Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
jemand in die Polizeicomputer eingedrungen sei und dafür gesorgt habe, dass sie eine Woche im Gefängnis verbringen musste.«
»Für meine Mutter war das noch viel schlimmer. Sie haben das Ganze veranstaltet, damit ich die Stadt verlasse und sie in dieser Zeit Beweismittel aus unserem Labor stehlen können. Mike, eigentlich sollte ich Ihnen das gar nicht erzählen. Es tut mir leid. Hatten Sie etwas auf dem Herzen?«
Er schüttelte den Kopf und setzte sich in den Polsterstuhl vor ihrem Schreibtisch. »Nein. Ich komme einfach nur so vorbei. Andie war nicht in ihrem Büro, da wollte ich nur einmal bei Ihnen reinschauen. Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe.«
»Das geht schon in Ordnung. Sie sehen besser aus. Wie geht es Ihnen?«
»Gut. Der Doktor hat mir ein Übungsprogramm verordnet, mit dem sowohl ich als auch Neva leben können«, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns.
»Sie passt nur auf Sie auf.«
»Ich weiß, und sie macht das wirklich gut. Ich bin ein lausiger Patient. Davon kann auch meine Mutter ein Liedchen singen. Die hatte auch ihre liebe Not mit mir, wenn ich als Kind krank war.«
»Das klingt nach netten, fürsorglichen Eltern.«
»Das sind sie auch. Sie leben auf einer Farm auf dem flachen Land. Vater baut Speisetrauben und spezielle Tafeltraubenarten wie Muskadinen und Scuppernongs an. Dad war immer Farmer, und Mutter war immer Hausfrau. Sie sind ganz einfache Leute.«
Mikes Geplauder klang fast etwas unbeholfen und hatte so gar nichts mit seinem gewöhnlichen selbstsicheren, wortgewandten Ich zu tun. Sie hatte ihn ein wenig aus der Fassung gebracht. Wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie war sich sicher, dass seine Eltern ihren Sohn sehr liebten. Sie beneidete ihn dafür.
»Was geschehen ist, war doch nicht Ihre Schuld«, sagte er schließlich.
»Jetzt überlegen Sie mal, Mike. Meine Tochter wurde ermordet, Frank wurde angeschossen, Sie werden angeschossen und niedergestochen, meine arme, naive Mutter wird in eines der schlimmsten Gefängnisse des Landes geworfen.« Und jetzt noch das Museum . »Und der gemeinsame Nenner von all dem bin ich. Selbst der Einbruch in Nevas Haus hatte wahrscheinlich etwas mit mir zu tun.«
»Nein, das stimmt doch alles gar nicht.« Er beugte sich vor. »Ich zumindest halte Sie nicht dafür verantwortlich, was mir passiert ist, und wenn ich mich recht erinnere, wurde Frank auch nicht wegen Ihnen angegriffen, sondern weil man seine Untersuchungen stoppen wollte.«
Mike fasste sie an der Hand und drückte sie. Seine Berührung war warm und beruhigend. Sie fühlte sich regelrecht getröstet. Sie erwiderte den Druck. Dann zog sie ihre Hand wieder zurück.
»Meine Mutter hat mir gerade erklärt, sie würde mich hassen für das, was ich ihr angetan habe, und für das, was ich bin.«
Diane hatte das eigentlich nicht hinausposaunen wollen. Nachdem sie sich bei anderen wegen deren Informationslecks beschwert hatte, wurde sie selbst augenscheinlich zu einer unerschöpflichen Informationsquelle.
»Sie hat es sicher nicht so gemeint.«
In seiner Welt konnte er sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass Eltern ihre Kinder hassten. Aber ihre Mutter hatte schrecklich gelitten, und Diane konnte ihren Standpunkt sogar verstehen. Wenn sie eine Tochter nach ihrem Sinne gewesen wäre und sich nicht mit der Lösung von Verbrechen beschäftigen würde, wäre das alles tatsächlich ja auch nicht passiert. In dieser Hinsicht hatte ihre Mutter vollkommen recht. Die kleinen Fortschritte im Verhältnis zu ihrer Familie waren auf einen Schlag wieder zunichtegemacht worden. Selbst Susan war jetzt wieder auf sie wütend. Sie war bei ihren Eltern gewesen, als Diane angerufen hatte, und hatte sich deren Meinung angeschlossen, dass Diane an allem schuld sei.
»Diane …«, flüsterte er.
»Mir geht es gut.« Diane fiel ihm ins Wort, da sie nicht wollte, dass er noch etwas sagte.
Frank hatte recht gehabt, sie konnte es an Mikes Augen erkennen. Er mochte sie tatsächlich sehr. Diane bezweifelte nicht, dass er auch an Neva hing, aber im Moment war Diane verwundbar, und sie merkte, dass Mike sich gerne als strahlender Ritter ihrer Probleme angenommen hätte. Sie stand auf.
»Ich habe noch einige Dinge zu erledigen.«
»Natürlich. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich helfen kann.«
»Mache ich. Ich schließe das Museum … nur für ein paar Tage, hoffe ich.«
Mike schaute sie bestürzt an. Sie wollte ihm eigentlich die Geschichte erzählen, auf die sich Kendel und
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