Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
hängt stark vom Zustand des Funktionskreises Lunge (siehe > ) ab. Dieser an sich für die Wahrnehmung zuständige Funktionskreis ist verantwortlich für das rechtzeitige Abwehrverhalten. Im Bild des Staubsaugervertreters bedeutet das: Die Lunge nimmt wahr, dass ein lästiger Vertreter kommt, die Leber sperrt schnell die Tür zu.
EINZELSTRATEGIEN
Bei uns im Westen wird häufig von einem starken oder einem schwachen Immunsystem gesprochen. Der entsprechende Begriff »Abwehrschwäche« ist jedoch sehr unpräzise, denn er steht sowohl für häufig wiederkehrende als auch für besonders schleppend verlaufende Infekte. Aus chinesischer Sicht macht es dagegen einen grundlegenden Unterschied, ob jemand selten krank wird, seine Krankheiten dann aber lange dauern, oder ob jemand laufend krank wird und die Erkrankungen schnell wieder loskriegt.
Überprüft man bei Menschen mit »schwachem« Immunsystem die Blutparameter, so stellt man meist fest, dass das System sehr wohl auf höchster Drehzahl arbeitet, das Ergebnis aber mäßig ist. Die »Schwäche« bezieht sich also nicht auf den Kräfteeinsatz, sondern lediglich auf das Ergebnis. In solchen Situationen sind wir gewohnt, immunstärkende Mittel einzunehmen. Die Palette ist riesig. Sie reicht von Echinacin über Vitamin C bis zu Eigenurin. Ist es aber sinnvoll, ein System anzuheizen, das schon aktiviert ist?
Im Gegensatz zur westlichen Medizin sieht die TCM die Abwehrpotenziale nicht als geschlossenes System (Immunsystem), sondern als eine Vielzahl von Einzelstrategien, die zur Infektabwehr notwendig sind.
EIN LERNFÄHIGES SYSTEM
Die TCM misst der Prävention außerordentliche Bedeutung zu. Daher lautet eine ihrer Hauptfragen, wie das Immunsystem so beeinflusst werden kann, dass negative Entwicklungen gar nicht erst in Gang kommen. In diesem Zusammenhang setzt die TCM sehr früh an.
Denn die Entwicklung des eigenen Immunsystems beginnt im ersten Lebensjahr, wenn der immunologische Schutz, den die Mutter ihrem Säugling mitgibt, nach etwa sechs Monaten nachlässt. Ab diesem Zeitpunkt entscheidet sich bei jeder immunologischen Krise, ob das Immunsystem seine Verteidigungsarbeit erfolgreich erledigt oder nicht. Das ist insofern von Bedeutung, als jede Entzündung oder jeder Infekt, der im Laufe des Lebens eintritt, als möglicher Beginn einer chronischen Erkrankung gilt. Zwar ist ein Infekt nicht zwingend die Ursache späterer Krankheiten, aber er kann es sein. Und wie die Erfahrungen uns zeigen, ist es tatsächlich häufig so. Schon eine Erkältung kann die Weichen für spätere chronische Entwicklungen stellen. Deshalb ist es wichtig, dass das Immunsystem lernt, sich gegen einen Infekt zu behaupten. Und es lernt, indem es fortwährend zusätzliche Kompetenzen erwirbt.
Wie oben schon erwähnt, geht die TCM davon aus, dass sich das Immunsystem aus zahlreichen einzelnen Konzepten und Antworten, also Strategien, zusammensetzt. Je mehr Erfahrungen es gespeichert hat, desto einsatzfähiger ist es. Jeder Infekt – sofern er durchlebt und nicht nur medikamentös unterdrückt wird – bietet ihm die Chance, Neues hinzuzulernen. Daher nützt es nichts, das Immunsystem schonen zu wollen. Es lernt nur in der Auseinandersetzung und es geht darum, dass es für jedes einzelne Problem die entsprechende Antwort findet.
Das Immunsystem lernt also im Laufe des Lebens unentwegt hinzu. So verfügt es über immer mehr Erfahrungswerte, auf die es im Bedarfsfall zurückgreifen kann. Die grundlegene Basis dieser Erfahrungen sind jene Immunmuster, die wir uns bei unseren ersten Infekten erwerben.
IMMUNMUSTER
Die TCM definiert die Immunmuster sehr genau. Dabei bezieht sie sich allerdings nicht auf die Erreger von Infekten, sondern auf vergleichbare Krankheitsbilder und benennt die Muster nach klimatischen Einflüssen. Die Grundmuster habe ich oben bereits beschrieben. Sie treten jedoch in allen erdenklichen Kombinationen auf, weshalb Infekterkrankungen bei jedem Menschen anders verlaufen.
Generell tragen alle Krankheiten eines Immunmusters, wie etwa des Musters »Kälte«, gemeinsame Merkmale, anhand deren sie identifiziert und diagnostiziert werden können. Wie vielfältig und verzweigt die Zusammenhänge sein können, soll das Beispiel der Kniegelenksschmerzen verdeutlichen.
KNIE UND BLASE – EIN KÄLTEMUSTER
Sehr viele Menschen leiden unter Knieschmerzen. Da die Knie statisch stark belastet sind, lässt sich der Schmerz auch nicht durch eine Schonhaltung korrigieren und es entsteht
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