Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
an.«
»Danke, dass Sie sich gleich damit befasst haben.«
»Das Einzige, was ich noch mehr hasse als Ungerechtigkeit, ist Dummheit. In unserem Fall liegt wohl beides vor.«
Nach dem Gespräch mit Reynolds rief sie noch einmal David an, um ihm die Faxnummer durchzugeben. Die Ampel schaltete auf Grün, und sie setzten ihre Fahrt fort.
»Das klingt ja alles wirklich gut«, sagte Susan.
»Reynolds glaubt, dass er Mutter bis morgen dort rausholen kann.«
»Im Ernst? Alan meinte, dass seine Kontaktpersonen ihn gewarnt hätten, dass das Monate dauern könnte.«
»Alan hat diese Leute wahrscheinlich gefragt: ›Wie stehen die Chancen, jemanden aus einem Bundesgefängnis herauszukriegen, der als Hauptzeuge in einem Terroristenfall festgenommen wurde?‹ Ich bin mir sicher, dass er keine Zweifel an seiner ersten Analyse hegte und seine ganzen Fragen darauf abstellte.«
Susan seufzte. »Das sieht ihm ähnlich. Gerald mag Alan überhaupt nicht.«
Diane war von Susans Geständnis vollkommen überrascht. »Gerald hat auf mich schon immer wie ein sachlicher, nüchterner Mensch gewirkt. Ich nehme an, dass man das in seinem Geschäftszweig auch sein muss«, sagte sie und versuchte, ihrer Schwester einerseits zuzustimmen, andererseits aber keine Saite in ihr zu berühren, die sie wieder in eine Abwehrhaltung bringen könnte. Dieses Spielchen hatte sie bereits zu spielen gelernt, als sie noch Kinder waren. Normalerweise war Diane irgendwann dann aber doch die Sicherung durchgebrannt, und sie hatte die Beherrschung verloren, so dass ihre ganze vorherige Bedachtheit umsonst gewesen war.
»Gerald ist immer sehr besonnen. Ich weiß nicht, was Dad und ich in den letzten paar Wochen ohne ihn gemacht hätten.«
»Ich bin sicher, dass er und Dad über die Neuigkeiten erleichtert sein werden, die wir ihnen zu erzählen haben. Reynolds lässt Mutter noch heute Abend in eine Einzelzelle verlegen.«
»Was bedeutet das? Ist sie denn jetzt nicht in einer Zelle?«
»Ich war nicht ganz offen zu dir, Susan.« Diane entschloss sich, ihrer Schwester doch von dem Gefängnis zu erzählen, in dem ihre Mutter einsaß.
Sie wollte Susan den Schock ersparen, völlig unvorbereitet hören zu müssen, was ihre Mutter von ihren Erlebnissen dort berichten würde.
»Tombsberg ist eine der schlimmsten Strafanstalten des ganzen Landes. Es ist überbelegt und berüchtigt für die dort umgehenden Infektionskrankheiten. Die meisten Insassinnen sind in großen Schlafräumen untergebracht – junge und alte wild durcheinander. Mutter ist dort wahrscheinlich zusammen mit mehreren hundert anderen Frauen einquartiert. Wenn sie herauskommt, wird sie sich zuerst einmal desinfizieren lassen und dann ihren Arzt aufsuchen müssen. In diesem Gefängnis treten häufig Staphylokokken-Infektionen sowie Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten auf.«
Susan fuhr schweigend weiter, die Augen starr auf die Straße gerichtet. Diane sah, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
»Es tut mir leid«, sagte Diane. »Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
»Meinst du, das Ganze hat sie verändert?«
»Wahrscheinlich. Hoffentlich wird sie ihr altes Selbst wiederfinden. Sie sollte vielleicht einen Therapeuten aufsuchen. Meinst du, dass sie dazu bereit wäre?«
»Ich weiß es nicht. Wir sollten Dad nichts davon erzählen. Nicht jetzt. Wir sagen ihm nur, dass sie wahrscheinlich bald heimkommen wird.«
»Okay. Ich richte mich da ganz nach dir«, sagte Diane. Ihr war klar, dass ihre Schwester ihre Eltern viel besser verstand als sie.
Sie bogen von der Hauptstraße ab und fuhren die kurvige Zufahrt zum Haus ihrer Eltern empor. Vor der Garage war ein weiterer Lincoln geparkt. Neben ihm stand ein silberblauer Jaguar.
»Das ist Dads Wagen«, sagte Susan, als sie sich hinter den Lincoln stellte. »Der Jaguar gehört Alan.« Sie klappte den Rückspiegel herunter, betrachtete sich darin und trocknete sich sorgfältig die Augen. Dann holte sie eine Puderdose und einen Lippenstift aus der Tasche, brachte ihr Make-up in Ordnung und trug etwas Farbe auf die Lippen auf. »Wir haben hier ein gutes Leben. Warum sollte uns jemand so etwas antun? Wir haben doch noch nie jemandem geschadet.«
»Ich weiß es nicht. Es gibt eine Menge böser Menschen auf dieser Welt. Kurz bevor ich hierherkam, ist jemand in das Haus einer meiner Mitarbeiterinnen eingebrochen und hat alles zertrümmert, was sie besaß. Ich habe keine Ahnung, warum.«
»Wie können Menschen nur so werden? Das verstehe
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