Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
seiner DNS, die das Kriminallabor nun mit der Probe vergleichen konnte, die er bei Dianes Entführung hinterlassen hatte. Sie hatte auch ihre Hände genau betrachten können. Keiner hatte einen verkrüppelten Finger wie der, der sich in Nevas Abguss gefunden hatte.
Als Diane das Polizeikommissariat von Rosewood verlassen wollte, hörte sie jemand ihren Namen rufen.
Es war die Polizeibeamtin Janice Warrick, mit der sie eine lange und wechselvolle Geschichte verband. Officer Warrick winkte ihr zu, deutete auf das vor ihr stehende Fernsehgerät und rief, als Diane näher kam: »Haben Sie das schon gesehen?«
Janice lächelte übers ganze Gesicht. Anscheinend hatte sie die Zeiten völlig vergessen, als sie mit Diane ernste Auseinandersetzungen hatte. Diane schaute auf den Bildschirm, vor dem neben Janice noch ein Haufen weiterer Polizisten stand.
»Das sind Nevas Zeichnungen, nicht wahr?«, sagte Janice. »Schau mal, Bud«, sagte sie zu einem ihrer Kollegen, »die hat Neva gemacht.«
Auf dem Bildschirm waren gerade alle Zeichnungen Nevas zu sehen. Der Nachrichtensprecher verlas weitgehend den Text von Davids Presseverlautbarung, in der jeder, der die Personen auf den Abbildungen erkennen sollte, aufgefordert wurde, sich mit der Polizei von Rosewood in Verbindung zu setzen.
Währenddessen war auf dem Schirm unter den Abbildungen in Großbuchstaben zu lesen: UNGEKLÄRTE ROSEWOOD-FÄLLE VON 1942: KENNEN SIE DIESE PERSONEN?
Plötzlich umarmte Officer Warrick Diane und drückte sie an sich. Diese wusste nicht genau, warum. Vielleicht war jetzt auch Rosewood schon von der Berühmtheitshysterie erfasst worden.
Als Diane ins Museum zurückfuhr, fühlte sie sich auf eigentümliche Weise deprimiert. Dabei war das Museum jetzt doch wohl sicher, die Schurken, die gedroht hatten, es niederzubrennen, saßen hinter Gittern, und sie verfügten über solch solide Beweise gegen sie, dass das wohl auch so bleiben würde. Etwas allerdings nagte an ihr: Der wirkliche Anstifter blieb für sie wohl auf Dauer unerreichbar. Selbst wenn Valentine und MacRae doch noch gegen ihre Wohltäter aussagen sollten, könnte sie deren Aussagen nicht durch Beweise erhärten. Der Schnappschuss aus der Höhle hatte überhaupt nichts zu bedeuten. Es war nur ein altes Foto, das der Höhlentote in der Tasche gehabt hatte und dessen Ähnlichkeit mit Mrs. Taggart reiner Zufall sein konnte.
Sie bog auf den Parkplatz des Museums ein, auf dem nur wenige Autos standen, die meist den Mitgliedern ihres Kriminallabors gehörten. Sie erkannte Mikes Geländewagen. Das Wohnmobil war nicht mehr da. Sie musste lächeln. Da hatte Frank wirklich eine gute Idee gehabt.
Als sie das Gebäude betrat, stritten sich eine Frau in den Vierzigern und ein älterer Mann zwischen sechzig und siebzig lautstark mit einem der Sicherheitsleute. Die Frau trug einen billigen blauen Hosenanzug, der etwas zu eng für ihre leicht übergewichtige Figur war. Der Mann trug Jeans, ein kariertes kurzärmliges Hemd und eine alte Baseballkappe. Die Frau schwenkte einen großen braunen Umschlag.
»Wir wollen doch gar nicht das Museum besuchen. Wir möchten diese Frau Fallon sehen. Es geht um die Leute, nach denen sie im Fernsehen gefragt haben«, redete sie in lautem Ton auf den Wachmann ein.
Dianes Laune besserte sich auf der Stelle. Also hatte der ganze Aufwand sich doch gelohnt.
»Ich kümmere mich darum«, rief sie dem Sicherheitsmann zu.
Die beiden drehten sich zu ihr um.
»Ich bin Diane Fallon.«
»Ich bin Lydia Southwell. Das ist mein Vater Earl Southwell«, sagte die Frau. »Wir glauben, dass die Frau, nach der Sie gefragt haben, meine Großmutter Jewel Southwell sein könnte.«
»Kommen Sie bitte mit«, sage Diane.
Sie führte sie in ihre Bürolounge und bat sie, sich an den Tisch zu setzen. Sie bot ihnen Kaffee, Tee oder Sodawasser an, aber sie zogen eine Cola vor. Diane holte drei kalte Coladosen aus ihrem kleinen Kühlschrank.
»Sie haben jemanden auf diesen Zeichnungen erkannt?« Diane hatte Kopien der Originale auf dem Tisch liegen.
Die Frau berührte das Foto von Plymouth X mit den Fingerspitzen.
»Das sieht wie meine Mutter aus«, sagte Earl. »Im Fernsehen sagten sie, sie habe in Ray’s Diner gearbeitet. Meine Mutter arbeitete dort vor langer Zeit, bevor sie verschwand.«
Die Frau hielt immer noch den großen braunen Umschlag auf dem Schoß. »Wir haben diese Bilder.« Sie holte ihre Fotos heraus und verstreute sie auf dem Tisch.
»Lydia«, sagte ihr Vater scharf.
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