Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
aber sie räumten doch einen Gutteil der heruntergestürzten Gesteinsbrocken beiseite.
Schließlich richtete Diane sich auf und streckte ihre Muskeln. Dabei schaute sie zum Loch hinauf.
»Ich mache mir etwas Sorgen wegen der Decke«, sagte sie.
»Ich habe den herunterrieselnden Staub auch bemerkt«, sagte Mike. »Ich glaube, er stammt aus dem frisch geöffneten Loch. Ich habe nicht bemerkt, dass irgendwelche größeren Steine abgebrochen wären. Bevor aber jemand hinaufklettert, werde ich das Seil etwas bewegen, damit es nicht immer gegen dieselbe Stelle am Rand des Loches drückt.«
Sie nahm eine Taschenlampe und untersuchte den freigeräumten Boden, ohne etwas zu entdecken. »Eine Menge Arbeit, und völlig umsonst«, sagte sie.
»Vielleicht wird uns das etwas Interessantes zeigen«, sagte Jin in dem Augenblick. Er stand direkt unter der Tunnelöffnung an der Höhlenwand und hatte in einer Hand eine Spritzflasche. »Ich werde in einer Minute alle Lichter ausmachen müssen.«
»Nein!«, riefen Diane und Mike zur gleichen Zeit.
5
S ag nicht, dass du etwas an die Wände gesprüht hast«, rief Mike.
Jin zog eine Augenbraue hoch und schaute zuerst ihn und dann Diane an. »Wir suchen fast immer nach Blutspuren. Ich dachte …«
»Wir verunreinigen niemals unsere Höhlen. Das Ökosystem hier ist sehr empfindlich. Ich habe vergessen, Ihnen zu sagen, dass Sie keine Chemikalien mitbringen sollten«, sagte Diane.
Jin ließ die Augen über die kahle Landschaft aus Fels und mineralischen Ablagerungen schweifen, die ihn umgab. »Das habe ich nicht gewusst. Darauf wäre ich auch nie gekommen.«
»Die Fauna hier kann winzig klein sein – mikroskopisch klein«, erklärte Mike.
»Und wir dürfen nichts Toxisches zurücklassen, das andere Höhlengänger gefährden könnte«, ergänzte Diane.
Jin runzelte die Stirn. »Daran habe ich nicht gedacht.« Er wandte sich an Mike, der ihn missbilligend anschaute: »Ich habe hier nichts versprüht. Es ist nichts passiert.«
Mike nickte erleichtert und lächelte ihn gespielt böse an: »Gut. Dann brauche ich dich ja nicht über einem bodenlosen Schacht baumeln lassen.«
»Mann, da bin ich aber erleichtert«, sagte Jin. »Ich habe heute nämlich meine Spiderman-Unterwäsche nicht an.« Er grinste Mike an und wandte sich dann an Diane. »Ich habe einige verdächtige dunkle Flecken bemerkt, die Blut sein könnten«, sagte er. »Ich werde Proben nehmen und sie fotografieren. Vielleicht finden wir so ein Muster heraus.«
»Ich habe hier etwas.« Neva hatte sich ein Paar Latexhandschuhe aus dem Tatortkoffer angezogen und hielt jetzt etwas in der Hand, das man für ein Stück Papier halten konnte. »Ich glaube, es könnte ein Foto sein, aber es ist einmal von einer Flüssigkeit völlig aufgeweicht worden – vielleicht Blut?«
»Wirklich?«, sagte Jin. »Lassen Sie mich mal sehen.«
Diane und Jin traten näher und begutachteten etwas, das wie ein schmutzig braunes viereckiges Stück Papier aussah. Neva versuchte es mit ihrer Taschenlampe zu durchleuchten.
»Ich glaube, ich erkenne eine Gestalt«, sagte sie dann. »Vielleicht ein Mensch.«
»Vielleicht«, sagte Diane. »Wir reinigen es im Labor. Wenn wir Glück haben, steht ein Name auf der Rückseite. Guter Fund.«
Neva ließ das Papierfragment in einen Beweismittelbeutel fallen und legte ihn zu den anderen. Sie hatten bislang mehr Spurenmaterial gesammelt, als sie erwartet hatten.
Jin kehrte zu seinen Bodenproben zurück. Auch Diane zog sich jetzt ein Paar Handschuhe über und half Neva, die mumifizierten Überreste des Höhlentoten in den Leichensack zu bugsieren. Da alle Körperflüssigkeiten verschwunden waren und er im Wortsinne nur noch aus Haut und Knochen bestand, war er sehr leicht. Da er aber in einer Sitzposition fixiert war, musste man ihn auf der Seite in den Leichensack legen.
»Wissen Sie schon, wie lange er bereits hier ist?« Mike schaute prüfend in den Leichensack. »Er sieht ein bisschen aus wie die ägyptische Mumie in unserem Museum. Nur seine Kleidung passt nicht so recht.«
Diane zuckte die Schultern. »Etwa zwischen dreißig und hundert Jahre.« Sie schloss den Reißverschluss des Sackes. »Wir werden es wissen, wenn wir alle Tatortspuren analysiert haben.«
Neva ließ einen Seufzer hören. »Dann hat er ja ganz schön lange hier gesessen und darauf gewartet, dass ihn einer findet.« Sie versetzte dem Leichensack eine kleinen Klaps. »Armer Bursche.«
Jin hockte sich neben die verbeulte,
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