Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sie unter diesen eisigen Temperaturen. Es ist eine Methode, bei der das Eis direkt in Gas übergeht und dabei den flüssigen Aggregatzustand des Wassers überspringt. Am Ende wird das Papier der Magazine vollständig trocken sein.«
»Das ist wirklich erstaunlich.«
»Wenn wir einmal nicht so viel zu tun haben – falls das jemals der Fall sein sollte –, sollten Sie vielleicht eine gewisse Zeit im Konservierungslabor verbringen. Das wird Sie bestimmt interessieren.« Diane vermaß und notierte alle kraniometrischen Punkte auf dem Schädel von Plymouth X, während sie sich mit Neva unterhielt. Der Laser hätte das zwar auch erledigen können, aber sie zog es immer noch vor, diese Vermessungen selbst anzustellen. Wie in den Höhlen versuchte sie, immer Kontakt zu den Dingen zu halten, die sie umgaben.
»Wissen Sie«, sagte Neva, »eigentlich ziehe ich die älteren Verbrechen den neueren vor.«
»Weniger Blut und verfaulendes Fleisch«, stimmte Diane zu.
Neva deutete auf das Skelett. »Wie wird Korey ihre Kleider behandeln?«
»Es gibt mehrere Methoden, mit Stoffen umzugehen, die lange im Wasser gelegen haben. Ich glaube, er wendet einen Prozess an, bei dem das Material mit Silikonöl imprägniert wird. Zuvor muss Jin allerdings die Fasern nach Blut und anderen Spuren absuchen. Er und Korey arbeiten gerade an einem Experiment, bei dem sie herausfinden wollen, inwieweit diese Konservierungsmethoden die Möglichkeit einer Blutuntersuchung beeinträchtigen können. Ich weiß, dass sich Korey dazu verschiedene Stoffarten in einem Spezialgeschäft besorgen will. Er und Jin wollen darüber gemeinsam einen wissenschaftlichen Aufsatz verfassen.«
Nachdem Diane den Schädel fertig vermessen hatte, begann sie mit der Untersuchung der anderen Knochen. Zuerst fuhr sie mit dem Finger an den Rippen entlang, um irgendwelche Kerben oder kleine Bruchstellen aufzuspüren.
»Ich kann verstehen, warum wir im Kriminallabor solche Informationen brauchen«, sagte Neva. »Aber nutzen diese Experimente auch Korey und dem Museum?«
Diane schaute von ihren Knochen auf. »Zum einen suchen auch die Archäologen nach Überresten von Blut. Selbst nach Tausenden von Jahren finden sie immer noch auf Pfeilspitzen Proteinspuren der unterschiedlichsten Tierarten. Dasselbe gilt für alte Textilien, die sie zum Beispiel in Gräbern finden. Es wäre also sehr nützlich für sie, wenn sie wüssten, inwiefern die einzelnen Konservierungstechniken das Blut und andere Spuren beeinflussen, die sich auf ihren Artefakten befinden.«
»Wieso wissen Sie über all diese Dinge so gut Bescheid?«
Diane legte die Rippe, die sie gerade bearbeitete, zurück auf den Tisch und sagte lang Zeit nichts. Dann grinste sie Neva an. »Ich habe dieses große Museum, das an das Kriminallabor angeschlossen ist, und dort weiß man über all diese Dinge Bescheid.«
Neva schlug sich mit dem Handrücken an die Stirn.
»Wo wir gerade vom Museum reden, wie geht es eigentlich Mike?«, fragte Diane.
»Er ist kribbelig und sogar ein bisschen unausstehlich nach diesem langen, ungewollten Nichtstun, wenn Sie sich Mike überhaupt als unausstehlich vorstellen können.«
Diane konnte das nicht. »Wann hat er das Krankenhaus verlassen – doch erst vor zwei oder drei Tagen?«
»Das sage ich ihm auch immer wieder. Er wollte heute sogar ins Museum kommen. Ich glaube, ich habe ihm das ausreden können. Aber er ist von seinem neuen Job wirklich begeistert.«
»Shelly, der Leiterin der geologischen Sammlung, geht das genauso. Sie ist so froh, Dr. Lymon endlich los zu sein, dass ich nicht überrascht wäre, wenn sie durch die ganzen Ausstellungsräume Purzelbäume schlagen würde. Sie und Lymon sind in letzter Zeit öfter aneinandergeraten.«
»Ich wollte Ihnen noch danken, dass … dass Sie mich aus dieser Belästigungsgeschichte herausgehalten haben. Ich weiß, dass ich kein solcher Feigling hätte sein sollen.«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Da Sylvia Mercer Zeuge dieses Vorfalls wurde, brauchte es keine weiteren Beweise und Untersuchungen mehr. Im Übrigen hat David Dr. Lymon überprüft, und sie hatte ein Alibi für den Tag, an dem die Messerangriffe auf dem Begräbnis stattfanden.«
»Da bin ich aber erleichtert.«
Diane wollte gerade Neva den Schädel von Plymouth X übergeben, als sich David auf dem Haustelefon meldete. »Diane, Jin und Korey möchten, dass wir so schnell wie möglich ins Konservierungslabor kommen. Jin klingt wirklich begeistert.«
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J
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