Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sie flüchten könnte, um den Abstand zu ihm zu vergrößern. Aber alle Tische standen viel zu weit entfernt.
»Wer sind Sie?«, wiederholte sie.
Wieder sagte er kein Wort, sondern starrte sie nur mit seinen ausdruckslosen Augen an. Er näherte sich ihr ganz langsam, wobei seine Messerspitze auf sie gerichtet war. Dabei machte er immer wieder kleine Stechbewegungen. Sie sah, wie sein Blick auf die Tische fiel und sich seine dünnen Lippen dabei ganz leicht zu einem winzigen Lächeln öffneten. Seine Augen leuchteten plötzlich auf.
Was war das? Sie ließ ihn nicht aus den Augen und versuchte, sich langsam in Richtung der Tische zurückzuziehen. Wenn sie diese erreichte, gäbe es zumindest eine Barriere zwischen ihr und ihm. Sie hätte auch gerne Emerys Glock vom Boden aufgehoben, aber das hätte er zu verhindern gewusst. Geh zu den Tischen, und dann hast du wenigstens etwas Zeit zum Nachdenken.
»Was wollen Sie?«, fragte sie, um seine Aufmerksamkeit auf sich und weg vom Tisch zu lenken.
Sie war völlig überrascht, als sie ihn mit hoher Stimme antworten hörte: »Kaninchen, ich will Kaninchen.«
Kaninchen? Er war also auch derjenige, der MacGregor und Mike angerufen hatte.
»Was genau wollen Sie damit sagen?«, fragte Diane. »Warum haben Sie mich mit dem Messer angegriffen?«
»Das macht man doch so mit Kaninchen.«
»Und Mike? Ist er auch ein Kaninchen?« Wenn sie ihn zum Reden brachte, konnte sie ihm vielleicht entlocken, was ihn zu seinen Taten trieb.
Er runzelte die Stirn. Seine Augen erloschen wieder. »Er hat versucht, meine Kaninchen zu stehlen.«
»Also, Junge, allzu viel Sinn ergeben Ihre Aussagen ja nicht«, sagte Diane.
»Einem Kaninchen muss ich nichts erklären.«
»Tun wir doch einfach mal so, als ob ich kein Kaninchen wäre. Worüber zum Teufel reden Sie eigentlich?«
Blitzschnell rannte sie zum nächsten Tisch und stellte sich an dessen eines Ende. Glücklicherweise war es ein Rolltisch, dessen Bremsen nicht angezogen waren und den sie deshalb jetzt als eine Art Waffe benutzen konnte.
Er duckte sich und versuchte, um den Tisch herumzugelangen. Sie bewegte diesen so, dass er immer zwischen ihr und ihrem Angreifer blieb. Dann nahm sie Anlauf und rammte ihm den Tisch mit voller Wucht in den Bauch. Er fiel auf den Rücken, und sein Messer flog in hohem Bogen in eine Ecke des Raums.
Diane stürzte jetzt auf Emerys Pistole zu, aber der Mann kam mit einer fast unmenschlichen Geschwindigkeit wieder auf die Beine und rannte schreiend auf sie zu. Sie wollte ihm ausweichen, aber er stieß sie zu Boden. Beim Fallen riss sie einen der Rolltische um. Sie versuchte, sich wieder aufzurappeln, aber er erwischte einen ihrer Füße und zog sie zu sich her. Sie wollte ihn treten, woraufhin er ihr den Fuß umdrehte. Sie schrie vor Schmerzen.
»Hab ich dich endlich, Kaninchen.«
Sie hielt Ausschau nach irgendetwas, das sich als Waffe verwenden ließe, konnte aber nichts finden. Sie versuchte sich an einem Tisch festzuhalten, damit er sie nicht weiter zu sich heranziehen konnte.
Gleichzeitig trat sie nach hinten aus. Endlich gelang es ihr, sich loszureißen. Fast wäre sie wieder auf die Füße gekommen, aber auch diesmal schaffte er es, sie an den Beinen zu fassen und sie in seine Richtung zu ziehen. Er war unheimlich stark. Dann schlug er sie auf das Kinn. Während sie leicht betäubt dalag, hob er sein Messer vom Boden auf.
»Du wirst jetzt tun, was ich dir sage«, zischte er. »Leg dich auf den Tisch.«
»Den Teufel werde ich tun.« Diane schlug ihm mit der Faust auf den Hals.
Er quiekte und holte mit dem Messer aus.
Der Schuss in diesem geschlossenen Raum machte sie fast taub. Ihr böser Geist wirkte eine Sekunde lang wie eingefroren. Das Messer hielt er mitten in der Luft. Diane warf sich beiseite. Dann fiel er lautlos nach vorne.
Als sie aufblickte, sah sie, wie Emery halb aufgerichtet mit der Pistole immer noch in ihre Richtung zielte.
»Ich hoffe, Sie wollen mich nach all dem nicht doch noch erschießen«, sagte sie.
Er ließ die Pistole sinken. Diane ging zu ihm hinüber. Er brach zusammen und fiel in sein eigenes Blut.
»Bitte erzählen Sie es nicht meiner Familie. Es tut mir alles so leid.«
»Ich sage ihnen, dass Sie ein Held sind«, versicherte ihm Diane.
Er schloss die Augen, und Diane rannte zum Telefon. Es war aus der Wand gerissen worden. Sie rannte zum Telefon in ihrem Büro. Es war tot. Sie öffnete das Gewölbe. Dessen Telefon funktionierte noch. Sie wählte die
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