Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
und Stühle mit stoffbespannten Sitzen. Das Stillleben mit Trauben, Äpfeln und Birnen über der Anrichte war allerdings neu. Es war ein Raum, der viel Wärme ausstrahlte und damit das gerade Gegenteil ihrer Familie war, musste Diane denken.
Diane merkte plötzlich, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und deshalb vor Hunger fast umkam. Sie setzte sich und häufte sich jedes Mal, wenn man ihr eine Platte reichte, den Teller voll. Zum Dinner gab es Lammbraten mit neuen Kartoffeln und gegrilltem Spargel. Während des Essens erzählten Diane und Susan abwechselnd die ganze Geschichte.
»Die Fingerabdrücke, die sie in ihrer gefälschten Akte verwendeten, gehören einem gewissen Jerome Washington. Sie fabrizierten auch falsche Polizeifotos«, sagte Diane.
»Alan, ich dachte, deine Leute hätten dir erzählt, dass das Ganze etwas mit diesem Heimatschutzgesetz zu tun hätte?«, sagte ihr Vater.
»Alles deutete darauf hin«, antwortete Alan. Er spießte mit der Gabel ein Stück Fleisch auf und steckte es in den Mund, vielleicht um so keinen weiteren Kommentar abgeben zu müssen.
Diane merkte, dass Alans Gesicht an diesem Abend stark gerötet war. Während des ganzen Essens sagte er kaum ein Wort. Das schien allerdings niemand außer ihr und Gerald zu bemerken. Einmal schaute Gerald zuerst Alan an und dann sie und zwinkerte ihr zu. Diane hatte gar nicht gewusst, dass sie hier in Gestalt ihres Schwagers einen Verbündeten besaß. Ebenso überraschte es sie, wie viel Freude es Susan zu machen schien, Alan dumm aussehen zu lassen. Sie würde ihre Familie nie verstehen.
»Das ist die beste Nachricht, die wir seit … ich kann mich gar nicht mehr erinnern, seit wie lange, erhalten haben«, sagte ihr Vater. »Wie hast du herausgefunden, was passiert ist? Wie kamst du darauf, dass es sich um einen Identitätsdiebstahl oder Hackerangriff handeln könnte?«
»Einer meiner Freunde, Frank Duncan, ist Detective in der Abteilung für Betrugs- und Computerdelikte der Polizei von Groß-Atlanta. Er hat viel mit solchen Identitätsdiebstählen zu tun.« Diane erzählte ihnen dann, was er herausgefunden hatte. »Es konnte eigentlich nur einen Grund geben, warum sie sie ohne Prozess in ein Gefängnis wie Tombsberg einliefern würden: Sie dachten, dieser Prozess habe bereits stattgefunden.«
»Heutzutage«, mischte sich Alan ein, »schicken sie viele Leute ohne Prozess ins Gefängnis. Sie müssen dich nur für einen Verdächtigen halten oder andere gute Gründe haben, um dich dann als Hauptzeuge festnehmen zu können.«
Diane war schockiert, dass Alan so wenig über das geltende Recht wusste. Andererseits hatte er wahrscheinlich auch noch nie einen Fuß in ein Strafgericht gesetzt. Er kannte sich nur in den Gesetzen aus, die mit Stiftungen, Nachlässen oder anderen Geldangelegenheiten zu tun hatten. Trotzdem sollte er sich doch auch in Strafrechtsfragen etwas besser auskennen.
Sie vermutete, dass seine Kenntnisse darüber aus den Krimis im Fernsehen stammten.
»Nicht wenn es sich dabei um amerikanische Staatsbürger handelt«, widersprach Diane. »Und sie hätte zumindest ein Verfahren durchlaufen müssen. Sie können sie nicht einfach so ins Gefängnis werfen. Außerdem hätte sich Mutter bestimmt daran erinnert, wenn sie Zeugin eines Banküberfalls geworden wäre.«
»Ich habe ja auch gar nicht gesagt, dass sie tatsächlich einen Bankraub beobachtet hat. Ich habe nur gesagt, dass die Behörden dies vielleicht annehmen würden. Nur so ergab das Ganze irgendeinen Sinn. Wir wissen doch alle, dass sie nicht selbst eine Bank ausgeraubt haben kann.«
»Nun, die Hauptsache ist doch, dass Iris wieder heimkommt«, warf ihr Vater ein.
Diane hätte gerne gesagt, dass immer noch etwas schiefgehen könnte, aber sie wollte seine glückliche Stimmung nicht trüben. Andererseits konnten selbst irgendwelche unerwarteten Schwierigkeiten ihre Freilassung nur um ein paar Tage verzögern. Außerdem hatte sie den Eindruck, dass Daniel Reynolds der Gefängnisleitung schon die Hölle heiß gemacht hatte.
»Wer würde so etwas tun?«, sagte Gerald. »Und warum, um Himmels willen? Was würde er dadurch gewinnen?«
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Dianes Vater. »In letzter Zeit liefen die Geschäfte nicht mehr so gut. Ihr erinnert euch vielleicht, dass die Wolcotts mit dem Ertrag ihres Wertpapierportfolios sehr unzufrieden waren. Sehr unzufrieden. Sie haben sogar eine ziemlich hohe Geldsumme verloren. Geld lässt
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