotmose begann die Verhandlung und ließ als Erstes den syrischen Holzhändler vortreten.
    »Wirst du mir heute den Namen deines Informanten nennen, Ja oder Nein?«
    »Da ich keine andere Möglichkeit sehe, zu meinem Recht und zu einer Bestrafung des Kaufmanns Senbi zu kommen, ja«, erwiderte Ibiranu zur Überraschung des Richters und der Zuhörer ohne Umschweife. »Es ist Amunmose, Senbis Haushofmeister.«
    Sowohl Thotmose als auch den Beisitzern entging nicht, dass die angeklagte Frau den Kopf hob und den Holzhändler ungläubig anstarrte.
    »Ja, Ibiranu«, stellte hingegen Thotmose bekümmert fest, »und der ist laut Aussage des Torwächters ebenfalls mit seinem Gebieter abgereist.«
    »Nein, Hoher Herr, das ist er nicht. Amunmose ist hier. Er war die ganze Zeit bei mir im Gasthof und hat sich dort versteckt.«
    Der Syrer trat in die Reihe der Zuschauer, die die linke Seite des Gerichtshofes flankierten, und zog einen widerstrebenden Mann mit Schmerbauch, aufgedunsenem Gesicht und kleinen Augen, die ängstlich zu Thotmose blickten, vor den Richterstuhl.
    Verwirrt schaute Thotmose erst Ibiranu und dann den Dicken an, unter dessen Achseln sich riesige Schweißflecken gebildet hatten und sein Leinenhemd verunzierten, das sich über Bauch und Brust bedrohlich spannte. Anschließend glitt sein Blick weiter zu Satra, die nicht glauben konnte, Amunmose vor sich zu sehen.
    Nach einer kurzen Pause, die Thotmose brauchte, um seine Fassung wiederzugewinnen, sprach er den Kemiter an: »Nenne mir deinen Namen!«
    Vor Furcht zitternd, verneigte sich Ibiranus Informant. »Ich bin Amunmose, der Haushofmeister des thebanischen Kaufmanns Senbi.«
    »Solltest du nicht mit deinem Herrn verreist sein?«, fragte der Richter noch immer etwas verwirrt.
    »Das sollte ich, Erhabener, aber ich bin rechtzeitig aus Senbis Haus geflohen und hielt mich seitdem bei Ibiranu versteckt.«
    »Du warst also die ganze Zeit bei Ibiranu?«, donnerte Thotmose, und Amunmose erstarrte förmlich vor Angst. »Und warum musstest du fliehen und dich dort über Monate versteckt halten, wenn ich fragen darf?«
    »Weil ich ... weil ich ...«, stotterte der Gefragte, und schlotterte vor Furcht am ganzen Leib.
    »Weil du was, Amunmose?«, munterte der Richter ihn auf. Seine Stimme hatte sich wieder beruhigt. »Weil du deinen Herrn an den Syrer verraten hattest und nun Senbis Rache fürchtetest?«
    Der untersetzte Mann nickte beschämt. »Ja, Hoher Herr«, flüsterte er. »Als an jenem Abend Abischemu und Raija mit hängenden Köpfen in das Haus meines Gebieters zurückkehrten und Satra nicht bei ihnen war, wusste ich, dass es geklappt und Ibiranu sie den Medjai übergeben hatte. Also verschwand ich, so schnell ich konnte, vom Anwesen meines Herrn. Ich lief zu Ibiranu in den Gasthof und wollte mich dort so lange verstecken, bis der Kaufmann verurteilt worden war. Dann aber ging unser geliebter Pharao zu den Göttern, und ich musste die ganze Zeit dort in dieser winzigen Kammer ausharren.«
    »Aber der Torwächter sagte doch, dass du mit Senbi und seinem Gefolge abgereist wärst«, stellte Thotmose stirnrunzelnd fest.
    »Da muss er sich getäuscht haben«, mutmaßte Amunmose. »Es herrschte ein ziemliches Durcheinander wegen der überstürzten Abreise meines Herrn, und so fiel mein Verschwinden gar nicht auf.«
    »Also gut, Amunmose, ich will dir das glauben. Nun berichte, welche Informationen du über deinen Gebieter Senbi an Ibiranu weitergegeben hast!«
    Amunmose zog etwas umständlich seinen Schurz zurecht und glättete das ohnehin gespannte Hemd über seinem Bauch, um etwas Zeit zu gewinnen. Sein Blick glitt dabei unauffällig zu Satra, die ihn neugierig musterte und ebenfalls begierig schien, alles aus seinem Mund zu erfahren. Amunmose entgingen nicht die Narben, die ihren Rücken zierten, und unwillkürlich begann ihm sein eigener zu schmerzen, wenn er daran dachte, dass man ihn womöglich unter Stockhieben verhören würde, sollte der Richter mit seinen Aussagen nicht zufrieden sein. Also nahm er sich vor, alles wahrheitsgetreu zu erzählen, was er wusste.
    »Ich

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