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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Beweis.
    »Janlan, was -«, wollte Keira wieder ansetzten, als eine kleine Explosion unser beider Aufmerksamkeit erlangte. Nicht nur hinter uns strebte nun Rauch in den trüben Himmel. Weißer, undurchdringlicher Qualm entstieg der Motorhaube. Ein Stottern erklang und dann war es vorbei. Die Hetzjagd und das viel zu hohe Tempo hatten den Mustang endgültig geschafft. Die Tachonadel fiel so schnell ab, dass man meinen konnte, Keira hätte eine Vollbremsung hingelegt.
    »Scheiße!«, fluchte ich lautstark. Keira war etwas krisensicherer und befahl nur.
    »Die Taschen und dann raus.«
    Ich tat, was sie sagte und langte nach meiner Tasche auf dem Rücksitz. Es war gut, dass wir nie den Kofferraum benutzten. Die Erdspalte kam immer näher und mit der schrumpfenden Distanz stieg mein Puls spürbar an. Hundert Meter, mehr trennten uns nicht von einem sicher äußerst schmerzhaften bis tödlichen Sturz.
    »Renn!«, schrie ich Keira an, die auf der anderen Seite aus dem Auto sprang. Ich wusste, dass rennen uns nicht weiterhelfen würde. Wir waren der Magie, die uns verfolgte, nicht einmal mit einem Auto entkommen. Wie sollten wir es also zu Fuß schaffen? Meine Lunge brannte bereits nach wenigen Minuten. Ich rannte sicher so schnell wie noch nie in meinem Leben. Und dennoch war es einfach hoffnungslos. Ich spürte, wie das Beben der Erde unter unseren Füßen immer stärker wurde. Es wurde fast unmöglich geradeaus zu rennen. Wir rannten in Schlangenlinien. Hin und her geworfen von der Bewegung der Erde. Hinter uns lauerte der Tod und wir waren machtlos. Ich konnte Seelen sehen und nicht Naturgewalten beherrschen. Und Keiras Beschützerinstinkt sowie ihre Schwerter waren nutzlos. Wut. Unaufhaltsame Wut kroch in meinem Körper empor. Ich hatte die Welt mit Keira nur gerettet, um Monate später in einer magisch erzeugten Erdspalte zu sterben. Ich sollte nicht mal lang genug leben, um zwanzig zu werden. Ich war das Opferschaf für das Leben anderer. Genauso wie Keira. Es schien, als wären wir nur auf dieser Welt, um immer wieder zu sterben. Nur dieses Mal wäre es endgültig.
    Mit jedem Gedanken, der mir kam, entzündete sich das Feuer der roten Sicht immer mehr. Die Regentropfen, die inzwischen auf uns niederprasselten, sahen für mich aus wie Blutstropfen. Fette Blutstropfen, die ihre Blutlachen über die ganze Welt verteilten. Boten, die berichteten, was geschehen würde, wenn Keira und ich für immer in der Spalte verschwanden. Zu unserem Blut würde sich das vieler anderer hinzugesellen. Ich rannte vor Keira. Sie bekam von meiner Verwandlung zur roten Janlan nichts mit. Sie wusste nicht, dass vor ihr ebenfalls der Tod war. Zumindest etwas, das zum Töten bereit war, wenn nicht sogar danach verlangte. Ich drehte mich um und wollte mich auf das stürzen, was uns verfolgte, ob ich es nun bekämpfen konnte oder nicht. Die rote Sicht trieb mich in den Kampf. Nur war da kein Kampf. Alles, was ich sah, war die Erdspalte direkt hinter uns und Keira, die anfing mit den Armen zu rudern. Die Spalte riss ihr den Boden unter den Füßen weg.
    »Nein!«, schrie ich mit einem tiefen Knurren in der Kehle und sprang um Keira herum.
    »Janlan!«, rief Keira erschrocken, schockiert und wütend aus. Ihr Gesicht, das eben noch gezeichnet war von den streitigen Gefühlen, verwandelte sich in eine Maske des verwirrten Erstaunens.
    »Was - «, stotterte sie. Ich stand mit dem Rücken zu ihr und atmete schwer ein, das Knurren klang immer noch in meiner Brust nach. Die Erdspalte hatte einfach gestoppt. In dem Moment, in dem ich vor Keira trat, war sie erstarrt. Sie riss nicht weiter die Erdoberfläche ein. Sie lag still und schien unbeweglich, fast schon natürlich.
    »Janlan, wie hast du das gemacht?«
    Mit immer noch verwirrtem Ausdruck trat sie neben mich. Ein Krachen erklang und die Erdspalte machte einen Satz auf uns zu. Mit einem erneuten Knurren schleuderte ich Keira wieder hinter mich. Erneut erstarb das Zittern der Erde. Keira rappelte sich gerade wieder auf, als ein anderes Geräusch erklang. Ein merkwürdiges metallenes Scharren übertönte die plötzlich eingetretene Stille. Die Hinterreifen des Mustangs schwebten in der Luft über der Spalte. Sie waren einfach abgerutscht und nun hing das einzige Erbstück von meinen Eltern an der Klippe einer Schlucht, die mich eben noch hatte verschlucken wollen. Als Keira wieder in meine Nähe kam, fuhr ich zu ihr herum und funkelte sie bedrohlich an. Etwas, das mir in der roten Sicht sehr wohl

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