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Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben

Titel: Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfe und Unzer
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den Sinn: die Leber, das Entgiftungsorgan, oder die Milz, ein Verdauungsorgan. Ein chinesischer Arzt dagegen hat ganz andere Assoziationen. Bei der Leber denkt er z. B. an die Fähigkeit, Ideen zu entwickeln. Oder beim Herzen schaut er auf die Kraft, diese Ideen in die Tat umzusetzen. Kurzum, die chinesische Sichtweise hat nichts mit unserem modernen Organverständnis zu tun. Sie ist viel umfassender, weshalb ich lieber vom Funktionskreis Niere oder vom Funktionskreis Milz als von der Niere oder der Milz spreche.
    Die Funktionskreise stehen für bestimmte Aufgabengebiete, die im Organismus auf mehreren Ebenen erfüllt werden. Es geht hier um Körperliches genauso wie um Seelisches oder Geistiges. Die TCM denkt absolut psychosomatisch. Sie geht davon aus, dass dieselben Grundkräfte, die beispielsweise für die Aktivierung von Muskulatur zuständig sind, auch den seelischen Auftrieb und die Initiativkraft bedingen.
    Eine bestimmte Kraft wirkt demnach in unserem Organismus in verschiedenen Schichten.
    Dazu ein Beispiel: Ein Patient leidet an einer Störung des Lungenfunktionskreises. Diese äußert sich körperlich in einer Neurodermitis und seelisch in großer Empfindlichkeit. In der Hauterkrankung und der psychischen Labilität sehen chinesische Ärzte synchrone Vorgänge, denen dieselbe Ursache zugrunde liegt. Sie machen nicht etwa die Seele für körperliche Schwächen verantwortlich oder den Körper für seelisches Ungemach. Vielmehr interpretieren sie Funktionsschwächen gleichzeitig an körperlichen, seelischen und auch geistigen Phänomenen. Und dabei kommen sie – glücklicherweise – ganz ohne Schuldzuweisungen aus.
    EIN ANDERES ORGANVERSTÄNDNIS
    Zyklische Anordnung der Elemente
    Die Zuordnung der Organe zu den Wandlungsphasen beruht auf der Vorstellung, dass jeweils ein Organ und eine Wandlungsphase in ihrer energetischen Qualität übereinstimmen.
    So wurde
das Holz mit der Leber assoziiert,
das Feuer mit dem Herzen,
die Erde mit der Milz,
das Metall mit der Lunge und
das Wasser mit der Niere.
    Der Begriff »Wandlungsphasen« beschreibt in präziser Weise das Zusammenspiel dieser fünf Funktionen, da eine Funktion in der anderen mündet. Holz bringt Feuer hervor, Feuer Erde, Erde Metall, Metall Wasser und Wasser wieder Holz. Diese Reihenfolge gilt auch für biologische Funktionen. Am Beispiel der Sexualität lässt sich das Zusammenspiel leicht erkennen: Leber (Holz) ist mögliche, aber nicht durchgeführte Aktivität (entspricht dem erotischen Vorspiel), die durch das Herz (Feuer) in die Tat (sexueller Akt) umgesetzt wird. Milz (Erde) ist der Bereich der Umwandlung (Zusammenführung von Samenzelle und Eizelle).
    Darauf folgt Lunge (Metall) als mögliche Struktivität (Befruchtung plus Einnistung), woraus sich in der Niere (Wasser) Struktur (Wachstum des Kindes) ergibt.
    Um es noch einmal zu betonen: Hier sind nicht die Organe gemeint. Trotzdem kann es durchaus sinnvoll sein, auch in unserem Zusammenhang von der Niere, der Lunge, dem Herzen, der Leber und der Milz zu sprechen – wenn wir uns dabei von einem fast vergessenen Verständnis inspirieren lassen. Es lassen sich nämlich erstaunliche Sprachbrücken zwischen China und dem Westen schlagen. Wir müssen nur etwas in unserer Geschichte zurückgehen.
    ALTES WISSEN IN REDEWENDUNGEN
    Zu Goethes Zeit verbanden die Menschen mit den Organnamen Bedeutungen, die mit der Anatomie rein gar nichts zu tun haben, dafür aber dem chinesischen Denken sehr nahestehen. Dieses »Organ«-Verständnis haben wir uns bis heute in Redewendungen bewahrt.
    Auch wenn wir meist nicht darüber nachdenken, intuitiv verstehen wir noch immer, dass mit dem Herzen nicht nur die Pumpe gemeint ist und mit der Niere nicht nur ein Ausscheidungsorgan.
    So wird beispielsweise der Begriff »Herz« in der TCM für die Koordination aktiver Energien verwendet. Ganz ähnlich ist es, wenn wir jemanden »beherzt« nennen. Denn nur ein Mensch, der seine aktiven Kräfte koordinieren kann, reagiert in schwierigen Situationen beherzt.
    Oder der Begriff »Niere« steht in der TCM für die innere Struktur eines Menschen. Auch das ist uns nicht unbekannt: Geht uns etwas an die Nieren, dann trifft es uns sehr tief. Es geht uns an die Substanz.
    Ein Auto hingegen, das auf »Herz und Nieren getestet« wird, muss seine aktiven Fähigkeiten, wie z. B. seine Motorleistung (entspricht dem Herz = Yang), und seine struktiven Fähigkeiten, wie etwa seinen Blechzustand (entspricht der Niere = Yin), unter

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