Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
und sie wollte es seiner gerechten Strafe zuführen. Sie hatte sich immer wieder alle Spuren angeschaut, ob nicht doch eine davon definitiv zu dieser Familie führte.
»Boss?« Jin stand in der Tür und wedelte mit einem Blatt Papier, das er in der Hand hielt.
Diane stellte die Füße auf den Boden und legte die Eispackung auf den Schreibtisch. »Was haben Sie da Schönes?«
Jin ließ sich in einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch fallen. »Ich mag dieses Büro. Ich glaube, Sie sollten mal das Büro in Ihrem Knochenlabor ein bisschen aufpeppen.«
»Sind Sie gekommen, um mir einen Innendekorateur zu empfehlen?«
Jin grinste und strich sich die Haare hinter die Ohren. »Nein. Korey und ich haben uns gerade über die Tagebücher unterhalten, und da hat sich Korey gewundert, warum der Höhlentote – ich gewöhne mich einfach nicht daran, ihn Dale Wayne Russell zu nennen – also, Korey wunderte sich, warum er nicht aufgeschrieben hat, was ihm passiert ist, da er ja nicht sofort gestorben ist. Er hatte ja sonst nichts zu tun, als in dieser Höhle zu sitzen und zu warten. Wenigstens hatte er noch so viel Zeit, dass er ein paar Moon Pies essen konnte.«
»Und Sie haben dann gesagt?«, versuchte Diane die Erzählung voranzutreiben.
»Dass er nichts zum Schreiben dabeihatte. Dann habe ich mich daran erinnert, dass wir in seiner Tasche einen Bleistift gefunden haben, und ich dachte darüber nach, und dann hatte ich es … das Geld! Was, wenn er auf das Geld geschrieben hatte? Sie erinnern sich doch an die Geldscheinrolle, die wir in seiner Hemdtasche gefunden haben?«
Diane nickte.
»Ich hatte bisher überhaupt nichts mit ihm angestellt.« Er zuckte die Achseln. »Das Geld war voller Blut und Leichensaft. Ich habe einfach nicht daran gedacht. Aber dann behandelte ich es mit diesem ESDA-Gerät. Wussten Sie, dass Korey auch einen solchen Electrostatic-Detection-Apparat hat?«
»Ja, Jin, das wusste ich.«
»Wir haben eine Menge Geräte doppelt«, sagte Jin.
»Nein, das stimmt nicht. Das Museum und das Kriminallabor sind zwei unterschiedliche Organisationen.«
»Stimmt, das vergesse ich manchmal.«
»Was haben Sie auf den Geldscheinen gefunden?«
»Er hat dort aufgeschrieben, was passiert ist. Zumindest in groben Zügen.«
Diane beugte sich vor, und Jin reichte ihr das Papier. Die Kopie des elektrostatischen Bildes war nur schwer zu lesen, aber sie konnte wenigstens einzelne Wörter erkennen. Die Handschrift wurde allmählich immer schlechter, was sicher mit seinem sich ständig verschlimmernden Zustand zu tun hatte.
»Auf der Rückseite habe ich Ihnen den Text aufgeschrieben«, sagte Jin.
Diane drehte das Papier um und las die letzten Notizen des Höhlentoten.
Gefallen. Habe mir viele Knochen gebrochen.
Verletzt. Emmett ist Hilfe holen.
Kein Wasser mehr. Kein Essen mehr.
Emmett sollte längst zurück sein. Verletzt.
Rosemary. Ich liebe dich, Rosemary.
Emmett, wo bist du? Unfall?
Emmett kommt nicht zurück.
Ich bin tot.
Wer immer das findet,
sag Rosemary, ich liebe sie.
Dale.
»Das ist eine traurige Geschichte«, sagte Diane. »Sie ist mit ›Dale‹ unterschrieben. Wir hatten recht. Es ist Dale Wayne Russell.«
»Armer Kerl. Er wartete auf die Rückkehr von jemand namens Emmett. Und er liebte Rosemary. Ist das nicht eine Art Erklärung auf dem Sterbebett?«, sagte Jin.
»Ja, das stimmt. Garnett hat etwas über die Identität von Dale Wayne Russell herauszufinden versucht. Ich habe seit gestern nicht mehr mit ihm darüber gesprochen. Es fällt ihm schwer, seine politischen Überlebensinstinkte zu überwinden. Vielleicht bringt ihn das auf Trab.«
Diane wollte gerade zum Telefon greifen, als es klingelte.
»Diane Fallon hier.«
»Dr. Fallon, hier ist Emmett Taggart. Wir sind uns bei Helen Egans Beerdigung begegnet.«
»Ja, Mr. Taggart. Ich weiß, wer Sie sind.«
Jin bekam große Augen. Diane deutete auf das Telefon in Andies Büro. Er nickte und machte sich auf den Weg.
Sie beobachtete ihn, und als er vor Andies Schreibtisch stand, sagte sie: »Bitte warten Sie einen Moment, Mr. Taggart. Ich gehe nur zu meinem anderen Telefon hinüber.«
Sie gab Jin ein Zeichen, und der nahm den Hörer ab, um das Gespräch mithören zu können. Kurzzeitig hörte man ein zweites Telefon in der Leitung, bis Jin die Lautlostaste drückte.
»Was kann ich für Sie tun, Mr. Taggart?«, sagte Diane.
»Es geht eher darum, was ich für Sie tun kann. Ich habe über Ihre Mumienausstellung nachgedacht und darüber,
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