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Das Geschenk des Osiris

Das Geschenk des Osiris

Titel: Das Geschenk des Osiris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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berichtete ihm«, hob er an, »dass Senbi wütend auf ihn sei, weil Ibiranu ihm das Geschäft mit den Holzlieferungen vor der Nase weggeschnappt hatte, und dass er auf Rache sann. Mein Gebieter hatte sich Gift besorgt, womit er Ibiranu töten wollte ...«
    »Weißt du, woher er das Gift hatte?«, fiel ihm Thotmose ins Wort, und der Schmerbäuchige verneinte bedauernd.
    »Darüber ist mir nichts bekannt. Ich hatte nur durch Zufall mitbekommen, dass Raja ihm eine Phiole übergab. Die beiden ahnten nicht, dass ich sie, zugegeben ungewollt, belauscht habe. Als ich später ein Kleid mit einer kleinen Innentasche für Satra kaufen sollte, habe ich mir meinen Reim darauf gemacht und es Ibiranu erzählt.«
    »Was genau hast du Ibiranu erzählt, Amunmose? Heraus mit der Sprache. Anderenfalls werde ich es mit dem Stock aus dir herausholen lassen«, drohte Thotmose vorsorglich, obwohl der Hausverweser bisher gehorsam auf seine Fragen geantwortet hatte.
    Amunmose zuckte erschrocken zusammen und duckte sich. »Mir war nicht entgangen, dass Satra mit einem Mal besser behandelt wurde als üblich. Zudem wusste ich, dass Senbi auf Rache sann und Ibiranu schaden wollte. Eines Abends beobachtete ich, dass Satra zusammen mit Abischemu das Grundstück verließ, und bin den beiden heimlich gefolgt. Abischemu zeigte Satra den Weg ins Händlerviertel und brachte sie genau zu jenem Gasthaus, in dem Ibiranu abzusteigen pflegt. Somit stand für mich fest, dass Satra auserkoren worden war, sich an Ibiranu heranzumachen. Was genau sie aber tun sollte, blieb mir rätselhaft, bis ich von dem Röhrchen mit dem Gift erfuhr und den Auftrag erhielt, ein Kleid, Sandalen sowie eine Perücke für die Dienerin zu kaufen.«
    »Ist diese Dienerin hier anwesend?«
    Amunmose bejahte und zeigte auf die Angeklagte. »Das ist sie, Herr.«
    Also hatte sie doch die Wahrheit gesprochen, durchfuhr es Thotmose. Er sah zu der Frau, die erleichtert schien, dass es endlich einen Zeugen gab, der ihre Worte, zumindest zum Teil, bestätigen konnte.
    »Warum hast du von Ibiranu verlangt, dass er deinen Namen nicht nennen soll?«
    »Aus purer Angst, Erhabener.« Unwillkürlich traten Amunmose Schweißperlen auf die Stirn, und Thotmose war sich sicher, dass sie nicht nur der Hitze geschuldet waren, die im Gerichtshof herrschte. »Ich fürchtete um mein Leben, denn mir war klar, dass Senbi sehr schnell dahinterkommen würde, dass er verraten worden ist. Sicher ist er genauso rasch auf mich gekommen, da ich spurlos verschwunden war.«
    »Aber von Ibiranu wusstest du doch, dass Senbi mit seinen Männern Theben verlassen hat. Warum bist du nicht vor Gericht erschienen und hast deine Aussage gemacht?«, bohrte Thotmose weiter, der sich ungemein darüber ärgerte, dass sich wegen des Fehlverhaltens des Haushofmeisters die Verhandlung in die Länge gezogen hatte.
    Verlegen stand Amunmose mit hängendem Kopf vor dem Richter. »Ich weiß es nicht. Ich hatte wohl zu viel Angst.«
    »Ist dir eigentlich bewusst, dass du ein Gerichtsverfahren behindert hast und dafür bestraft werden wirst?«, zischte Thotmose aufgebracht, der seinen Zorn nicht mehr zurückhalten konnte.
    Entsetzt sah der Getadelte ihn an und sank vor seinem Platz auf die Knie. »Bitte, Hoher Herr«, flehte er inbrünstig, »du musst mir glauben, ich hatte unbändige Furcht. Wenn mein Herr Senbi sich nicht scheute, den Syrer zu töten, dann hätte er auch nicht gezögert, mich durch seine Männer umbringen zu lassen«, orakelte er und rang verzweifelt die Hände. »Bitte, edler Richter, du musst meine Beweggründe verstehen und mir mein Handeln verzeihen. Mein Gebieter ist nicht der liebenswerte Kaufmann, so wie ihn die Leute kennen. Er ist gefährlich und schreckt, wie du jetzt erfahren hast, selbst vor Mord nicht zurück.«
    »Ist so etwas schon einmal vorgekommen?«, fragte Thotmose etwas ruhiger.
    »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Es war aber nicht gerade ratsam, ihm unter die Augen zu treten, wenn er wütend war.«
    Neugierig winkelte Thotmose den rechten Arm vor der Brust an, stützte sein Kinn in die linke Handfläche und betrachtete interessiert Amunmose. Würde er jetzt auch noch die Bestätigung aus dessen Mund erhalten, was Satra Senbi und seinen Mannen vorgeworfen hatte?
    »Drücke dich etwas genauer aus!«, forderte er ihn auf.
    »Also gut, Erhabener.« Amunmose drückte den Rücken durch und war fest entschlossen, alles aufzudecken, was hinter den hohen Mauern von Senbis Anwesen geschah. »Wenn der

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