Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
erlaubt habe, das Tierlabor des Museums zu benutzen, um einige ihrer Knochenüberreste zu reinigen.
Sie schaute Jonas fragend an.
»Irgend so ein Idiot stahl vor etwa drei Wochen ihre Speckkäferkolonie. Wahrscheinlich ein misslungener Studentenscherz. Da sie frische Kadaver hatten, die sofort bearbeitet werden mussten, wandten sie sich an uns – also eigentlich an mich. Ich habe dann Sylvia Mercer gefragt und sie hat sich freundlicherweise bereit erklärt, ihnen zu helfen.«
Diane starrte ihn eine ganze Zeitlang schweigend an. Danach kreuzten sich ihr und Davids Blick.
»Du glaubst doch nicht …«, begann David.
»Das ist durchaus möglich«, sagte Diane.
»Was ist möglich?«, fragte Jin.
»Keine betrunkenen Verbindungsstudenten?«, sagte Jonas.
»Vielleicht nicht«, antwortete Diane.
»Aber Sie werden es mir nicht erzählen, oder?«, sagte Jonas. »Das ist eine Angelegenheit der dunklen Seite unseres Museums, nicht wahr?«
»Ja. Tut mir leid – ein laufender Fall. Ich nehme an, es ist zu lange her, um noch den Tatort zu untersuchen«, überlegte Diane. »Jin, Sie sollten trotzdem irgendwann heute einen Blick auf das Tierlabor werfen.« Er nickte. »Haben Sie irgendeinen konkreten Verdacht?«, fragte sie dann Jonas.
»Wer den Diebstahl begangen haben könnte? Nein. Es ist ziemlich einfach, in das Labor hineinzugelangen. Es könnte jeder gewesen sein«, sagte Briggs.
»Ich schaue mal nach«, sagte Jin.
»Worum ging es denn hier eigentlich?«, fragte Neva, als sie und Diane das Labor verlassen hatten.
»David fand im Sack neben den Überresten von Mrs. X, der alten Dame aus diesem Wald, eine Menge Käfer. Außerdem hatte sie Schnitte auf dem ganzen Körper, und neben ihr lagen andere Tiere in unterschiedlichen Phasen der Verwesung. Es ist zwar nur eine Vermutung, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der Mörder den Verwesungsprozess ihrer Leiche befördern wollte. Eine Methode wäre, den Insekten durch tiefe Schnitte in das Körpergewebe einen leichteren Zugang in das Innere der Leiche zu verschaffen. Außerdem glaubte er wohl, den Vorgang durch das Aussetzen weiterer Käfer und die Beifügung von Tierkadavern weiter beschleunigen zu können.«
»Also war Mrs. X vielleicht gar nicht so lange tot, wie wir zuerst dachten«, sagte Neva.
»Das wäre durchaus möglich. Ich glaubte, sie sei seit einem Monat tot, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
Auf dem Weg zurück zur Treppe gingen sie durch die Abteilung für Erdwissenschaften. Durch die Tür, die zum Gesteins- und Mineraliensaal führte, sah Diane plötzlich Dr. Lymon und Mike vor dem Eingang zum Geologielabor stehen.
»Was macht er denn hier?«, sagte Neva. Sie wollte gerade zu ihm gehen, als Diane sie am Arm fasste.
»Lassen Sie mich das erledigen«, sagte Diane. »Sie sollten besser mit der Rekonstruktion des Gesichts von Plymouth X beginnen.«
»Ist das nicht Dr. Lymon?«
»Ich komme später bei Ihnen vorbei«, sagte Diane.
»Ja, Ma’am«, sagte Neva, obwohl sie einen Moment zögerte, bevor sie ihren Weg zum Osteologielabor fortsetzte.
Diane ging durch den Gesteins- und Mineraliensaal in Richtung Geologielabor. Einige Besucher betrachteten dort die Sammlung von magmatischen Gesteinen und gaben vor, sich nicht für den Streit zu interessieren, der gerade vor dem Saal stattfand. Deutlich war Dr. Lymons Stimme zu hören, die sich in immer höhere Höhen schraubte. Mike versuchte, durch die Tür ins Labor zu treten, aber sie hielt ihn am Arm fest.
Diane ging auf die beiden zu. »Gehen wir alle ins Labor. Sofort!«
»Das hier geht Sie überhaupt nichts an.« Dr. Lymons Gesicht war rot vor Zorn.
»Sie veranstalten ein Theater in meinem Museum, und das geht mich sehr wohl etwas an. Wenn Sie nicht von den Sicherheitsleuten hinauseskortiert werden wollen, verhandeln wir das alles in meinem Büro.«
Annette Lymon starrte Diane an, als ob sie sie nicht verstehen würde.
»Ich versuche Sie schon seit geraumer Zeit zu sprechen«, sagte sie nach einem kurzen Moment. »Niemand schien zu wissen, wo Sie sind.«
Aus den Augenwinkeln konnte Diane beobachten, wie Shelly Cates, die Leiterin der geologischen Sammlung, in ihrem Büro den Hörer auflegte. Sie stürzte heraus und kam auf sie zu. Diane erkannte an ihrer Körpersprache, wie wütend sie war. Ihr Gesicht war unter seiner Sonnenbräune rot angelaufen, und ihr Körper zitterte ganz leicht vor Zorn.
Shelly Cates war eine sportliche Frau Anfang vierzig. Ihr Haar
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