Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
irgendetwas gehört hat. Auf den ersten Blick denkt man sich, dass ihre Nachbarn alle stocktaub sein müssen, wenn man sich das Chaos hier so ansieht. Wenn man allerdings näher hinschaut, merkt man, dass der Täter – oder die Täterin – ganz bewusst von Zimmer zu Zimmer gegangen sein muss und alles zerbrochen hat, ohne allzu viel Lärm zu verursachen.«
Diane lief es eiskalt den Rücken herunter.
Die Fahrt zum Flughafen war wider Erwarten ziemlich beruhigend. Diane hasste normalerweise den Verkehr in Atlanta, selbst als Beifahrerin. Entweder man fuhr nach ihrem Empfinden viel zu schnell oder es gab einen Stau und man kam kaum voran. Heute waren die Straßen zwar voll, aber sie genoss es, längere Zeit in Franks Wagen zu sitzen und mit ihm reden zu können.
»Wahrscheinlich lässt sich das mit deiner Mutter leichter regeln, als du denkst«, sagte Frank. »Ich werde von hier aus alles tun, um dich zu unterstützen. Ich kenne einige Leute in Alabama und werde sie bitten, einmal in ihren Akten nachzuschauen.«
»Frank, ich bin froh, dass du dich mit solchen Dingen auskennst.«
Er langte zu ihr hinüber und drückte ihre Hand. »Ich auch«, sagte er.
Diane betrachtete einen Moment lang die vorbeieilende Landschaft, die Wohnhäuser, Geschäfte, all die vielen Orte, an denen Menschen aufeinander trafen – und sich dabei immer wieder gegenseitig weh taten.
»Weißt du, manchmal denke ich darüber nach, mit dieser ganzen Kriminalarbeit wieder aufzuhören. Ich werde es langsam müde, mich immer wieder mit derartigen Taten auseinandersetzen zu müssen, und in letzter Zeit …« Sie hörte mitten im Satz auf und schaute in die Ferne. »In letzter Zeit habe ich den Eindruck, dass meine ganze Arbeit nutzlos ist. Das Böse folgt mir in mein Privatleben, folgt mir selbst zu Beerdigungen und verfolgt meine Familie. Es gibt einfach zu viele Verbrecher auf dieser Welt.«
»Ich weiß, was du meinst«, sagte Frank. »Die meisten Leute, mit denen ich es zu tun habe, sind einfach nur habgierig, haben aber keinerlei Skrupel, dabei das Leben anderer zu zerstören und Geld von den Menschen zu stehlen, die es am meisten brauchen. Ich fange dann zwar die Schurken, aber ich kann den Schaden, den sie verursacht haben, gewöhnlich nicht wiedergutmachen. Vor nicht allzu langer Zeit bearbeitete ich einen Fall von Identitätsdiebstahl. Ich konnte den Täter zwar erwischen, aber das Opfer hatte sich zuvor bereits umgebracht, weil es glaubte, sein gesamter Besitz sei verloren. Die Tragödie dabei war, dass ich sein Geld sogar zurückbekam, aber eben nicht rechtzeitig genug. Es stellte sich heraus, dass derselbe Typ ihn schon einmal ausgenommen hatte.« Frank schüttelte den Kopf. »Der Täter meinte nur, sein Opfer sei eben zu dumm gewesen, um aus den eigenen Fehlern zu lernen, und deswegen als toter Mann sogar besser dran. Diesen Kerl hätte ich wirklich gern als Mörder verhaftet.«
»Wenigstens konntest du ihn eine Weile aus dem Verkehr ziehen.«
»Wir haben einen guten Staatsanwalt. In der Vergangenheit haben die Geschworenen Wirtschafts- oder Computerverbrecher oft freigesprochen. Die können sich normalerweise eben gute Verteidiger leisten. Aber dieser Staatsanwalt schafft es jetzt oft, dass sich die Geschworenen in die Lage des Opfers versetzen. Sie bekommen dann das Gefühl, dass ihre Ersparnisse als Nächstes dran sind, wenn sie den Täter laufen lassen.« Frank massierte mit einer Hand ganz kurz Dianes Genick. »Wie geht es dem Arm?«
»Er tut immer noch fürchterlich weh.«
Frank hatte ihr am Abend zuvor geholfen, den Verband zu wechseln. Die Wunde schien zwar gut zu verheilen, war aber noch immer rot und entzündet. Diane verfluchte ihren Angreifer jedes Mal, wenn sie ihren Arm bewegte.
»Weißt du«, sagte sie, »alles in allem mag ich trotz dieser ganzen Verbrechen mein Leben. Ich mag das Museum und die Leute, die für mich arbeiten. Ich löse gerne schwierige Rätsel. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, die Knochen des Höhlentoten zu untersuchen.«
»Ja. Ich mag das Museum auch – ich glaube sogar, dass Mike ein recht netter Junge ist.«
Diane lachte. »Nun, mir gegenüber hat er sich immer untadelig benommen.«
»Das bezweifle ich ja gar nicht, aber es geht doch nichts über diese geheime Liebe für eine unerreichbare Frau.«
»Du klingst, als ob du aus Erfahrung sprechen würdest.« Diane schaute zu Frank hinüber und sah, wie dieser von einem Ohr zum anderen grinste.
»Als 19-jähriger Collegestudent
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