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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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gerade fühlte. Die Dunkelheit war mir nun plötzlich mehr als willkommen. Sie war wie ein Freund, der schweigend meine Tränen verbarg und mir erlaubte, alleine zu sein, ohne es sein zu müssen. Eigentlich hatte Keira diese Dunkelheiten immer für mich erleuchtet, alleine mit dem Licht ihrer Anwesenheit. Aber dieses Gefühl hatte ich nicht mehr. Oder zumindest nicht mehr so stark. Selbst sie konnte gegen meine Schmerzen nicht viel machen. Ihre Anwesenheit war nur ein schwacher Trost, der hinter mir flimmerte und vergeblich versuchte, die Schatten um mich herum zu vertreiben. Licht und Dunkelheit. Sie waren in mir so verworren, dass ich sie nicht mehr auseinanderhalten konnte. Es war unmöglich zu sagen wer gewinnen würde. Hoffnung oder Hoffnungslosigkeit, Angst oder Mut, Liebe ... oder Hass. Ich wusste nicht, welches von beidem am Ende meines Weges wartete. Und das machte mir vielleicht am meisten Angst. Was, wenn ich Craig für immer verlor? Die Rachsucht würde so groß sein, dass ich vielleicht nie wieder aus der Blutsicht auftauchen würde. Der Hass würde mich ganz sicher verzerren, bis nur noch mein Äußeres an mich erinnerte, wenn das mit den roten Augen überhaupt möglich war.
    »Licht oder Dunkelheit, Liebe oder Hass«, murmelte ich so leise zu mir selbst, dass Keira es unmöglich hören konnte.

Blinder Zorn

    Es dauerte nicht lange, bis ich die ewige Dunkelheit satt hatte. Das schale Licht der weit entfernten Fackeln änderte daran nichts. Es war unmöglich zu sagen, wie weit wir an einem Tag liefen oder wie viel Zeit wir damit verbrachten, uns zu verstecken. Keira hielt mich stets davon ab, meine Taschenlampe herauszuholen oder sonst irgendetwas zu machen, was uns an eventuell in der Nähe befindliche Erdwesen verraten hätte. Dass das nicht ausreichte, um sie uns vom Hals zu halten, war klar. Oder zumindest war ich der Meinung und wartete eigentlich nur auf einen weiteren Zusammenstoß. Das war vielleicht nicht die beste Einstellung, aber es fiel mir viel zu schwer, die Dinge positiv zu sehen. Immer wieder hatte ich versucht meinen Gedanken einen positiven Ton zu verleihen, aber allein die Versuche kosteten mich so viel Kraft, wie ein tagelanger Marathon. Ich merkte, dass meine Gedanken wieder abstumpften, bis sie fast ganz verstummten und ich mich einfach nur noch darauf konzentrierte einen Fuß vor den anderen zu setzten und Keiras Befehle auszuführen. Alles andere verbrauchte Kraft, die ich nicht besaß. Als es darum ging das Amulett zu finden und Keiras vorübergehenden Tod zu verarbeiten, hatte ich Craig gehabt, der mir immer wieder die Kraft gab weiter zu gehen. Auch wenn Keira mir nicht weniger bedeutete, so war es, als wäre ich am Ende. Ich nickte nur noch, wenn sie sagte, dass wir das Medaillon bekommen und Craig retten würden. Jedes Mal lächelte sie mich so ehrlich an, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam, nicht angemessen oder mit ebenso viel Optimismus reagieren zu können.
    »Janlan!«, schrie Keira mich an und riss mich am Arm herum. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie mit mir gesprochen hatte. Alles, was ich jetzt ohnehin fühlte, war ein stechender Schmerz, der an meinem Unterarm ausbrach und immer weiter in meinen Körper sickerte. Es fühlte sich an, als hätte ich einen wirklich starken Stromschlag bekommen. Mein Kopf fing an zu schwirren und ich versuchte, Keiras Gesicht zu fixieren. Was zur Hölle war jetzt passiert?
    »Scheiße!«, fluchte Keira plötzlich viel zu laut.
    Ich sah sie verwirrt an. Ich war doch diejenige, die gerade einen Schlag verpasst bekommen hatte. Oder irgendetwas Ähnliches.
    »Seit wann bluten deine Schnitte wieder!«
    »Schnitte?«, fragte ich noch verwirrter. Was für Schnitte? Viel zu ruppig riss Keira meinen Arm hoch und zeigte mir ihre andere Handfläche. Sie war rot mit Blut. Wie es schien rot mit meinem Blut. Angestrengt versuchte ich im Dämmerlicht etwas mehr von meinem Arm zu erkennen als nur die Form.
    »Verdammt, Janlan! Wie hast du das hinbekommen!«
    Ich musste Keiras Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass sie verärgert und zugleich besorgt war. Ich drehte mich um und ging zu der nächsten Fackel. Erst als ich direkt unter dem flackernden Licht stand, sah ich, weshalb Keira so aufgebracht war. Unser letzter Zusammenstoß mit den Erdwesen war alles andere als unbemerkt an mir vorbei gegangen. Die Bluse, die gestern noch blau-grau gemustert war, wies jetzt überwiegend rote Flecken auf und dort, wo die ursprüngliche Farbe noch

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