Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
hofft, vielleicht nächsten Sommer einen Job im Museum zu bekommen.«
Diane lächelte und war froh, dass sie etwas anbieten konnte, froh, dass ihre Nichte am Museum Interesse zeigte. »Kein Problem. Wir haben einige Jobs, die ihr gefallen könnten. Denkt sie an einen Museumsberuf?«
»Nein, sie möchte Archäologin werden. Gerald und ich würden sie gern von etwas Nützlicherem überzeugen, aber Kinder sind manchmal so wenig an praktischen Erwägungen interessiert.« Susan ging in Richtung der Rolltreppen.
»Die Gepäckabholung ist eine Etage tiefer.«
»Ich habe alles hier«, sagte Diane und hielt ihre Reisetasche hoch.
»Ist das alles? Wir brauchen dich eine Weile hier. Du musst uns helfen, dieses Problem zu lösen.«
Susan redete ununterbrochen weiter, während sie das Flughafengebäude verließen und über die Straße zum Parkhaus hinübergingen. »Ich bin froh, von hier wegzukommen. Ich mag nicht länger auf dem Flughafen bleiben als nötig. Hier gibt es alle möglichen Leute, die ich nicht in meiner Nähe haben möchte.«
Diane gab dazu keinen Kommentar ab. »Ich bleibe so lange, wie ich hier gebraucht werde. Ich hoffe, wir können Mutter schnell dort herausholen.«
»Das hoffen wir alle, aber Alan meint …« Susan beendete den Satz nicht. »Das hier ist mein Auto.«
Sie schloss mit der Fernbedienung ein Lincoln Town Car auf, immerhin die größte Luxuslimousine, die im Moment in Amerika gebaut wurde. Diane legte ihre Tasche auf den Rücksitz und schnallte sich dann auf dem Beifahrersitz an.
»Ich habe heute Nachmittag einen Termin mit einem Anwalt, der aufs Strafrecht spezialisiert ist«, sagte Diane. »Vielleicht willst du mitkommen.«
Susan, die gerade rückwärts aus der Parklücke herausfuhr, trat so heftig auf die Bremse, dass Diane hart gegen die Rückenlehne geschleudert wurde und sich dabei ihren verletzten Arm anschlug.
»Verdammt, Susan, was machst du denn da?«
»Mutter ist keine Kriminelle!«
»Natürlich nicht. Aber sie ist nun einfach im Moment ein Fall für die Strafjustiz und deswegen brauchen wir einen Strafverteidiger. Lass uns nicht darüber streiten!«
Susan fuhr aus dem Parkhaus hinaus auf die Straße. »Wir dachten uns, dass du mit deinen Beziehungen zum Außenministerium vielleicht herausbringen könntest, was hier vorgeht. Hast du schon dort angerufen?«
»Nein. Zuerst einmal müssen wir herausfinden, warum sie festgehalten wird. Das Außenministerium hat damit wahrscheinlich gar nichts zu tun.«
Susan stieß einen tiefen Seufzer aus. Diane hasste dieses Geräusch.
»Und ich nehme an, du hast deine eigene Theorie?«
»Ja, einige. Ich habe mit einem Freund gesprochen, der in Atlanta Detective in der Abteilung für Betrugs- und Computerdelikte ist. Er meint, sie könnte das Opfer eines Identitätsdiebstahls sein.«
»Das ist doch albern. Man hat ihr doch nicht die Kreditkarten gestohlen.«
»Nein, aber vielleicht ihre Identität, ihre personenbezogenen Daten. Wenn ich zum Beispiel wegen eines Ladendiebstahls verhaftet werde, könnte ich deinen Namen und deine Sozialversicherungsnummer angeben. Und wenn ich dann nicht bei meinem Prozess erscheine, werden sie nach dir suchen.« Dieses Szenario hatte für Diane im Moment seinen ganz eigenen Reiz. »Vielleicht ist Mutter etwas Ähnliches passiert.«
Susan sagte nichts. Diane wusste, dass ihre Schwester ihre Argumente ganz überzeugend fand, aber dies auf keinen Fall zugeben wollte.
»Susan, wir können doch dieses Problem von zwei Seiten angehen. Alan folgt seiner Theorie, ich folge der meinen, und zusammen werden wir dann bestimmt Mutter da wieder herausbringen. Das hier ist kein Wettbewerb. Wir wollen einfach unsere Mutter zurückhaben.«
»Das klingt vernünftig«, gab Susan zu. »Du hast am Telefon gesagt, dass du in medizinischer Behandlung warst. Wie geht es dir jetzt?«
»Mir geht es wieder ganz gut. Es tut noch ein wenig weh. Man hat mir in den Arm gestochen.«
Susan schaute zu ihr herüber und dann wieder auf die Straße. »Nun ja, wenn du dich auch ständig mit Verbrechen befasst …«
Diane hatte sich bereits im Flugzeug überlegt, dass sie den Besuch bei ihrer Familie am besten überstehen würde, wenn sie möglichst wenig redete und sich ganz auf das anstehende Problem konzentrierte.
»Es ist auf dem Begräbnis einer der prominentesten Einwohnerinnen Rosewoods passiert«, sagte Diane.
»Ich habe in der Zeitung darüber gelesen.« Susan schnappte regelrecht nach Luft. »Aber dort stand, ein Student
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