Das geschwaerzte Medaillon
schienen keine Einwände zu haben. Ich sah sie einfach nur völlig verwundert und sprachlos an. Ich hatte erwartet, dass sie anfangen würde über die Möglichkeiten einer Flucht zu sprechen.
»Wen?«, fragte Jason begierig. Er wollte zurück an die Erdoberfläche. Zurück in die Welt. Das war ganz eindeutig und mehr als verständlich. Wer schon würde hier nicht fliehen wollen, wenn er noch ganz bei Verstand oder eher Seele war.
»Er heißt Craig Selton.«
Ich sprang vom Stuhl auf, ohne dass ich es wirklich gemerkt hatte. Sein Name hatte mir einen Stich versetzt.
»Keira!«, knurrte ich warnend. Sie wollte mich manipulieren. Sobald sie wüsste, wo Craig war, würde ich alle Vorsicht und jede Verantwortung vergessen, nur um ihn zu sehen. Craig hatte mir bei unserem ersten Treffen gesagt, dass er nicht wollte, dass ich mein Leben für seines opferte. Ich wusste, dass sich daran nichts geändert hatte. So sehr ich mich dafür hasste. Er würde nie wollen, dass ich ihn rettete und dafür alle anderen womöglich verdammte. Was Keira da gerade tat, war nicht fair. Wie konnte sie die Leben aller anderen so viel weniger schätzen.
Warum war ich nicht in der Lage, um mein und sein Leben zu kämpfen? Ich fühlte mich, als hätte ich schon lange aufgegeben. Als wäre die Tat, Keira den Seelentropfen zu geben, meine letzte gewesen. Als wäre ich jetzt bloß noch eine Randfigur.
Zorn flammte in mir auf. Zorn über die Ungerechtigkeit, dass ich nicht leben durfte. Zorn darüber, dass Craig meinetwegen sterben könnte. Zorn darüber, dass andere meinetwegen sterben würden, wenn ich Craig rettete. Zorn über Keiras Sturkopf. Über ihren unbeugsamen Willen nicht zu erkennen, was wirklich um uns herum geschah. Zorn, dass ich zum Teil ein Monster war. Ein Monster, das Leander unwahrscheinlich anzog und das vielleicht sogar ein wenig von ihm angezogen wurde. Zorn darüber, dass ich mich so machtlos fühlte. Meine Sicht flammte rot auf und ich rannte aus dem Keller, bevor ich noch jemanden in meinem Blutrausch umbringen würde. Ich hatte die Pforte zu meinen Gefühlen geöffnet und was sich dahinter befand, war purer, überwältigender Zorn. Wie kopflos rannte ich durch die Stadt und hoffte, dass die Bewegung alleine ausreichen würde, um die Blutsicht zu vertreiben.
Ich lenkte meine Schritte nicht, ich hatte gar nicht die Wahl sie zu lenken. Sie rissen mich mit sich und führten mich in die riesige Halle des Palastes. Innerlich lachte ich über meine Frage, wie es sich anfühlen würde, wenn der eigene Körper von jemand anderem kontrolliert wurde. Ich wusste es bereits. Ich hatte es gewusst, von dem ersten Mal, da die Blutsicht mich überkam.
»Liebste«, erklang die berauschende Stimme von Leander von der anderen Seite der Halle.
Ich stürzte mich auf ihn und dann wurden meine Gedanken schwarz.
Verzweifelte Versprechen
»Das hättest du nicht versuchen sollen, mein Herz.«
Seine Stimme drang wie durch einen Traum zu mir.
»Jetzt weiß ich, dass du dich mir nicht widersetzen kannst. Du gehörst mir, sobald ich es nur will.«
Ich erstarrte. Was war eben geschehen? »Und dabei habe ich die ganze Zeit den Kampf mit dir gefürchtet. Wer hätte gedacht, dass die alten Philosophen sich geirrt haben. Es scheint, als wäre der Körper trotzt allem stärker als die Seele.«
Er strich eine meiner Haarsträhnen zurück und sogleich entbrannte der Schmerz, den seine Berührungen bei mir auslösten.
»Oh, es war so einfach«, hauchte er und sein Mund war dabei meinem so nahe, dass ich seinen süßlichen Atem schmecken konnte. Wieder versuchte ich zurückzuweichen, aber es gelang mir nicht. Erst jetzt bemerkte ich die Arme, die mich umschlangen und festhielten. Wann war ich in seine Umarmung geraten? Ich wollte mich befreien, versuchte mich mit meinen Händen von ihm wegzudrücken. Ich erstarrte, als ich auf meine beiden Hände sah und keine von beiden einen Verband trug. Meine Hand, sie sah völlig normal aus. Rosa, weich und nicht angeschwollen. Leander strich einen Finger über meine Wange. Sofort brachte das Brennen meine Aufmerksamkeit wieder zu ihm.
»Du weißt es nicht. Oder?«
Ich zwang mich ihn anzusehen. Wovon redete er? Was wusste ich nicht? Panik keimte in mir auf. Was hatte ich noch alles übersehen? Er lächelte zufrieden, als ich meinen Widerstand aufgegeben hatte.
»Du hast es noch nicht durchschaut.«
Der amüsierte Ton in seiner Stimme war alles andere als beruhigend.
»Was?«, fauchte ich.
Er lachte
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