Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
in mag seinen Job, das merkt man.« Neva grinste. »Im Übrigen hat er sich entschlossen, auch Höhlen zu mögen. Er meinte, er würde gerne einmal mit uns mitkommen. Ich habe ihn zum nächsten Treffen des Höhlenforscherklubs unseres Museums eingeladen.«
»Aber Sie haben ihm doch wohl nicht erzählt, dass wir jedes Mal irgendwelche Leichen entdecken?« Diane deckte die Knochen mit einem Spezialtuch ab, das sie zuvor mit Wasser getränkt hatte, hängte ihren weißen Laborkittel an einen Wandhaken und wusch sich die Hände.
Neva lachte. »Nein, nein, keine Sorge. Er und Korey kamen gestern Abend zum Essen vorbei, und Mike zeigte ihnen seine Alben mit Höhlenfotos. Haben Sie es schon gesehen?«
Diane schüttelte den Kopf. »Nein, obwohl ich sie mir gerne anschauen würde. Ich habe gehört, dass er bereits einige sehr interessante Höhlen begangen hat. Ich hoffe nur, dass Jin nicht auch noch mit dem Höhlentauchen anfangen will«, sagte Diane.
»Ich glaube, Mike hatte dieselbe Befürchtung. Jin meinte nämlich, dass es doch eine gute Idee wäre, seine Fähigkeiten im Gerätetauchen bei der Erforschung von Unterwasserhöhlen einzusetzen. Mike antwortete ihm darauf auf seine trockene Art, dass Höhlentaucher meistens beim Höhlentauchen sterben würden. Das stoppte dieses Gespräch.« Neva hielt Diane die Tür auf. »Das hat ihn bestimmt verletzt. Jin glaubt, Mike mag ihn nicht, weil er damals fast die Höhle mit seinen Chemikalien verunreinigt hätte.«
»Stimmt das?« Diane schloss die Labortür hinter sich ab.
»Nein. Das glaube ich nicht. Mike mag doch fast jeden. Er ist wie dieses kleine Kind, das einfach weiß, dass irgendwo in einem Riesensack voller Unrat ein kleines Spielzeugpony versteckt ist … Er ist ein solcher Optimist. In den letzten paar Monaten wurde er angeschossen, niedergestochen, sexuell belästigt und verlor seine Assistentenstelle, und trotzdem hält er sich immer noch für den glücklichsten Jungen der Welt.«
»Das klingt nach Mike. Ich bin mir sicher, dass er Jin nur darauf hinweisen wollte, wie gefährlich das Höhlentauchen sein kann.« Sie und Neva machten sich auf den Weg ins Konservierungslabor.
»Und wie ist das mit Eishöhlen? Ich habe gehört, dass die auch sehr gefährlich sein können«, sagte Neva.
»Sie denken an diesen Extremophilensammeljob, den Mike angenommen hat?«
»Ja. Ich weiß, dass Mike gut ist …«
»Es ist ein renommiertes Unternehmen, und er arbeitet mit einem erfahrenen Team zusammen. Wie die Stuntmen in einem Film erledigen sie einen großen Teil der Arbeit, bevor er überhaupt tätig werden muss, was die Gefahren für ihn deutlich verringert.«
»Aber …«
»Keine Sorge, Mike ist immer sehr umsichtig. Er ist einer der besten Höhlenkameraden, die ich jemals hatte – und das vor allem deshalb, weil er gerade in Gefahrensituationen immer einen kühlen Kopf bewahrt.«
Sie gingen die Treppe hinunter in den ersten Stock und hinüber zum Konservierungslabor, vor dessen Tür David auf sie wartete. Er zuckte die Achseln, als sie alle zusammen eintraten. Er wusste ganz offensichtlich auch nicht, was die ganze Aufregung eigentlich sollte.
Das Konservierungslabor ähnelte dem Osteologielabor – ein großer Raum voller Tische und aller möglichen Geräte und mit einem temperaturgeregelten, umweltkontrollierten Lagerraum am anderen Ende. Das Labor war mit Gerätschaften ausgerüstet, mit denen man die natürliche Neigung aller Dinge, sich mit der Zeit aufzulösen, in Schach halten konnte. Hauptsächlich versuchte man hier Knochen, Fossilien, botanische Proben und andere natürliche Produkte für die Ausstellungen im Museum zu konservieren. Vor kurzem hatte das Team sogar Gelegenheit, sich mit einer Mumie und einigen ägyptischen Artefakten zu befassen. Im Moment galt ihr Hauptaugenmerk Textilien.
Jin stand breit grinsend neben einem Tisch, auf dem die Kleidungsstücke von Plymouth X lagen. Ein zweiter Tisch war voller Beweismittelbeutel, die wahrscheinlich Spuren enthielten, die man auf den Kleidern gefunden hatte. Auf dem ersten Tisch lagen nebeneinander ein Büstenhalter – der bedeutend ausladender war als die heutigen Modelle –, Baumwollschlüpfer und ein Unterrock. Die Unterwäsche war einst weiß, hatte aber über die Jahre eine schmutzige Farbe angenommen. Neben dem gelben Gingham-Kleid lag eine Schürze. Plymouth X war eine sehr schlanke Frau gewesen. Anhand der Länge ihrer Röhrenknochen hatte Diane bereits zuvor ausgerechnet, dass sie 1,65
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