Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
Kraft.
Gleichzeitig kann die Stoffwechselleistung schwächer sein und ebenso die Abwehr. Kommen überdies Kopfschmerzneigung, Blähungen oder kalte Füße als Symptome hinzu, dann können wir Ärzte der TCM darin das Bild eines »Kältesyndroms« entdecken.
Das Verständnis der Funktionskreise ermöglicht uns, den Zusammenhang zwischen einzelnen Symptomen zu entdecken, die Störung einzuordnen und konkrete therapeutische Schritte daraus abzuleiten.
DER ARZT BEOBACHTET …
Von uns Ärzten verlangt das zweierlei: Wir müssen die Symptome unvoreingenommen wahrnehmen. Wir dürfen also kein Symptom zensieren, nur weil wir es nicht von außen überprüfen können. Außerdem müssen unsere Beobachtungen den gesamten Organismus umfassen und dürfen sich nicht nur auf einen Teil beschränken.
Der zweite Punkt steht diametral zur westlichen Medizin, wo medizinische Spezialisten jeweils für ein Segment des Körpers zuständig sind. Dieses Facharztdenken gibt es in der TCM nicht. Ein chinesischer Arzt hat den ganzen Menschen im Blick – seine Haut genauso wie die Verdauung, seine Ohren und Kniegelenke genauso wie sein seelisches Befinden. Nur in einer Zusammenschau kann der Arzt die richtige Diagnose stellen und eine geeignete Therapie finden.
…DIE PATIENTEN AUCH
Um uns ein möglichst klares Bild zu verschaffen, sind wir Ärzte auf unsere Patienten angewiesen. Ihre Beobachtungen liefern uns zentrale Schlüssel zum Verständnis ihrer Krankheit.
Viele Patienten zählen auf die Frage »Wie geht es Ihnen?« ihre letzten Blutwerte auf. Denn sie haben inzwischen gelernt, auf der professionellen Ebene zu antworten. Der Grund dafür liegt in ihrer Erfahrung, dass sie damit bei den Ärzten einen besseren Eindruck hinterlassen, als wenn sie über ihre Befindlichkeit jammern.
Für einen TCM-Arzt sind aber ganz andere Dinge wichtig. Wir benötigen für unsere Diagnose unbedingt die individuellen Feinheiten, die Sie bei einem anderen Arzt vielleicht gar nicht ansprechen würden: ganz persönliche Symptome wie seltsame Temperaturempfindungen, Schwitzneigungen, Beobachtungen, worauf der eigene Kopfschmerz positiv oder negativ reagiert, usw. Je genauer Sie sich beobachten und je mehr Sie wahrnehmen, umso mehr können Sie zur Diagnose und Therapiefindung beitragen.
Diese Art der Selbstwahrnehmung ist für viele Menschen neu. Eine genaue Beobachtung müssen sie erst lernen. Dabei geht es gar nicht darum, ängstlich auf jede kleine Äußerung des Körpers oder der Seele zu achten oder sich gar zum Hypochonder zu entwickeln. Wichtig sind einfach mehr Achtsamkeit und Empfindsamkeit für den eigenen Zustand. Und zwar nicht nur im Krankheitsfall. Denn wer sich selber besser versteht, der merkt auch genauer, was für ihn gut und geeignet ist und was nicht. Und dieses Bewusstsein ist schon ein guter Schritt in Richtung Gesundheit – sowohl im Sinne der Vorbeugung als auch in dem der Heilung.
SYMPTOME NICHT UNTERDRÜCKEN
Wer die Symptome beobachten möchte, darf sie nicht unterdrücken. Leider steht uns heute eine Überfülle von Arzneimitteln zur Verfügung, die genau das tun. Sie heilen nicht grundlegend, sondern geben sich damit zufrieden, einen Zustand zu kaschieren. Dazu kommt noch, dass man solche symptomunterdrückenden Arzneimittel permanent verwenden muss, um zu verhindern, dass die Symptome wieder zurückkommen.
Wir rechtfertigen den Einsatz dieser nicht kurativ wirkenden Arzneimittel damit, dass Symptome, die nicht mit irgendeinem körperlichen Defekt in Verbindung zu bringen sind, zwar lästig, aber unbedeutend wären. Das hat inzwischen höchst fragwürdige Ausmaße angenommen: Unter den meistverkauften und umsatzstärksten Mitteln sind keine wirklich sinnvollen Medikamente mehr zu finden.
Wie soll man aber einen Organismus begreifen, der durch Schmerzmittel, entblähende Mittel, Nasensprays etc. manipuliert wird?
Der also keine Chance mehr hat, auf Problembereiche hinzuweisen?
Die TCM sieht in Ihrem Befinden ein Instrumentarium, gewissermaßen ein Armaturenbrett, mit dem sich Ihr Organismus Ihnen gegenüber äußert. Wenn eine Lampe leuchtet, ist etwas nicht in Ordnung. Handelt es sich um eine kleine Störung, wird die Lampe bald wieder erlöschen. Doch manchmal leuchtet die Lampe länger: Nur wenn Sie die Information ernst nehmen, können Sie etwas aus ihr lernen. Ein Symptom nicht wahrhaben zu wollen entspricht dem Heftpflaster auf der Warnlampe. Das Motto »Aus den Augen, aus dem Sinn« käme Sie dabei teuer zu
Weitere Kostenlose Bücher