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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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Hausdienern ist dir bekannt?«
    »Hm«, erwiderte sie und kräuselte nachdenklich die Stirn. »Es gibt Piay, den Badediener. Ihn habe ich regelmäßig zu Gesicht bekommen und seine Mutter Scherit. Und dann waren da noch Amunmose, Senbis Haushofmeister, die beiden Gehilfen, Raja und Abischemu, sowie zwei andere Männer, zu denen ich recht wenig Kontakt hatte und deshalb ihre Namen nicht kenne.«
    »Wurden diese Diener genauso behandelt wie du?«
    »Amunmose und die beiden Syrer sicher nicht. Auch bei den zwei Dienern, deren Namen mir nicht geläufig sind, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen. Piay aber hatte oftmals blutige Striemen auf seinem Rücken, und Scherit habe ich mehr als einmal weinend aus dem Schlafgemach meines Herrn kommen sehen.«
    Thotmose nickte. »Gut Satra. Ich habe vorerst keine weiteren Fragen an dich. – Dann komme ich jetzt zur Befragung der Hausdiener. Die beiden männlichen Bediensteten sind laut Aussage des Torwächters mit ihrem Herrn verreist und konnten bisher nicht verhört werden. Gleiches gilt für den Hausverweser und die beiden syrischen Gehilfen. Deshalb werde ich mit dem Badediener beginnen.«
    Ein schmächtiger dunkelhäutiger Junge von ungefähr elf Jahren wurde von einem Gerichtsdiener in den Innenhof der Halle der Rechtssprechung geführt und fiel neben der Angeklagten auf die Knie.
    »Wie ist dein Name und welche Arbeit verrichtest du?«, fragte Thotmose, und verängstigt starrte der Junge vor sich auf den Boden des Hofs. »Hast du meine Frage verstanden?«, erkundigte sich Thotmose in sanftem Ton, um den Knaben nicht noch mehr zu verschrecken.
    »Ja, Hoher Herr. Ich heiße Piay, und ich bin des Herrn Senbis Badediener. Ich muss die Schüssel unter dem Abortstuhl entleeren und ...«
    »Ja, Piay«, unterbrach der Richter den Jungen, »so genau wollte ich das nicht wissen. Ich denke, uns ist allen bekannt, was du mit der Schüssel machst. Doch erzähle, wie dich dein Gebieter behandelt. Ist er freundlich zu dir oder schlägt er dich ohne Grund?«
    Verunsichert lugte der Junge zu Satra, und diese erwiderte seinen flüchtigen Blick mit einem aufmunternden Nicken.
    »Erzähle dem Richter, wie uns Senbi behandelt!«, forderte sie Piay leise auf, und wurde von Thotmose gerügt.
    Piay hingegen schluckte hörbar, begann aber stockend zu erzählen: »Mein Gebieter ist immer nett und freundlich zu mir. Er streichelt mir über meinen Kopf oder legt mir seine Hand auf die Schulter. Natürlich bin ich auch schon mal bestraft worden, aber dann war ich ungehorsam und hatte die Hiebe verdient.«
    Satra glaubte, sich verhört zu haben, und starrte den Jungen entgeistert an.
    »Und dein Herr hat dich niemals so hart bestrafen lassen, dass du womöglich am nächsten Tag nicht arbeiten konntest?«, fragte Thotmose.
    »Nein, Erhabener, das hat mein Gebieter nie getan. Er ist ein guter Herr.«
    Satra glaubte sich einer Ohnmacht nahe. Wie konnte Piay so etwas sagen? Auch er war windelweich geprügelt worden, wenn er das Pech gehabt hatte, dem übel gelaunten Senbi in die Hände zu fallen.
    »Hast du jemals gesehen, dass Satra von deinem Herrn oder von einem seiner Gehilfen geschlagen wurde?«, forschte derweil Richter Thotmose weiter, obwohl ihm die Reaktion der Angeklagten nicht entgangen war.
    Nach einem kurzen Moment der Nachdenklichkeit, bejahte Piay. »Aber nur von Abischemu und Raija oder einem der Soldaten. Satra hatte dann immer etwas Böses getan oder war ungehorsam gewesen.«
    »Und weißt du, was sie Böses getan hatte?«, erkundigte sich Thotmose weiter, und der Junge schüttelte verneinend den Kopf. »Gut, Piay, dann darfst du jetzt wieder an deinen Platz zurückgehen.« Der Knabe gehorchte und wurde von einem der Gerichtsdiener weggeführt. »Als Nächstes soll die Dienerin Scherit dem Gericht Rede und Antwort stehen.«
    Eine schlanke Nubierin wurde von einem anderen Gerichtsdiener in die Mitte des Hofes gebracht. Sie warf einen kurzen Seitenblick auf die kniende Satra, bevor sie sich tief vor dem Richter verneigte.
    »Nenne uns deinen Namen!«
    »Er lautet Scherit.«
    »Du bist eine Dienerin im Hause des Kaufmanns Senbi? Was tust du dort?«
    »Ich bin für das Saubermachen der Privaträume meines Gebieters zuständig«, antwortet Scherit ohne Umschweife. »Ich fege und wische die Böden und entferne täglich den Staub von den Möbeln. Außerdem bringe ich zweimal in der Woche die schmutzige Wäsche meines Gebieters zum Tor, wo sie von den Wäschern abgeholt wird. Kommt sie sauber

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