Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
wie ein Kind im Büro des Direktors.
»Seien Sie nicht albern, Mädchen.« Vanessa wirkte jetzt wirklich verärgert. Sie schaute wieder zu Milo empor. »Es geht nicht an, dass uns Leute bedrohen und unsere Tätigkeiten kontrollieren wollen, und es darf schon gar nicht sein, dass sie unser Museum in Gefahr bringen. Milo hätte das gehasst. Sie müssen gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden. Sie dürfen keinesfalls mit so etwas davonkommen.«
»Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um sie dingfest zu machen.«
»Milo und ich waren uns einig, dass Ihnen im Zweifel das Museum wichtiger sein würde als Ihre Karriere, und wir hatten recht damit. So jemanden möchten wir für unser Museum: jemanden, der es für seine Aufgabe hält, für dieses Museum und nicht nur für sich selbst zu sorgen.«
Diane war erleichtert. »Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich es in Gefahr gebracht habe.«
»Nein. Es wird einfach als Geisel benutzt.«
»Der Vorstand wird sehr wütend reagieren, vor allem was die Schließung angeht«, sagte Diane.
Vanessa lächelte dünn. »Höchstwahrscheinlich. Damit müssen Sie dann eben zurechtkommen.«
Diane freute sich nicht darauf. »Ich muss Sie bitten, niemandem davon zu erzählen, bevor alles vorüber ist.«
»Natürlich.«
»Ich weiß nicht recht, wie ich das ausdrücken soll.«
»Worum geht es, Liebes?«
»Alle Anzeichen sprechen dafür, dass für irgendjemand etwas sehr Wichtiges auf dem Spiel steht. Vielleicht geht es hier um Reichtum und Macht. Oder um eine Organisation oder Familie. Jemand muss ja diese Burschen bezahlt haben. Sie fügten meiner Familie Schaden zu, damit ich die Stadt verließ und sie während meiner Abwesenheit die Knochen stehlen konnten, bevor ich sie identifiziert hatte. Als das nicht klappte, entführten sie mich.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Ich weiß noch nicht, wer darin verwickelt ist. Ich sehe auch noch nicht, in welche Richtung mich meine Untersuchungen führen werden. Es gibt in dieser Gegend kaum reiche und mächtige Leute, die Sie nicht näher kennen.«
Vanessa blickte plötzlich sehr ernst. »Da sollten Sie sich keine Sorgen machen, Diane. Wenn jemand, den ich kenne, dafür verantwortlich sein sollte, würde ich dessen Aktionen als Verrat empfinden, und als Bedrohung für alles, was mir wichtig ist. Ich würde in diesem Fall von Ihnen erwarten, dass Sie jede Anstrengung unternehmen, um diese Leute zu ergreifen, damit sie nach Recht und Gesetz abgeurteilt werden können und eine möglichst harte Strafe erhalten. Jeder, der Milos Museum bedroht, hört auf, mein Freund zu sein.«
»Vielen Dank für diese klaren Worte. Und danke, dass Sie mich so unangekündigt empfangen haben.«
»Ja, meinen Sie denn, ich lasse Sie von Hattie hinauswerfen? Ich habe den Eindruck, dass Sie sich im Augenblick ein bisschen leidtun. Das passt so gar nicht zu Ihnen.«
»Ich weiß.« Diane rieb sich die Schläfen. »Ich bin wohl gerade nicht ganz auf dem Damm.«
»Es sieht so aus, als ob Sie geweint hätten.«
Diane schaute in einen reich verzierten Spiegel, der an der gegenüberliegenden Wand hing. Ihre Augen waren tatsächlich leicht verquollen. »Ich musste meinen Eltern erzählen, warum jemand ihr Leben zugrunde gerichtet, ihre Ruhe zerstört und ihren Ruf ruiniert hat. Jetzt sind sie natürlich fürchterlich wütend auf mich. Meine Mutter gibt mir die Schuld für das, was ihr zugestoßen ist.«
»Oje, ich verstehe.«
»Sie hat eine Menge gelitten.«
»Ohne Zweifel. Es war grausam, was man ihr da angetan hat. Aber Ihnen sollte sie dafür nicht die Schuld geben. Ich weiß, wie schwierig Familienbeziehungen sein können – Gott weiß, dass meine schon kompliziert genug sind. Aber Sie müssen sich selbst immer wieder die Realität ins Gedächtnis rufen. Und diese Realität ist doch, dass es da draußen einige sehr böse Menschen gibt, die mit allen Mitteln ihren Willen durchzusetzen versuchen.«
Diane redete gern mit Vanessa, da es dieser immer wieder gelang, die Dinge ins richtige Verhältnis zu rücken. Sie wünschte, sie könnte sich mit ihrer Familie auf ähnliche Weise verständigen.
»Ich weiß das auch tief in meinem Innern. Aber es ist manchmal einfach schwer, dementsprechend zu handeln.« Diane schaute auf die Uhr. »Ich muss Sie noch um einen weiteren Gefallen bitten. Ich wollte Frank nicht mit meinem Telefon im Museum oder meinem Handy anrufen. Darf ich kurz Ihres benutzen? Es ist ein Ferngespräch nach Atlanta.«
Vanessa nickte.
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