Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sagen …«
»Oh, sie haben mir auch noch mitgeteilt, dass sie niemals dieses Beerdigungsunternehmen wählen würden«, sagte David und grinste.
»Und warum nicht?«, fragte Diane.
»Sie meinten, dass sie das Einbalsamieren nicht sehr gut erledigt hätten und dass der Sarg auch nicht richtig versiegelt gewesen sei. Anscheinend haben sie den Hauch eines äußerst unangenehmen Geruchs mitbekommen.«
Diane lachte. »Mein Gott, was sind das nur für Leute.«
»Odell, sagen Sie? Ich glaube, einer meiner Ermittler versuchte sie zu befragen, weil ihr Name im Kondolenzbuch stand. Er kam aber nicht allzu weit.«
»Er verfügte halt nicht über Davids Fingerspitzengefühl«, sagte Diane.
David sah sie böse an.
Garnett stand vom Tisch auf. Sein Maßanzug saß wirklich gut. Diane konnte sich nicht daran erinnern, ihn jemals schlecht gekleidet gesehen zu haben. Er glättete sich mit der Hand die Haare.
»Zumindest ist das ein Anfang. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das irgendwohin führen wird, aber es ist immerhin mehr, als wir zuvor hatten. Ich begann schon zu glauben, dass Sie und Seger ein Geist angegriffen hat.«
Als Garnett gegangen war, wandte sich Diane an David. »Also haben dich die Odells ins Herz geschlossen?« David verdrehte die Augen. »Ich habe dir ja gesagt, dass sie verrückt sind«, sagte sie.
David schüttelte den Kopf. »Verrückt ist, wenn Druiden und Wiccaner in unser Museum kommen und eine Schachtel voller Knochen haben wollen. Verrückt ist, wenn es einem Spaß macht, am Ende eines Seils über einem dreißig Meter tiefen Abgrund zu hängen. Diese Leute sind weit mehr als nur ›verrückt‹. Ich sage dir, du musst unbedingt von dort wegziehen. Zieh bei Frank ein. Und wenn das nicht geht, kannst du bei mir wohnen.«
»Du machst der Chefin einen Antrag?« Jin war gerade durch die Tür getreten. Er hatte einen Plastikmüllsack dabei, den er jetzt in eine Laborecke stellte.
»Ich möchte nur, dass sie von ihren durchgeknallten Nachbarn wegzieht«, sagte David.
Jins Gesicht hellte sich auf. »Hast du ihr von deinem Besuch dort erzählt?« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch.
»Ich wollte gerade damit anfangen. Im Ernst, Diane. Diese Leute sind vollkommen gestört.«
»Ich bin Veda Odell heute Morgen begegnet. Sie erzählte mir, sie hätten dir ihre Sammlungen gezeigt. Ich glaube, sie finden dich richtig sympathisch.«
David schaute finster drein. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ungern ich das höre.« Jin lachte, aber David warf ihm einen strengen Blick zu. »Weißt du, was sie sammeln?«, sagte er dann.
»Nein, und ich bin mir nicht sicher, ob ich das wissen möchte«, sagte Diane.
»Auf, erzähle es ihr!«, sagte Jin.
»Die harmloseste ihrer unterschiedlichen Sammlungen besteht aus Trauerschmuck – Ringe, Medaillons und Broschen, die die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert zur Erinnerung an ihre toten Angehörigen trugen. In die meisten dieser Schmuckstücke waren Haare der teuren Verblichenen eingearbeitet. Manchmal formte man aus den Haaren sogar richtiggehende Bilder. Die Odells besitzen tatsächlich beeindruckende Exemplare. Eine Locke soll sogar von einer Habsburgerin stammen – einer Kaiserin Sisi, glaube ich.«
»Erzähle ihr von dem anderen Zeug«, drängte ihn Jin, während er sich nach vorne lehnte und Diane angrinste. »Sie werden das nicht glauben, Boss.«
»Der Schmuck war irgendwie sogar hübsch, und da machte ich den Fehler, offenes Interesse zu zeigen. Da haben sie dann ihre anderen Sammlungen hervorgeholt.«
»Ich wage gar nicht zu fragen.«
»Sie haben eine Sammlung von Daguerrotypien von toten Kindern.«
Diane öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Was?«, sagte sie dann schließlich.
»Kaum zu glauben, oder?«, sagte Jin.
»Tote Kinder?«, wiederholte Diane. »Wer macht Bilder von toten Kindern? Du meinst Fotos von Autopsien und Begräbnissen?« Sie war sich nicht sicher, ob sie noch mehr hören wollte.
»Soviel ich verstanden habe, war es im 19. Jahrhundert üblich, die Toten zu fotografieren – meistens Kinder, aber auch Erwachsene. Danach wurden die Fotos in samtgefütterte vergoldete Lederrahmen gefasst. Manchmal setzten sie die Toten auf Kinderstühlchen, als ob sie noch leben würden. Die Odells besitzen eine ganze Sammlung von solchen Abbildungen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie deprimiert ich danach war.«
»Du hast ihr aber noch nicht das Schlimmste erzählt«, sagte Jin.
»Sie hatten
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