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Das geschwaerzte Medaillon

Das geschwaerzte Medaillon

Titel: Das geschwaerzte Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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Baumstamm und betrachtete meine Umgebung im Licht des Mondes. Es war ein merkwürdig mystisches Bild. Über allem schien ein silbriger Schleier zu liegen, der sich hin und wieder leise bewegte. Die Nacht war bei weitem nicht so kühl, wie sie wirkte, sodass ich schon bald die Umklammerung meiner Decke löste. Ich fühlte mich, als würde ich in diese Nacht passen. Alles schien mysteriös und zugleich ein wenig unheimlich. Ein wenig so wie ich. Ich fürchtete die neu entdeckte Seite an mir und ich wusste nicht, wie ich sie kontrollieren sollte. Ich wusste auch nicht, wo sie herkam. Sie hatte eindeutig etwas mit der Magie der Seelenseher zu tun. Diese war jedoch zerstörerisch. Ich konnte mir nicht denken, dass sie von etwas Gutem wie der Seelensicht stammen sollte. Diese Sicht war bedrohlich, ja sogar sehr gefährlich, und sie machte aus mir etwas, das nicht mehr wirklich menschlich schien. Ich wurde zu einem Tier, das von seinen niedrigsten Gefühlen gesteuert wurde und bei dem gesunder Menschenverstand nicht mehr ankam. Sie war trügerisch. Sie trickste mich in das Gefühl, unbesiegbar zu sein, nur um dann geschwächt aufzuwachen. Das Wissen, dass diese Seite in mir existierte, vielleicht sogar aus mir heraus entstand, ließ mich unruhig werden. Ich fürchtete mich vor mir selbst und das, was ich tun konnte oder würde, solange ich in dieser Sicht war. Die Erinnerung an das, was ich in den Tunneln getan hatte, schüttelte meinen Körper und rief Gänsehaut hervor.
    »Eine besondere Nacht, nicht wahr?«
    Ich fuhr erschrocken herum und wäre dabei fast von dem Baumstamm gefallen.
    »Wer ...«, stammelte ich überrascht und versuchte das Gesicht des Mannes auszumachen, der plötzlich hinter mir erschienen war.
    »Celvin. Celvin Repster. Wir haben uns in meiner kleinen Tankstelle kennengelernt. Du bist etwas überstürzt aufgebrochen.«
    Ich hörte an seiner Stimme, dass er lächelte. Er kam langsam um den Baumstamm herum und allmählich konnte ich sein Gesicht und seine Kleidung erkennen. Ich versuchte, so unauffällig wie möglich einen meiner Dolche zu fassen zu bekommen, ohne dass Celvin etwas davon mitbekam.
    »Wie ich sehe, besitzt du einen wachen und vorsichtigen Verstand. Nur richtig so. Es ist nicht gerade alltäglich, dass ein älterer Mann wie ich mitten in der Nacht in einem Wald auftaucht. Aber ich versichere dir, von mir droht dir keine Gefahr. Du kannst die Seelensicht verwenden, ich bin sicher, dann erkennst du, dass ich die Wahrheit sage.«
    Augenblicklich war ich in ihr versunken und für eine Sekunde durchströmte mich Erleichterung, dass meine Seelenenergie nicht blutrot war. Ich richtete meinen Blick auf Celvin, der inzwischen neben mir saß und mich immer noch freundlich anlächelte. Seine Seelenenergie war von einem tiefen, strahlenden Hellblau. Es war das Blau, das für ein Kind immer den Himmel bedeutete. Es war strahlend und absolut rein. Da war keine Nuance eines anderen Farbtons. Keine Abweichung in seiner Helligkeit. Es schien einfach makellos.
    Ich musste ziemlich verdattert aussehen, denn aus Celvins Kehle erklang ein amüsiertes Kichern, das eigentlich nicht zu einem älteren Mann passte.
    »Du scheinst überrascht zu sein.«
    Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich den Griff meines Dolches losgelassen hatte, so fasziniert war ich von Celvins Seele gewesen.
    »Ich ... ich habe ein solches Blau noch nie gesehen.«
    Wieder lächelte er mich freundlich an. Es war das Lächeln eines Großvaters, der gerade seiner Enkeltochter eine wundersame Geschichte erzählte und sich an dem gefesselten Ausdruck des Kindes freute.
    »Da bin ich mir sicher. Von meiner Art gibt es nicht mehr besonders viele. Vielleicht eine Handvoll auf der ganzen Welt verteilt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob außer mir noch jemand lebt.«
    Ich sah ihn verwirrt an.
    »Was bist du?«
    Wieder lächelte er freundlich.
    »Sagen wir, ich bin ein guter Freund aus der Vergangenheit deiner Vorfahren.«
    Erneut konnte ich nichts anderes tun, als den Kopf schief zu legen und ihn weiter verwirrt anzusehen.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Ich bin, sagen wir, eine Art leitender Geist. Wenn du es so nennen willst. Ein Beobachter der Weltgeschichte und Hüter dieser Ereignisse. Ich weiß, wie die Zukunft verlaufen soll und manchmal ist es uns erlaubt, einzugreifen und jemandem wie dir den Weg zu weisen. Ja, ich denke, du könntest mich als Schicksalsengel betrachten. Das dürfte der Name sein, mit dem du am meisten anfangen kannst. Auch

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