Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sie als Ausrede geeinigt hatten, aber sie konnte ihn in diesem Moment einfach nicht anlügen.
»Ich kann Ihnen nicht sagen, warum. Und bitte erwähnen Sie es gegenüber niemandem. Ich selbst werde alle Mitarbeiter davon unterrichten.«
»Nein, natürlich nicht. Neva hat mich vorhin gefragt, ob ich jemandem erzählt habe, was im Kriminallabor vorgeht. Tatsächlich weiß ich kaum etwas darüber, aber auch über dieses Wenige spreche ich mit keinem Außenstehenden.«
»Das hatte ich auch nicht anders erwartet, aber wir haben irgendwo eine undichte Stelle und deshalb muss ich alle fragen – Frank im Übrigen auch. Was mich selbst angeht, bin ich mir auch nicht ganz sicher. Vielleicht haben die falschen Leute ein Gespräch von mir mitbekommen.«
»Ist alles in Ordnung hier?«
»Nein, leider nicht. Aber ich werde es schon wieder in Ordnung bringen.«
»Ich würde Ihnen gerne dabei helfen.«
»Das weiß ich. Aber im Augenblick muss ich Sie bitten, zu Hause weiterzuarbeiten.«
Mike wandte sich zum Gehen. Eigentlich wollte er nicht; sie sah, wie er zögerte, nach etwas suchte, was er noch sagen könnte, um ihr noch einmal seine Hilfe anzubieten. Schließlich drehte er sich um und verließ den Raum.
Diane rief David an und bat ihn, sie an der Fütterungsstelle des Schwanensees zu treffen, des großen Teichs, der im Zentrum ihres Naturlehrpfads lag.
Dieser Naturlehrpfad war ein achthundert Meter langer Rundweg, der durch den bewaldeten Garten hinter dem Museum führte. Dort grünte und blühte es das ganze Jahr hindurch, wobei sich einem in jeder Jahreszeit ein anderes Bild bot. Er war voller Dreiblatt, Porzellansternchen, Veilchen, Azaleen, Rhododendren, Beeren, Bäume, Büsche, Vögel, Schmetterlinge und Pflanzen, deren Namen sie nicht einmal kannte, und es war immer wunderschön dort. Sie wollte ihn sich nicht voller Rauch vorstellen müssen. Sie verfluchte wieder einmal denjenigen, der hinter all dem steckte.
Sie stand an der Fütterungsstelle und warf den Schwänen Brotkrumen zu, die sie sich zuvor im Restaurant besorgt hatte. Plötzlich hörte sie Fußtritte auf der Brücke. Als sie aufschaute, bemerkte sie, dass es David war. Sie verließ den Weiher und ging mit ihm ein Stück den Lehrpfad entlang.
»Warum habe ich das Gefühl, in einem James-Bond-Film zu sein?«, fragte er und nieste.
»Weil ich jetzt vollkommen paranoid geworden bin. Ich will nicht, dass uns einer zuhört. Hast du in letzter Zeit genug Schlaf bekommen?«
»Ich brauche nicht so viel. Was soll ich für dich tun?« Er nieste erneut. »Könnten wir unser nächstes Geheimtreffen nicht in einem McDonald’s oder so abhalten?«
»Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du Heuschnupfen hast.« Diane erzählte ihm dann von ihrem Verdacht und ihren Planungen. »Ich glaube, dass Lane Emery irgendwie in diese Sache verwickelt ist. Ich werde Garnett vorschlagen, dass wir das Museum schon heute Nacht durchsuchen, und dann schauen, ob wir Emery oder die Entführer nicht morgen auf frischer Tat ertappen können. Macht es dir etwas aus, ein paar Tage im Museum zu übernachten?«
»Überhaupt nicht. Warum glaubst du, dass es Emery ist?«, fragte David.
»Eigentlich ist es nur so eine Ahnung. Zunächst einmal muss eine dritte Person bei meiner Entführung mitgeholfen haben. Als ich das Osteologielabor verließ, habe ich auf dem Weg zum Aufzug Emery gesehen. Er könnte meinen Entführern signalisiert haben, dass ich komme.« Diane schaute zu David hinüber, der gerade die Schwäne beobachtete. Sie konnte seinem Gesicht nicht entnehmen, was er dachte.
»Hast du noch weitere Anhaltspunkte?«, fragte er, ohne einen besonders streitsüchtigen Schwan aus den Augen zu lassen.
»Ich habe vorhin mit Kendel, Andie, Chanell und Emery gesprochen und sie um Rat gefragt …« Diane zögerte einen Moment. Die Gründe für ihren Verdacht klangen wirklich nicht sehr überzeugend. »Es war sein Vorschlag, das Museum am Wochenende zu schließen. Es war da etwas in der Art, wie er das sagte … Ich weiß nicht recht.« Diane kam sich allmählich albern vor.
»Wenn es eine Bombendrohung gibt, ist es nur vernünftig, das Museum zuzumachen.«
»Es gibt eine Bombendrohung. Die Typen, die mich entführt haben, drohten mir, das Museum in Brand zu setzen. Es war Emery, der meinte, dass sie Bomben gelegt haben könnten. Seiner Meinung nach ist das der einzige Weg, wie man das Museum tatsächlich niederbrennen könnte.«
»Da hat er durchaus recht«, sagte David.
»Sicher.
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