Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
drückte sie. Seine Hände waren rauh von all den Schwielen, die er sich beim Bergsteigen zugezogen hatte. Selbst jetzt als Kranker hatte er einen festen Griff.
»Hören Sie auf Frank«, sagte sie. »In meinem Museum wartet eine Menge Arbeit auf Sie, wenn Sie wieder gesund sind.«
Er lächelte, aber seinen Augen konnte man immer noch seine Besorgnis ansehen.
»Er kommt schon wieder in Ordnung«, sagte Frank, als sie den Aufzug erreichten.
»Ich weiß. Es ist nur … Ich frage mich langsam, ob ich nicht ein Unglücksbringer für alle in meiner Umgebung bin.«
Die Aufzugstüren öffneten sich, und sie traten ein. Frank legte Diane den Arm um die Schulter und zog sie an sich. »Ich weiß, aber so ist es nicht. Wenn Mike glauben würde, dass du ihm Pech bringst, wäre er sicher nicht mehr so sehr an dir interessiert.«
»Das ist er ja gar nicht. Das Ganze ist doch nur eine Art Spiel.«
»Aber natürlich interessiert er sich für dich!«
»Es hat dir wirklich Spaß gemacht, Neva in dein Haus einzuladen, nicht wahr?«
»Ich bin ernsthaft um sie besorgt.« Frank grinste. »Mike etwas aufzuziehen, war sozusagen ein Extrabonus.«
Sie gingen auf den Parkplatz hinaus. Als Frank den Motor anließ und den Gang einlegte, fragte Diane: »Haben wir noch Zeit, bei Neva vorbeizuschauen? Es liegt ja auf dem Weg.«
»Klar. Wie lautet ihre genaue Adresse?«
Neva wohnte in einer Stichstraße in einem Viertel, in dem hauptsächlich Arbeiter und Studenten lebten. Zwei Polizeiwagen parkten vor ihrem weißen Holzhaus. Auf der anderen Seite der Straße hatte sich eine kleine Menschenmenge gebildet. Viele sahen wie Studenten aus. Diane stieg aus und musterte die Gesichter. Eine stämmige, vierschrötige junge Frau in abgeschnittenen Jeans und einem Tank-Top schrie sie aus der Menge heraus an.
»Mein Haus wurde ausgeraubt, und die Polizei hält es nicht einmal für nötig, vorbeizukommen und meine Aussage aufzunehmen. Wenn aber einer von denen ausgeraubt wird, könnte man meinen, dass es sich um das Haus des Präsidenten handelt.«
Einige der Umstehenden stimmten ihr zu, während ein anderer sie aufforderte, sie solle verdammt noch mal die Klappe halten. Frank und Diane ignorierten sie und betraten die Eingangsterrasse.
»Neva«, rief Diane.
Neva erschien in der Tür. »Sie haben die Veranda und den Vordereingang schon untersucht. David hat uns einen Weg quer durchs Haus gebahnt, indem er die Spuren dort als Erste gesichert hat. Sie können also hereinkommen.«
Diane war schon mehrfach bei Neva daheim gewesen, wenn sie sie zu einer Höhlenbegehung abgeholt hatte. Neva bezeichnete den Stil ihrer Wohnung im Scherz als »gehobener Trödel«. Ihre Möbel stammten entweder von ihren Eltern, oder sie hatte sie selbst bei Wal-Mart oder in Second-Hand-Läden gekauft. Trotzdem hatte das Ganze doch einen gewissen Stil. Man merkte, dass Neva eine künstlerische Ader hatte.
Es schockierte Diane, die Wohnung in diesem Zustand sehen zu müssen.
Das Sofa und die Polstersessel waren aufgeschlitzt und die Füllungen herausgerissen worden. Alles war mit schwarzer Farbe besprüht. Sämtliche Stühle hatte man umgeworfen. Auf die Wand über ihrem Sofa hatte man die Wörter »dumme Scheißnutte« in roter und schwarzer Farbe hingesprüht. Im Schlafzimmer sah es nicht viel anders aus. Auch dort hatte man alle Matratzen und Kissen aufgeschlitzt.
»Die haben eine ganz schöne Nummer abgezogen, nicht?«, sagte Neva und ließ den Blick über die Ruinen ihres Heims wandern. »Meine Kleidung in den Schränken und Schubladen haben sie auch mit Farbe besprüht. Ich muss jemanden ganz schön verärgert haben.« Sie schneuzte sich die Nase mit einem Kleenextuch und wischte sich mit einem zweiten die Tränen aus den Augen.
Auch die Glasregale an der Wand hatte man zerschlagen. Zwischen den Glasscherben konnte man noch Bruchstücke der kleinen Tierfigürchen erkennen, die Neva aus Polymerton geformt hatte.
David kam aus der Küche herein und stellte sich neben sie. »Fällt euch irgendetwas an diesen Glasregalen auf?«
Diane kniete sich hin und musterte das zerbrochene Glas. Frank schaute ihr über die Schulter. Sie betrachtete den umgekippten Rahmen, der einst die einzelnen Regale gehalten hatte, und danach das Muster der Scherben.
»Wer immer das war, hat zuerst die Regale auseinandergenommen, sie dann auf den Boden gelegt und ist dann darauf herumgetrampelt.«
David nickte. »So sieht es aus. Die Polizei hat bisher niemanden gefunden, der
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