Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
dass es auf die Frage ihrer Mutter eine Antwort gäbe. Diane war dagegen der Meinung, dass ihre Mutter jetzt einige praktische Ratschläge brauchte.
»Mutter, die meisten werden sich nach deinem Verhalten richten. Wenn du ihnen beschämt begegnest, werden sie dich behandeln, als ob du tatsächlich etwas getan hättest, wofür du dich schämen müsstest. Sei ganz offen und äußere deine Empörung über das, was man dir angetan hat, und deine Entrüstung, dass so etwas in unserem Land überhaupt möglich ist. Lass dir vor allem keinerlei Schuld- oder Schamgefühle einreden!«
»Guter Rat«, sagte Gerald.
»Du könntest zum Beispiel einen Artikel für unsere Zeitung verfassen«, fuhr Diane fort. »Teile aller Welt mit, was bei uns einem vollkommen unschuldigen, gesetzestreuen Bürger zustoßen kann.«
Ihre Mutter schüttelte heftig den Kopf. »Das könnte ich niemals tun.«
»Ich kann ihn für dich schreiben, und du kannst ihn dann durchlesen. Wenn er dir gefällt, kannst du ihn an die Zeitung schicken; er soll den Leuten zeigen, welche Gefahren ein zu großes Vertrauen in Computer ohne die entsprechenden Absicherungen mit sich bringt.«
Ihre Mutter stocherte mit der Gabel in ihrem Gemüse herum. »Ich möchte nicht, dass das irgendjemand erfährt.«
»Sie werden es sowieso herausfinden, aber dann wird das Ganze im Flüsterton hinter deinem Rücken weitergegeben werden. Wenn du es öffentlich machst, können dir alle diese Klatschtanten nichts mehr anhaben. Und wenn du mit den Leuten darüber sprichst, solltest du hier und da auch ein bisschen Humor zeigen. Die Leute mögen es, wenn Menschen selbst in den schwierigsten Lagen noch über sich selbst lachen können.«
»Was könnte daran denn komisch sein?«, fragte Susan.
»Ich weiß es nicht«, sagte ihre Mutter. Sie versuchte, noch ein paar Bissen runterzukriegen, legte dann aber ihre Gabel auf den Teller. Sie schaute Diane an. »Du meinst so etwas wie: ›Ich musste leider gehen, noch bevor ich mir eine Gefängnistätowierung machen lassen konnte?‹«
Diane lachte laut auf. »Na also, das ist doch komisch.«
Ihre Eltern waren nicht gerade für ihren Sinn für Humor bekannt, und jetzt hatte ihre Mutter einen Witz gemacht. Auch Susan und die anderen mussten lachen. Diane war erleichtert, dies zu sehen.
Niemand von ihnen konnte Glendas köstliches Essen heute so recht würdigen, wofür sich alle bei ihr entschuldigten.
Susan und Gerald gingen auf die Terrasse hinaus, um miteinander zu sprechen. Diane saß mit ihren Eltern im Wohnzimmer und versuchte alle strittigen Themen weiträumig zu umgehen. Das war heute sicherlich leichter, da beide noch mit den Erinnerungen an das soeben Erlebte beschäftigt waren.
Aber dann sagte ihre Mutter plötzlich: »Weißt du eigentlich, Liebes, dass Alan dich immer noch sehr mag?«
Diane wollte gerade eine einigermaßen unverfängliche Antwort geben wie etwa Das konnte ich an der Art feststellen, wie er an meiner Unterwäsche geschnüffelt hat, als ihr Handy klingelte. Wer immer es war, sie war ihm jetzt schon dankbar.
»Entschuldigt mich.« Sie schaute auf das Display. »Es ist das Museum. Ich muss das annehmen.«
Es war tatsächlich David. Diane ging ins Nebenzimmer hinüber.
»Hallo, David.«
»Es tut mir leid, dass ich dich bei deinen Eltern stören muss.«
»Das geht in Ordnung.« Sie hätte ihm am liebsten eine Gehaltserhöhung gewährt, weil er sie von ihrer Familie losgeeist hatte. »Du rufst in einem außerordentlich günstigen Moment an. Hast du meine E-Mail bekommen? Hoffentlich bist du daraus schlau geworden. Ich musste sie in mein Handy eintippen.«
»Ja, ich werde mich darum kümmern. Aber ich rufe dich aus einem ganz anderen Grund an. Man hat heute Nacht in unserem Kriminallabor und deinem Osteologielabor eingebrochen. Aus dem Kriminallabor haben sie unter anderem einige Mikroskope und ein paar Sachen des Höhlentoten mitgenommen. Aus deinem Labor haben sie das Skelett gestohlen, das man dir aus England geschickt hat.«
Diane wurde rot vor Zorn. Dabei war sie nicht nur auf die Diebe, sondern vor allem auch auf ihre Sicherheitsleute wütend. Wie konnte so etwas passieren? »Wann?«, fragte sie dann.
»Um drei Uhr früh.«
»Ich komme zurück, sobald ich kann.«
»Da wäre ich erleichtert. Ich wollte deinen Familienbesuch keineswegs abkürzen, aber bei uns häufen sich plötzlich die Leichen.«
Diane teilte ihren Eltern mit, dass es in ihrem Kriminallabor einen Notfall gebe und dass sie deshalb
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