Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)

Minigürtel, mit dem man den Hosenbund straffen konnte. Damals nannte man sie auch noch nicht ›Blue Jeans‹, sondern ›Waist Overalls‹.«
    Jin drehte sich um und sah Diane wieder direkt ins Gesicht. David hatte sich auf dem Sofa aufgesetzt und hörte aufmerksam zu.
    »Seine Jeans haben auch eine ›Crotch Rivet‹, eine Hosenansatzniete.« Jin wollte gerade auf die entsprechende Stelle auf seinem Körper zeigen, als er plötzlich stoppte und puterrot wurde. »Na ja, ist ja auch egal. Crotch Rivet und Backcinch wurden während des Zweiten Weltkriegs entfernt, um Metall und Stoff zu sparen, und nie wieder eingeführt. Also müssen diese Jeans vor dem Zweiten Weltkrieg hergestellt worden sein.
    Im Jahr 1937 änderte die Firma die Art, wie die Gesäßtaschen angenäht wurden, so dass die Nieten künftig von Stoff überdeckt waren. Zuvor hatten sich die Cowboys darüber beklagt, dass die Metallnieten ihre Sättel zerkratzten. Die Cowboys gehörten zu Levi’s wichtigsten Kunden, weswegen man auch auf ihre Bedürfnisse besondere Rücksicht nahm. Die Jeans des Höhlentoten haben neben diesen alten Nieten auch noch Hosenträgerknöpfe. Beides zeigt, dass sie vor 1937 produziert wurden.«
    Jin drehte sich um und deutete auf seine linke Gesäßtasche, auf die ein rotes Levi’s-Label aufgenäht war. Für einen Augenblick fragte sich Diane, ob er sich wieder hinsetzen oder zu tanzen beginnen würde. Tatsächlich trat er aber auf ihren Schreibtisch zu und schaute sie bedeutungsvoll an.
    »Ich habe genau nachgeschaut und bin mir jetzt sicher, dass ein solches rotes Label niemals auf den Jeans des Höhlentoten aufgenäht war. Die Firma führte diese roten Label erst im Jahr 1936 ein, damit die Levi’s-Jeans auch aus der Entfernung zu erkennen waren. Andererseits haben die Jeans des Höhlentoten Gürtelschlaufen. Diese wurden 1922 eingeführt.«
    »Also wurde diese Art von Jeans zwischen 1922 und 1936 hergestellt«, sagte Diane.
    »Genau.« Jin setzte sich wieder hin und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Ich habe eine Menge Tierhaare auf den Jeans gefunden.«
    »Das ist interessant …« Plötzlich durchzuckte Diane ein heftiger Schmerz. Jins amüsante Vorstellung hatte sie eine Zeitlang ihre Schmerzen vergessen lassen, aber jetzt meldeten sie sich wieder zurück, und zwar schlimmer als zuvor. Sie hatte das Gefühl, dass der Messerstecher wieder und wieder auf sie einstechen würde.
    »Was ist los?«, fragte David. »Du siehst gar nicht gut aus.«
    »Nur ein wenig Schmerzen. Ich wollte erst heute Abend Tabletten einnehmen, wenn ich wieder daheim bin.«
    »Du solltest jetzt schon eine Schmerztablette schlucken. Jin und ich fahren dich heim, wann immer du willst.«
    »Ich wollte eigentlich heute Nachmittag noch mit der Untersuchung der Knochen des Höhlentoten anfangen.«
    David stand auf, ging zu Dianes kleinem Kühlschrank hinüber, der hinter einem Wandschrank aus Walnussholz versteckt war, holte eine Flasche Wasser heraus und reichte sie ihr. »Nimm eine Tablette.«
    Diane fischte ein Fläschchen mit einem extrastarken Schmerzmittel aus ihrer Tasche, nahm eine Tablette heraus und schluckte sie mit einem großen Schluck Wasser hinunter. »David, es ist gut, dich als Freund zu haben.«
    »Ich weiß«, sagte er trocken. »Deshalb kann ich mir hier auch manches erlauben …«
    »Von welchen Tieren stammten die Haare, die Sie auf den Jeans gefunden haben?«, fragte Diane.
    »Sylvilagus floridanus, Sciurus carolinensis, Equus caballus und Canis familiaris«, antwortete Jin.
    Diane runzelte die Stirn. »Also Kaninchen, Grauhörnchen, Pferd und Hund. Welche Farbe hatte das Pferd?«, fragte Diane und lächelte dabei Jin an.
    »Braun«, sagte Jin und grinste zurück. »Der Hund war schwarz. Das Pferdehaar befand sich vor allem auf dem Hosenboden. Wahrscheinlich ritt der Höhlentote ohne Sattel und hatte seine Jeans nicht gewaschen, bevor er in die Höhle ging.«
    »Wir glauben, dass er nach Grauhörnchen und Kaninchen gejagt hat«, ergänzte David. »Ich nehme an, dass dies seine Allzweckjeans waren, die er zum Jagen, Reiten und in der Höhle benutzte. Seine Lampe ist auch recht interessant. Sie stammt wohl aus den dreißiger oder vierziger Jahren. Wir prüfen das noch genau nach.«
    »Du solltest auch noch von dem Buch erzählen«, sagte Jin.
    »Das war ein ganz vernünftiger Kauf. Wir haben schon weit teurere Sachen gekauft«, protestierte David.
    Diane schaute sie beide an. »Ihr habt etwas gekauft?«
    »Ein gebrauchtes