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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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zu erkennen war, durchzogen Risse den Stoff. Es war mir ein Rätsel, wie ich nicht hatte bemerken können, dass der Stoff durch mein Blut an meinen Armen klebte und unangenehm feucht war. Kein Wunder, dass ich mich so kraftlos fühlte. Wenn ich ehrlich sein musste, sah ich aus wie ein Opfer aus einem Teenie-Horrorfilm. Ich war so voll mit Blut, dass es fast unmöglich schien, dass es kein verzierendes Kunstblut war.
    »Merkst du überhaupt nichts, wenn du in der Blutsicht bist?«, fauchte Keira mich an und knallte ihren Rucksack ohrenbetäubend auf den Boden. Ihr Vorsatz keinen Lärm zu machen, um unbemerkt zu bleiben, schien völlig vergessen. Ich schüttelte stumm den Kopf. Ich merkte es wirklich nicht. Wir waren heute Morgen in eine Gruppe von Erdwesen gelaufen. Es waren ungefähr dreißig gewesen. Der Kampf hatte nicht lange gedauert, aber der enge Raum war mir wohl zum Verhängnis geworden. Jetzt starrte ich ein wenig beschämt auf meinen eigenen Körper, der aussah, als habe man ihn durch einen Fleischwolf gedreht. Meine Beine sahen nicht viel besser aus als meine Arme oder mein Oberkörper. Überall hatten kleine, scharfe Krallen meine Kleidung zerfetzt und in mein Fleisch geschnitten. Fast hätte ich mir meine Schuhe ausgezogen, um sicherzugehen, dass ich noch alle zehn Zehen besaß. Ich schien es nicht zu bemerken, wenn man mich in kleine Scheiben schnitt, also würde ich es auch bestimmt nicht merken, wenn mir ein Zeh abgeschlagen wurde. Alleine die Tatsache, dass ich keine nassen Füße hatte, hielt mich von meinem Vorhaben ab.
    »Ehrlich. Warum hast du nichts gesagt? An deinen Fingern tropft schon das Blut. Das kannst du unmöglich nicht bemerkt haben.«
    Bei ihren Worten zuckte ich ein wenig unwillkürlich zusammen. Ich hatte es ganz einfach nicht bemerkt. Ich bemerkte im Moment rein gar nichts. Nicht mal jetzt tat mir einer der Schnitte weh. Es war nur der kurze Moment von Keiras Berührung gewesen, bei dem ich etwas gemerkt hatte. Jetzt schien es wieder, als würde mein Körper im Koma liegen und nicht mitbekommen, dass er nach und nach verstümmelt wurde.
    »Gott, scheiße, Janlan, was ist los mit dir?«
    Sie funkelte mich wirklich wütend an, während sie energisch in ihrem Rucksack, wahrscheinlich nach Verbänden, suchte. Wieder sah sie zu mir auf und kam dann mit einem wütenden Schnaufen auf die Beine.
    »Setz dich«, sagte sie und drückte mich dabei schon an die Wand, damit ich, bei dem Versuch mich zu setzten, nicht umfallen würde. Erst als ich auf dem Boden saß, nahm sie ihre Suche wieder auf. Ich biss mir schuldbewusst auf die Lippen. Mitten unter einer Fackel zu sitzen und das weit weg vom letzten Unterschlupf, war mehr als dumm. Aber vorübergehend interessierte Keira meine Gesundheit mehr als die Sorge um herannahende Gefahr. Verlegen und schuldig biss ich mir weiter auf die Lippe und kaute so lange auf ihr herum, bis ich wieder einmal den vertrauten Geschmack von Metall wahrnahm. Ich stöhnte innerlich. Widerlich. Aber ich stank ja eh schon wie eine verrostete Schrottkiste.
    »Scheiße«, fluchte Keira zum hundertsten Mal, als sie mit dem Kramen aufhörte.
    »Die Verbände sind leer. Du hast es geschafft alle Verbände aufzubrauchen!«
    Sie musterte mich mit einem strafenden Blick, der schließlich über meine Bluse wanderte.
    »Zieh die aus«, sagte sie trocken und wies mit einem Nicken auf den Fetzen, der wirklich mal eine Bluse gewesen war.
    »Ich soll die Bluse ausziehen?«, fragte ich nach und dachte schon fast, dass ich sie falsch verstanden hatte.
    »Ja, du sollst die Bluse ausziehen«, erwiderte sie, als würde sie mit einem begriffsstutzigen Kind sprechen.
    »Eh ... Okay«, nuschelte ich und versuchte mit meinen blutverschmierten Fingern die Knöpfe zu lösen. Ein äußerst schweres Unterfangen. Keiras Blick beschleunigte die Sache auch nicht besonders. Er war so durchbohrend und vorwurfsvoll und auch besorgt, dass es mir unmöglich war, ihrem Blick auch nur für eine Sekunde zu begegnen. In den kurzen Momenten, in denen ich sie ansah, konnte ich auch an ihr Kratzer sehen, aber diese waren so oberflächlich und klein, dass sie nicht mal wirklich geblutet hatten.
    Als ich es endlich geschafft hatte, den nassen Stoff über die geschundene Haut zu schieben, ohne dabei auch noch wie ein geschlagener Hund zu winseln, streckte Keira mir bereits ihre Hand entgegen.
    »Gib schon her.«
    So langsam fing sie an mir auf die Nerven zu gehen. Ich hatte sicherlich keinen Spaß daran, so

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