Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sieht vermutlich im Moment gar nicht gut aus.«
»Armer Kerl. Sind das alle Tatorte, die wir im Moment bearbeiten?«, sagte Diane. Sie hoffte, dass die Mörder in ihrer Gegend erst einmal aufhörten, irgendjemanden umzubringen, bis ihr Team die begangenen Verbrechen aufgearbeitet hatte.
»Ich glaube, das war’s, Boss«, antwortete Jin. »Außer dem Höhlentoten natürlich.«
»Der hat bereits fünfzig Jahre gewartet. Da kann er auch noch ein wenig länger warten. Wir sollten die Untersuchungen dieser Fälle so schnell wie möglich abschließen. Neva, wenn Sie Zeit haben, hätte ich gerne, dass Sie einige Zeichnungen von den Gesichtern der Opfer anfertigen. Als Erstes sollten Sie sich die Obduktionsfotos von Springer X besorgen und ihm ein vorzeigbares Gesicht verschaffen – vorzugsweise mit geöffneten Augen. Wir müssen ihn identifizieren. Der Schädel von Mrs. X wird in ein paar Tagen fertig sein. Im Moment befassen sich die Speckkäfer damit. Und es sieht so aus, als ob wir bald aus der Tiefe des Sees ein weiteres Skelett bekommen werden.«
32
D iane widmete sich den gesamten nächsten Tag ihren Museumsgeschäften. Jin und Sheriff Canfield trafen Abmachungen mit einem Spezialunternehmen, das den versunkenen Wagen vom Boden des Baggersees bergen sollte. Die meisten Beweismittel aus den verschiedenen Tatorten waren inzwischen bearbeitet worden. Diane hatte die Knochen von Mrs. X untersucht. Ihre Säuberung durch die Speckkäfer war inzwischen fast abgeschlossen, so dass Diane bald mit einer Zweituntersuchung beginnen konnte.
Alles lief im Moment glatt, und das machte sie immer etwas nervös. Sie ging an diesem Abend zu Bett in der festen Erwartung, dass etwas völlig Unerwartetes passieren würde. Frank meinte nur, sie habe sich jetzt wohl endgültig in eine Pessimistin verwandelt.
Am nächsten Morgen stand Diane in aller Frühe am Ufer des Baggersees und wartete darauf, dass Jin wieder an der Oberfläche auftauchte. Die Bergungsmannschaft war auch schon eingetroffen. Sie hatten ihre eigenen Taucher dabei. Sobald Jin seine Tauchgänge beendet hatte, würden sie damit beginnen, den Wagen vom Boden des Sees zu heben. Dessen ausgemessene Tiefe betrug immerhin 36 Meter. Die Taucher mussten ihre Auf- und Abstiege in einzelnen Etappen zurücklegen, um sich den Druckverhältnissen anzupassen.
Man hatte ausgemacht, dass zuerst einmal Jin das Innere des Autos untersuchen und die Knochen und alles andere bergen sollte, das während der Hebung zerstört werden oder verloren gehen könnte. Diane hatte Korey mitgebracht. Er unterhielt sich gerade mit den Bergungsleuten und Sheriff Canfield.
Korey hatte Jin aufgefordert, die Beutel, in die er die Fundstücke deponieren würde, mit so viel Wasser zu füllen, dass die Beweismittel keinen Schaden nahmen. Alles Nasse musste nass bleiben, um jede Zersetzung durch Lufteinwirkung zu vermeiden – zumindest bis es alle seine Informationen offenbart hatte.
»Sobald die Knochen und andere Fundstücke aus dem Baggersee geborgen sind«, sagte Korey, »kommen sie sofort in Behältnisse, die mit destilliertem Wasser gefüllt sind. Danach werden die Knochen getrocknet. Damit sie danach nicht zerbrechen, baden wir sie in Alkohol, wobei wir die Alkoholkonzentration allmählich bis auf hundert Prozent erhöhen. Aber Sie können sie vorher schon für kurze Zeit aus dem Wasser nehmen, um sie zu analysieren, wenn Sie sie dabei immer wieder mit einer Sprühflasche bestäuben, damit sie nicht austrocknen.«
Diane schaute auf die Uhr. Laut dem Diagramm, das Jin ihr gezeigt hatte, würden er und die anderen Taucher erst in etwa fünfzehn Minuten wieder an die Oberfläche gelangen. In der Zwischenzeit verglich sie ihre Umgebung mit den Aufzeichnungen, Skizzen und Berichten, die ihr Team erstellt hatte. Der fast vollständig überwucherte Weg war vor Ort noch deutlicher auszumachen. Die Straße, die zum Baggersee führte, bestand aus zwei parallelen unbefestigten Spuren, zwischen denen in der Mitte hohes Gras wuchs.
Der Baggersee lag hübsch und wäre bestimmt ein schöner Ort zum Baden gewesen. Das Wasser war klar, und man war fast völlig ungestört, da der See von dichtem Wald umgeben war. Die Lokalgeschichtler ihres Museums hatten Diane erzählt, dass dort vor über hundert Jahren Granit abgebaut wurde. Sie hatte bestimmt bereits Gebäude aus diesem Stein gesehen, ohne es zu wissen.
Beim Thema Steine musste sie an Mike denken. Sie fragte sich, wie er zurechtkam. Neva hatte ihr
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