Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
Immunprobleme nicht bewältigt, sondern im Gegenteil sogar viel größer geworden. Wir haben es mittlerweile mit drei großen Problembereichen zu tun: mit resistenten Keimen, mit Immundefektsyndromen und mit der Zunahme von Autoimmunerkrankungen.
AKTUELLE PROBLEMBEREICHE
› Aufgrund extrem kurzer Vermehrungszeiträume von bis zu 15 Minuten sind Bakterien in der Lage, sich sehr schnell an schwierige Umweltbedingungen anzupassen. Zu diesen Anpassungsleistungen gehört die Fähigkeit, sich an giftige Stoffe zu gewöhnen, sogenannte »Resistenzen« zu entwickeln. Mittlerweile sind zahlreiche Bakterienstämme weitgehend resistent, d. h. unempfindlich gegen die gängigen Antibiotika.
› In den letzten Jahrzehnten wurden zunehmend neue Immundefektsyndrome identifiziert und ihre Zahl hat stark zugenommen.
Am bekanntesten ist das durch ein Virus verursachte AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrom = erworbenes Immundefektsyndrom). Beunruhigend dabei ist, dass es sich hierbei nicht um eine klassische Infektion handelt, die durch die Erregertötung abgeschlossen wird. Vielmehr geht es hier um einen schleichenden Zerstörungsprozess des Immunsystems, der sich bisher zwar verlangsamen, aber nicht ausheilen lässt.
› Darüber hinaus vergrößert sich stetig die Zahl der Autoimmunerkrankungen, zu denen z. B. Rheuma, Schuppenflechte und viele weitere, z. T. weitverbreitete Krankheiten zählen.
Bei diesen Erkrankungen wendet sich das Immunsystem gegen den eigenen Organismus, indem es körpereigenes Gewebe fälschlicherweise als Fremdkörper identifiziert, den es dann auch entsprechend bekämpft. Es kommt zu Entzündungen und Schäden an den betroffenen Organen.
LANGSAMER FORTSCHRITT
Die Fortschritte auf medikamentösem Gebiet halten sich hingegen in Grenzen. Während das Erregerspektrum (neben Bakterien auch viele Viren und Pilze) stark gewachsen ist, werden keine neuen Substanzklassen mehr gefunden, die – wie die alten Penizilline – den menschlichen Organismus nur wenig belasten. Vielmehr greifen moderne Antibiotika (wie z. B. die Gyrasehemmer) deutlich mehr in den Zellstoffwechsel ein und bringen weitaus stärkere Nebenwirkungen mit sich als die frühere Antibiotika-Generation.
Die drei Problembereiche zeigen, dass insgesamt die Problematik in den letzten Jahrzehnten nicht einfacher geworden ist, sondern wesentlich komplizierter.
PERSPEKTIVEN DER TCM
Die TCM hat sich bereits sehr früh mit der Immunologie auseinandergesetzt und auf diesem Gebiet konkrete Ideen entwickelt (eine der wesentlichen ist die der Infektionsmuster).
Gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. verfasste der berühmte Arzt Zhang Zhongjing das Shanghan lun – die Abhandlungen über schädigende Kälte . Dieses klassische Buch der Immunologie ist bis heute eines der wichtigsten Handbücher chinesischer Ärzte. Und wie es lange Zeit in China üblich war, wurde das Wissen dieses Buches durch Auswendiglernen von Generation zu Generation übermittelt.
Über hundert von Zhang Zhongjings mannigfaltigen Rezepten nehmen noch heute in der Therapie von Infektionskrankheiten einen zentralen Platz ein. Und das nicht nur in China, sondern in ganz Ostasien – was den weitreichenden Einfluss der TCM zeigt.
info
Zhang Zhongjingn
Zhang Zhongjing wurde 150 n. Chr. geboren.
Er absolvierte nicht nur eine medizinische Ausbildung, sondern erlangte auch einen Doktortitel in Literatur und war gegen Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. einige Jahre Bürgermeister in Changsha.
Zhang Zhongjing machte sich einen Namen als hervorragender Arzt mit ausgezeichnetem medizinischem Wissen und einer hohen Ethik. Der berühmte Autor des Shanghan lun starb im Jahr 219 n. Chr.
DIE IDEE DER INFEKTIONSMUSTER
Das Shanghan lun beschreibt etwa 500 Krankheitsphasen, wie sie bei Erkältungskrankheiten typischerweise vorkommen. Sie werden unterschieden durch die möglichen Reaktionsformen des Körpers – durch die Art und Intensität
des Schwitzens,
der Ausscheidungen,
des Fieberanstiegs,
der Hautreaktionen und
der Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes.
Die TCM postuliert, dass die Reaktionen auf eine Infekterkrankung klar unterscheidbare Muster zeigen. Und die Kenntnis eben dieser Infektionsmuster eröffnet gezielte therapeutische Möglichkeiten.
Die Darstellung Hunderter Infektionsmuster mag etwas unhandlich anmuten, doch die Erkenntnisse, die dahinterstecken, sind für uns hochinteressant: Im 2. Jahrhundert wussten die Ärzte natürlich noch nichts über Bakterien. Aber
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