Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
alle Spuren ausgewertet, aber glauben auch nicht, dass es ein Unfall war«, sagte Diane. Sie erzählte ihm von den Zweigen und Ästen, die nicht länger im Wasser gelegen hatten als die beiden Opfer, und dem Luftschlauch, der mit dem Messer aufgeschnitten worden war.
»Das hatte ich befürchtet. Rankin ist nämlich ein guter Mann. Wenn er etwas für verdächtig hält, dann hat das gewöhnlich Hand und Fuß.«
»Die Zähne brechen oft, wenn man den Atemregler mit Gewalt herauszieht«, sagte Korey. Er sah plötzlich ziemlich verlegen drein. »Ich meine, das wäre eine erste Spur, wenn Sie ein Verbrechen vermuten.«
Diane schaute Korey einen Moment an, bevor sie zu sprechen begann.
Er genoss es offensichtlich, heute auf der »anderen Seite« des Gebäudes sein zu können – der »dunklen Seite«, wie sie schon einige Museumsmitarbeiter hatte sagen hören. Korey wusste über Gerätetauchen Bescheid und wollte sein Wissen in die Untersuchungen einbringen.
»Das ist Korey Jordan, der Chefkonservator meines Museums. Unter anderem ist er Fachmann für wassergetränktes Holz, und wir bedienen uns dieses Fachwissens im Baggersee-Fall.«
»Fachmann für wassergetränktes Holz. Heute haben sie einen Experten für alles nur Vorstellbare, oder?« Der Sheriff streckte die Hand aus. »Schön, Sie kennenzulernen, Korey.«
»Ganz meinerseits.« Korey schaute Diane an. »Ich habe schon mit Tauchern zusammengearbeitet. Deshalb wusste ich das mit dem Atemregler.«
»Es gibt wohl einen großen Bedarf für jemanden, der sich mit wassergetränktem Holz auskennt?«, fragte der Sheriff grinsend, wobei er eine gerade Reihe von Zähnen enthüllte, die langjähriger Tabakgebrauch verfärbt hatte.
»Ich leiste auf diesem Gebiet eine Menge Beratungstätigkeit für Museen, archäologische Ausgrabungen und die Wiedergewinnung von antiken Baumstämmen. Außerdem gibt es von uns nicht sehr viele.«
»Antike Baumstämme?«
»Ja, wie etwa die über hundert Jahre alten Altholzbaumstämme, die man am Grund des Oberen Sees im Mittelwesten gefunden hat. Wenn sie getrocknet sind, geben sie ein wunderbares Holz ab.«
Canfield schüttelte den Kopf. »Ich bin immer wieder überrascht darüber, was ich alles nicht weiß.«
Jin ließ sich von Canfield den Obduktionsbericht geben. »Korey hat recht. Wenn man einem Taucher gewaltsam sein Mundstück entreißt, kann man ihm dabei seine Zähne herausbrechen.«
Er überflog Rankins Bericht und las vor allem das Resümee.
Diane schaute ihm dabei über die Schulter.
»Der Leichenbeschauer hat darüber auch etwas gesagt: Die Zähne seien von innen nach außen herausgebrochen worden. Das muss er gemeint haben«, sagte der Sheriff. »Jin, haben Sie nicht auch erwähnt, dass es einen zweiten Taucher gegeben haben muss?«
»Es muss einen zweiten gegeben haben, wenn der Kerl kein kompletter Idiot war.«
»Ich habe mit einigen seiner Verwandten gesprochen, und die würden dieser Beschreibung zustimmen«, sagte der Sheriff. »Er hat an einem Tauchkurs teilgenommen, aber der Ausbilder hat ihn rausgeschmissen, weil er ständig gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen hat. Stanley steckte niemals in richtigen Schwierigkeiten, war aber nie weit davon entfernt. Ein Typ, der nach dem schnellen Geld sucht und auf niemanden hören will.«
»Und deshalb ist er jetzt tot«, sagte Jin.
»Ist Ihnen etwas im Obduktionsbericht aufgefallen?«, fragte der Sheriff Jin.
Diane forderte Canfield und Jin auf, sich an den Tisch zu setzen. Korey wollte gerade gehen, als Neva mit einer Schachtel hereinkam.
»Setzen Sie sich, Neva«, sagte Diane. »Wir reden gerade über den Baggersee-Fall.«
Neva nickte dem Sheriff zu und setzte sich.
»Die Gewebe- und Bluttests«, beantwortete Jin Canfields Frage, »zeigen ein extrem hohes Stickstoffniveau. Er litt also sicherlich bereits unter einer Stickstoffnarkose, also dem, was man landläufig ›Tiefenrausch‹ nennt. In diesem Zustand ist das Urteilsvermögen beträchtlich eingeschränkt, und man hat eine Menge anderer physischer Probleme. Das könnte erklären, warum er sich kaum gewehrt hat, als man ihn angriff und seinen Atemschlauch durchschnitt.«
Diane nickte. »Einige der Prellungen lassen sich mit den Zweigen und Ästen erklären, die man auf ihn gelegt hat. Er hat sich wohl kaum in diese verwickelt.«
Der Sheriff schüttelte den Kopf. »Seine Familie und Freunde, mit denen ich und meine Leute bisher gesprochen haben, haben nicht die geringste Ahnung, was er dort getan
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