Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
beladene Karawane heil durch die Höhle gebracht hatte und sie endlich ins Tageslicht traten. Sie sehnte sich allerdings bald wieder in die kühle Höhle zurück, da es draußen inzwischen ordentlich heiß geworden war. Mit ihrem langärmligen Hemd war sie dafür denkbar falsch angezogen. Bevor sie sich allerdings umziehen konnte, musste sie erst einmal mit dem Deputy reden.
Der saß auf der Stoßstange seines Streifenwagens und hatte die Arme in einer Art und Weise verschränkt, die Diane von schmollenden kleinen Kindern kannte. Er trug eine marineblaue Hose und ein kurzärmliges Hemd. Er schien Anfang vierzig zu sein, hatte wellige blonde Haare und zeigte bereits erste Anzeichen eines Bierbauchs.
»Also, ich habe noch etwas anderes zu tun, als hier den ganzen Tag herumzusitzen. Wer von Ihnen ist Diane Fallon?« Er schaute jeden von ihnen scharf an, als ob auch einer der Männer Diane Fallon sein könnte.
»Ich bin Diane Fallon.«
»Sie hätten ruhig kurz herauskommen und dieses Papier hier unterzeichnen können, so dass ich endlich von hier weggekommen wäre.«
»Es tut mir leid, Deputy« – sie schaute auf das Namensschild über seiner Hemdtasche – »Deputy Singer. Das hätte ich auch getan, wenn es möglich gewesen wäre. Aber jetzt bin ich ja hier und kann die Papiere des Leichenbeschauers unterschreiben.« Diane lächelte ihn an, wobei sie hoffte, dass er nicht merkte, wie sehr sein Gejammere sie belustigte.
Mürrisch drückte der Deputy ihr einige zerknitterte Papiere in die Hand.
»Haben Sie etwas zum Schreiben?«, fragte ihn Diane.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus und reichte ihr einen Kuli aus seiner Hemdtasche.
Diane nahm die Papiere und legte sie auf die Motorhaube seines Streifenwagens.
»Warten Sie einen Moment.« Der Deputy stürzte zu seinem Wagen und holte eine harte Schreibunterlage vom Rücksitz. »Benutzen Sie die. Sie verkratzen mir sonst noch den Lack.«
Während sie schrieb, schaute ihr Deputy Singer über die Schulter und teilte ihr mit, was der Sheriff über all das denken würde. Sein Atem roch nach Knoblauch und Zwiebeln.
Mike ging zu seinem Geländewagen hinüber, holte einige Getränkedosen aus dessen Kühlschrank und verteilte sie an die Anwesenden. Auch Deputy Singer bekam eine Coladose in die Hand gedrückt. Er nahm sie, murmelte einen flüchtigen Dank und setzte zwischen den einzelnen Schlucken seine Tirade fort.
Diane kam es so vor, als ob er sich diese innerlich zurechtgelegt hatte, als er auf sie warten musste. Mike reichte ihr eine 7-Up-Dose, die er für sie geöffnet hatte. Diane genoss es, das eiskalte Getränk durch die Kehle rinnen zu lassen.
Nachdem sie einige tiefe Schlucke genommen hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Schreibarbeit zu. Als sie kurz aufschaute, sah sie Mike an seinem Wagen lehnen. Er hatte einen Arm um Nevas Hals geschlungen und teilte mit ihr eine Cola. Beide beobachteten sie amüsiert, wie der Deputy weiterhin ohne Unterlass auf sie einredete.
»Also eines sage ich Ihnen, der Sheriff wird sich Pilgrim bestimmt vorknöpfen. Ich weiß nicht, was der sich dabei gedacht hat, Rosewood mit dieser Sache zu betrauen, als ob wir das nicht selbst erledigen könnten. Was glauben die aus Rosewood eigentlich, wer sie sind? Atlanta? Das Ganze ist doch eine Nummer zu groß für die, würde ich sagen.«
Diane ließ ihn sich seinen ganzen Zorn von der Seele reden. Sie hatte von ihrem ehemaligen Chef, einem Karrierediplomaten, gelernt, dass man Menschen manchmal die Gelegenheit geben sollte, sich frei zu äußern, weil deren Ärger dann oft verraucht.
»Sicher dachte er, dass der Sheriff Wichtigeres zu tun hat, als sich mit einem Ereignis zu beschäftigen, das etwa fünfzig oder sechzig Jahre zurückliegt«, sagte Diane.
»Fünfzig oder sechzig Jahre? So lange schon? Da haben Sie allerdings recht. Vermutlich lebt keiner seiner Verwandten mehr. Das wäre dann also reine Zeitverschwendung. Ich nehme an, der gute, alte Pilgrim dachte, Sie hätten genug davon, da Ihre Superausrüstung ja sowieso alles für Sie erledigt.«
»So wird es wohl sein.« Diane lächelte und händigte ihm die Unterlagen aus. »Sagen Sie Sheriff Burns, dass ich ihn anrufen werde, und vielen Dank, dass Sie auf uns gewartet haben. Ich weiß, dass das recht lästig war, aber ich bin Ihnen dafür sehr dankbar.«
»Ich tue nur meinen Job. Dafür werde ich ja bezahlt.« Er stieg in seinen Streifenwagen und gab Gas, dass die Reifen durchdrehten und eine Schmutz- und
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