Das geschenkte Leben
wenn wir allein sind.«
Er blickte über die Schulter und sagte leise: »Kätzchen, der Boß ist wach.«
»Ich weiß. Aber er ist in sein Zimmer gegangen und hat die Tür geschlossen. Siesta. Er wird gleich schlafen. Aber ich wollte dich nicht erschrecken, Tom, Liebster. Komm zu mir ans Geländer, ich will dir was zeigen. Kannst du segeln? Oder kennst du dich nur mit Fischkuttern aus?«
»Segeln? Klar, ich bin an der Chesapeake Bay aufgewachsen. Jollen und so.«
»Hast du schon mal einen Trimaran gesegelt?«
»Nein. Bin nur einmal auf einem mitgefahren, als ich sechzehn war.«
»Was denkst du von ihnen?«
»Hängt davon ab, was man damit machen will. Sie sind in Ordnung, wenn du etwas haben willst, das Platz und Bequemlichkeit bietet, eine Art Hausboot. Aber ich würde keinen ohne Hilfsmotor nehmen. In engen Gewässern können sie so unbeholfen wie zwei Leute in einer Badewanne sein.«
»Hast du es schon mal in einer Badewanne probiert, Tom?«
»Klar, wer hat es nicht? Gut für einen Spaß, aber ein Bett ist besser. Oder ein Boden.«
»Wie ist es mit einer Matte zum Sonnenbaden?«
»Kätzchen, es macht dir Spaß, mich zu erschrecken. Du bringst es noch so weit, daß wir ertappt werden.«
»Es war nur eine rhetorische Frage, Lieber. Ich wollte dich nicht in Angstschweiß bringen. Sag mir, glaubst du, daß Hester und Jake es je gemacht haben?«
Er grinste. »Bestimmt nicht. Aber ich kann dir was sagen.«
»Dann tue es, Tom, du hübscher Kater.«
»Hester hätte gar nichts dagegen, aber sie traut sich nicht. Sie glaubt, der Boß sei Gottes rechte Hand.«
»Nun, das glaube ich auch. Aber das hindert mich nicht daran, meinen schönen Kater mit den Muskeln zu lieben. Wie würdest du darüber denken? Jake und Hester.«
»Ich?« Er blickte verdutzt. »Hör zu, du weißt, daß ich nicht dafür bin, einen Zaun um eine Frau zu machen. Würde sie nur auf den Gedanken bringen, rüberzuspringen. Lieber würde ich das Tor für sie offen lassen. Hester ist in Ordnung – ließ sich nicht scheiden, als ich eingelocht wurde, nahm mich wieder auf, als ich rauskam. Hester und der Boß? Meinetwegen, wenn sie wollen.«
»Mm – geben wir ihnen eine Chance, Tom. Es könnte eine Versicherung für uns sein, später.«
Er nickte nachdenklich. »Klug gedacht, Kätzchen. Aber wie? Und würde er? Der Boß?«
»Ich glaub bestimmt, daß er würde, wenn er wüßte, daß es sicher ist. Daß er nicht gestört wird, meine ich. Das Hauptproblem ist Eve. Hmm … du könntest für mich einkaufen fahren, und ich könnte Hester bitten, Mr. Salomon das Essen zu bringen. Und dann könnte ich Eve einladen, mit uns zu kommen.«
»Wenn einer von den anderen hier oben ist? Nicht gut.«
»Wir müßten eine Zeit auswählen, wo du Dienst hast. Jake wird nicht gleich nach einem Ersatzmann schicken; er wird höchstens den Aufzug sperren. Er ist um meine Sicherheit besorgt, nicht um seine.«
»Vielleicht. Könnte klappen, wenn er es will. Du wirst hübsch rund, überall. Schöner denn je, Kätzchen. Äh … bist du sicher, daß der Boß schläft?«
»Sicher genug, daß ich es riskieren würde. Aber ich will dich nicht beunruhigen, Liebster. Willst du erst abwarten und sehen, wie mein Plan mit Jake und Hester ausgeht?«
»Äh … zum Teufel, bis dahin könnten wir alle tot sein.«
»Komm, gehen wir in mein Zimmer.«
– KAPITEL –
ZWEIUNDZWANZIG
Die Harvard University GmbH hat beschlossen, sämtliche Zahlungen einzustellen, bis das Studentenparlament einen neuen Universitätspräsidenten gewählt hat. Die beiden rivalisierenden Parlamente so wie der Fakultätssenat bezeichneten diese Vorgehensweise als »verabscheuungswürdig und unverantwortlich«. Der Generalsekretär der Gewerkschaft der Privatpolizisten, Leibwächter und Chauffeure in der AFL beglückwünschte auf der Jahreshauptversammlung die Stadtverwaltung von Milwaukee, weil sie sich der wachsenden Liste von Gemeinwesen angeschlossen habe, die das Einstellungsverbot für Vorbestrafte im Polizeidienst abgeschafft hätten. »Der ausgezeichnete Erfolg, mit dem Vorbestrafte seit Jahren als private Sicherheitsbeamte tätig sind, beginnt sich bei den Kommunalpolitikern herumzusprechen. Schon die Bibel sagt: ›Willst du einen Dieb fangen, so schicke einen Dieb aus.‹ Wer weiß mehr über Strolche und Verbrecher, als ehemalige Strolche und Verbrecher? Führende Wissenschaftler haben längst erkannt, welche Möglichkeiten für die Resozialisierung entlassener Strafgefangener sich
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