Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Stanley, und Springer X gesucht?, fragte sie sich. Was außer einem alten Skelett konnte man in einem Auto finden, das wahrscheinlich lange Jahre auf dem Grund dieses Baggersees gelegen hatte? Und in welchem Verhältnis standen eigentlich Springer X und der Taucher Jake Stanley zueinander?
Jin hatte einige Dinge notiert, die er außerhalb des Wagens auf dem Seeboden gefunden hatte: alte Reifen, Dosen, Flaschen und etliche nicht identifizierte Metallstücke. Da sich die Taucher nur begrenzte Zeit in dieser Tiefe aufhalten konnten, hatte er sich vor allem auf den Inhalt des Autos selbst konzentriert.
Die Tür öffnete sich, und Jin sprang heraus. Er trug abgeschnittene Jeans und ein T-Shirt. »Sie werden nicht glauben, was wir noch gefunden haben.«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Diane. Halb erwartete sie etwas Wertvolles, etwa einen Koffer voller Geld.
»Alte Herrenmagazine.«
»Was?«, sagte Korey.
»Doch, wirklich. Aus den vierziger und fünfziger Jahren. Wissen Sie, Boss …«
Sie konnte Jins Gedanken lesen. »Nein, die machen wir nicht zu Ausstellungsstücken in unserem Museum!«
»Wie konnten Sie wissen, was ich Sie fragen wollte?«
Diane schaute ihn einfach an.
»Der Unterschied zwischen dem, was die Leute damals und was die Leute heute schön finden, ist wirklich interessant. Ich meine, mit dieser ganzen Schönheitschirurgie und dem Fitnesswahn und …«
»Jin, vergessen Sie es«, sagte Diane.
»Aber wir können doch die Veröffentlichungsdaten der Magazine feststellen.«
»Einverstanden.«
Die anderen Taucher von Jins Team kamen jetzt ebenfalls zum Lieferwagen, um ihre Ausbeute abzuliefern, die hauptsächlich aus Knochen bestand. Außerdem hatten sie noch einige Kleidungsstücke gefunden: ein Gingham-Kleid, eine weiße Schürze, schwarze Schuhe und eine Strickjacke. Diane und Korey legten alle Fundstücke in die Behälter mit destilliertem Wasser.
Während Diane und ihr Team die Fundstücke verstauten, nahm die Bergungsmannschaft die Arbeit auf. Diane hörte, wie sie einander im Hintergrund Anweisungen zuriefen. Dicht am Ufer war ein großer Abschleppwagen aufgefahren. Männer in Rettungswesten standen in der Flachwasserzone, wo man Jake gefunden hatte. Diese Flachwasserzone war etwa 1,80 Meter breit und 1,20 Meter tief. Danach ging es steil bis zum eigentlichen Seeboden hinunter. Die Bergungsmannschaft ließ orangefarbene Gerätschaften ins Wasser und machte die Hebesäcke bereit, die die Taucher am Auto anbringen sollten.
Das Museumsteam hielt gebührenden Abstand zu diesen Arbeiten, um sie nicht zu behindern, ganz im Gegensatz zu einem Fernsehteam aus Atlanta, das direkt vom Ufer aus seine Aufnahmen machte. Korey und Jin stiegen auf das Dach des Lieferwagens, um das Ganze besser beobachten zu können. Diane setzte sich in den Wagen und studierte Jins Karte des Unterwassertatorts. Nach einigen Minuten legte sie sie beiseite und gesellte sich zu den anderen.
Im Augenblick war allerdings nicht viel zu sehen. Das Boot, an dem die Abstiegsleine befestigt war, die Jin und seine Leute benutzt hatten, war verschwunden, und der See war ruhig, leer und friedlich. Plötzlich tauchte aus seinen Tiefen wie ein Wasser spritzender Wal das von orangefarbenen Hebesäcken umgebene Auto auf. Alle brachen in Beifall aus. Diane stellte sich vor, dass die Bergungsleute dieses Anblicks nie müde wurden – große Gegenstände, die plötzlich aus dem Wasser schnellten, waren wirklich sehr eindrucksvoll. Sie grinste, als ob sie gerade eine Zirkusnummer gesehen hätte.
Die Taucher banden ein Seil an den Wagen, und die Männer am Ufer begannen es aufzuwinden. Jin stieg vom Lieferwagendach herunter und holte seine Kamera, um ein paar weitere Fotos zu schießen. In der Tiefe, in der das Auto gelegen hatte, waren seine wirklichen Farben nicht festzustellen gewesen. Diane konnte erkennen, dass das dunkelgraue Auto weinrote Sitze hatte. Als das Bergungsteam den Wagen sicher an Land gebracht hatte, machte Jin eine Aufnahme von dem dunkelgrauen, buckligen Plymouth, der in bemerkenswert gutem Zustand war. Diane hörte einen der Männer sagen, dass er es für ein 1938er Modell halte. Als sie das alte Auto betrachtete, das soeben aus den Tiefen des Sees aufgetaucht war, hatte sie plötzlich den Eindruck, in die Vergangenheit zurückzuschauen.
»Plymouth X«, wie Jin ihr neuestes Skelett getauft hatte, lag auf dem Tisch in Dianes Osteologielabor. Am nächsten Tag begann Diane ganz früh, das Skelett zu untersuchen. Die
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