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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Seite kippte und in eine erneute Ohnmacht fiel oder in einen Schlaf, der dem verdammt nahe kam. Ich spürte ein Zerren an meinem Körper, aber es interessierte mich nicht weiter. Ich wollte das weiche, neutrale Schwarz genießen, das mich so unbeeindruckt und gleichgültig umgab und die Welt vor meinen Augen verbarg.

    Wie meistens brauchte ich einen Moment, um mich daran zu erinnern, dass der Albtraum Wirklichkeit war und der Traum genau das: ein Traum. Ich wollte gerade genervt bei dieser Erkenntnis aufstöhnen, als sich eine Hand so ruppig auf meinen Mund presste, dass mir dir Lippe an meinen eigenen Zähnen aufriss. Was zum Henker war jetzt schon wieder los?
    »Schh!«, hauchte Keira mir ins Ohr und verringerte dabei jedoch nicht im Geringsten den Druck auf meinem Mund. Das Blut sickerte immer weiter aus meiner Lippe und verteilte seinen widerlichen Geschmack. Wenn Keira mich nicht bald losließ, würde ich mich in ihre Hand übergeben. Auch wenn ich mir gerade nicht sicher war, ob sich überhaupt irgendetwas in meinem Magen befand. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal etwas gegessen?
    »Ich glaube, dahinten sind welche«, hauchte sie erneut. Es war beeindruckend, wie leise sie flüstern konnte. Wäre ihr Mund nicht direkt an meinem Ohr, ich war sicher, ich hätte sie nicht gehört. Ich hingegen würde nicht so leise flüstern können und auf einen erneuten Kampf hatte ich ganz sicher keine Lust, also hielt ich vorerst lieber meine Klappe. Ich wechselte in die Seelensicht, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass ich nichts würde sehen können. Naja, nichts außer Keira. Ich wurde nicht enttäuscht oder eigentlich ja doch. Sofort überkam mich eine Welle des Frustes, als ich einsehen musste, dass ich die Wesen wirklich nur mit der Blutsicht sehen konnte. Ich konnte die Flüche in meinem Kopf kaum stoppen. Ich wollte nicht in die Blutsicht. Nie wieder. Ich wollte nicht wieder zu diesem Monster werden. Warum konnte ich sie nicht sehen, wenn ich in der Seelensicht war? Sie waren einmal Menschen gewesen. Es kann einfach nicht sein, dass ihre ganzen Seelen ausgelöscht wurden, ohne die winzigste Spur zu hinterlassen. Es musste doch einen Schlupfwinkel für mich geben. Erneut wollte ich frustriert aufstöhnen und hatte schon wieder ganz vergessen, warum ich überhaupt wieder darüber nachdachte. Unwillkürlich nahm Keiras Druck zu und ich würgte von dem metallenen Geschmack. Mein Blut lief nun auch über ihre Finger, aber sie schien es gar nicht zu bemerken.
    »Hör auf!«, zischte Keira mir ins Ohr und ich erstarrte. Was hatte ich getan? Allmählich wurde das Verlangen, das Blut auszuspucken, unerträglich. Es machte mich einfach krank. Und daran zu denken, wie viel ich vergossen hatte, verstärkte seine Wirkung nur.
    »Nicht bewegen!«, zischte sie erneut. Worauf wartete sie? Ich hörte nicht das Geringste.
    »Köira waos -«, man hörte sich das bescheuert an, wenn ich versuchte mit einer auf den Mund gepressten Hand zu sprechen und bis zum Ende hatte sie mich noch nicht mal kommen lassen. Ich war wirklich versucht, ihr in die Hand zu beißen. Was glaubte sie denn, was ich machen würde? Aus unserem Versteck rennen und ›Hier sind wir!‹ brüllen? Ich wollte gerade an ihrer Hand ziehen und dieses Mal hätte ich mich nicht abwimmeln lassen, als ich schlurfende Schritte hörte. Sie waren so nah, dass ich mir sicher war, dass ich sie berühren könnte, wenn ich nur die Hand ausstreckte. Ich spürte, wie Keiras Körper sich anspannte und meiner tat es ihr wie ein Spiegelbild nach. Einmal mehr musste ich mich wohl bei Keira bedanken. Auch wenn es mir ein Rätsel war, wie sie die Wesen so viel früher als ich hatte hören können. Ich konnte nicht sagen, wie lange wir ungerührt verharrten. Nach den Schmerzen in meinen Muskeln und Gelenken zufolge war es eine ganze Weile. Entweder zog gerade eine ganze Armee an uns vorbei – und der Gedanke war wirklich erschreckend – oder sie waren alle bereits wieder in der Dunkelheit verschwunden. Ich hielt es kaum noch aus, meine Pose beizubehalten. Meine Knie schrien danach, entlastet zu werden. Warum hatte ich mich auch hinknien müssen? Ich konnte nie lange knien. Wieder fluchte ich, ohne auch nur einen Ton von mir zu geben. Langsam reichte es wirklich. Da war es ja fast angenehmer und schmerzfreier von kleinen Krallen durchbohrt zu werden. Oder vielleicht war das dann doch ein wenig übertrieben.
    »Sie sind weg«, sagte Keira wieder in normaler Lautstärke und

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