Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Fotoalben von den Begräbnissen ihrer eigenen Kinder. Insgesamt sieben, die alle in den fünfziger Jahren starben, noch bevor sie zehn Jahre alt waren. Ich sage dir, Diane, jemand muss diese Leute unter die Lupe nehmen.«
»Meine Hauswirtin hat einmal etwas von Kindern erzählt. Hast du gefragt, wie sie gestorben sind?«
»Irgendeine Erbkrankheit, sagten sie, aber, meine Güte, man hätte doch gedacht, dass sie nach, sagen wir einmal, vier Kindern aufhören würden.«
»Das waren die vierziger und fünfziger Jahre«, sagte Diane. »Da war es mit der Geburtenkontrolle noch nicht so weit her.«
»Mit der Kriminaltechnik wohl auch nicht«, sagte David.
»Vielleicht ist diese ständige Beschäftigung mit dem Tod ihre Art, mit ihrem Kummer fertig zu werden«, sagte Jin. »Wenn sie den Tod zu einer Alltäglichkeit erklären, können sie das frühe Sterben ihrer Kinder vielleicht auch als einen normalen Teil ihres Lebens ansehen – vorausgesetzt natürlich, dass sie ihre Kinder nicht selbst ins Jenseits befördert haben. Es muss ja sehr weh tun, so viele zu verlieren. Ich wäre in einem solchen Fall wohl verrückt geworden. Vielleicht ist das ihre Art, ihnen nahe zu sein.«
»Ich bin immer noch der Meinung, dass Diane umziehen sollte«, sagte David.
Diane schüttelte den Kopf. So viel wollte sie über ihre Nachbarn eigentlich gar nicht wissen. Sie hatte sie schon immer für ziemlich seltsam gehalten. Aber jetzt waren sie ihr richtiggehend unheimlich. »Okay, anderes Thema. David, du hast am Telefon gesagt, dass sich bei uns plötzlich die Leichen häufen würden. Was hast du damit gemeint?«
»Jin und Neva untersuchten gestern einen Tatort. Zwei Männer wurden ertrunken in einem Baggersee nördlich von hier direkt an der Countygrenze gefunden. Einer war ein Gerätetaucher. Das Ganze geschah in Sheriff Canfields Amtsbezirk. Er glaubt, der Taucher habe sich bei seinem Tauchgang in einem Unterwasserbusch und einer alten Angelschnur verfangen. Der andere Mann habe versucht, ihm zu helfen, sei hinterhergesprungen und dann ebenfalls ertrunken. Ein paar Angler haben sie gefunden. Wir haben den Bericht des Leichenbeschauers noch nicht bekommen. Der Einfachheit halber nennen wir den einen intern den ›Taucher X‹ und den anderen den ›Springer X‹. Das ist vielleicht nicht sehr einfallsreich, aber es erleichtert die Kommunikation.«
Jin sprang auf, ging zu seinem Schreibtisch und kam mit einer Klarsichthülle zurück. »Hier drin habe ich einige Fotos und Zeichnungen. Wie David bereits sagte, hält Canfield das Ganze für einen Unfall.«
Diane betrachtete die Bilder. »Was denkt ihr?« Plötzlich hörte sie zu sprechen auf, runzelte die Nase und schaute hoch. »Was ist das für ein übler Geruch?« Ihr Blick fiel auf den Müllsack, den Jin in die Ecke gestellt hatte.
»Sie werden das nicht mögen, Boss«, sagte Jin, und man hatte den Eindruck, dass er am liebsten nicht mehr dazu gesagt hätte. Das war für Jin äußerst ungewöhnlich.
»Geben Sie ihn mir«, sagte Diane.
»Das ist eine der Leichen.«
Sie hob die Augenbrauen und schaute auf den Müllbeutel. »Einer der Ertrunkenen?«
»Nein. Eine der Leichen, von denen David meinte, sie würden sich plötzlich bei uns häufen. Erinnern Sie sich noch an Deputy Singer, den Typ, der so sauer war, weil er warten musste, bis wir aus der Höhle kamen?«
Diane runzelte die Stirn. »Ja, sicher. Aber das ist doch nicht etwa er, oder?«
Jin lachte. »Das war jetzt wohl eine Art Wunschdenken. Nein, einige Pfadfinder, die in einem im Lumpkin County liegenden Wald zelteten, haben dort ein paar Knochen gefunden – na ja, eigentlich mehr als Knochen, weil an ihnen noch ein bisschen Fleisch dran war. Ich tippe auf eine Verwesungszeit von einigen Monaten. Wie auch immer, sie haben dann Sheriff Burns benachrichtigt, und der hat seinen Deputy Singer hingeschickt. Der sammelte die Knochen ein, stopfte sie in diesen Müllsack und gab sie vor einer Stunde vorne beim Empfang ab.«
Jin verschränkte die Finger und wartete anscheinend darauf, wie sie reagieren würde. Diane starrte ihn lange an und hoffte, dass er einen schlechten Witz machte.
»Er stopfte sie in den Müllsack?«, sagte sie dann ganz langsam.
»Ich habe Ihnen ja gesagt, dass Sie das nicht mögen würden, Boss.« Er und David tauschten Blicke aus. David sah aus, als ob er ein Kichern unterdrücken würde.
»Ich nehme nicht an, dass Deputy Singer jemals einen Kurs über das Sichern von Beweismitteln an Tatorten
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