Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
Übersteigschutz zusätzlich Stacheldraht angebracht war.
Die Strafanstalt war gleich nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden und sollte ursprünglich nicht mehr als 400 weibliche Strafgefangene aufnehmen. Gegenwärtig waren dort allerdings etwa 2000 Frauen untergebracht, was das Ganze zu einer Art Lagerhalle für weibliche Häftlinge machte. In Tombsberg gab es keinerlei Ausbildungs-, Wiedereingliederungs- oder Beschäftigungsprogramme oder sonst irgendetwas, womit sich die Insassen hätten sinnvoll die Zeit vertreiben können. Krankheiten waren an der Tagesordnung und die ärztliche Versorgung war schlechter als in Ländern der Dritten Welt. Auf jeder Gefängnisrangliste wäre Tombsberg ganz weit unten angesiedelt gewesen.
Diane und ihre Familie trafen noch am Vormittag dort ein. Gerald saß am Steuer, Dianes Vater auf dem Beifahrersitz, während es sich Susan und Diane auf der Rückbank bequem gemacht hatten. Sie folgten Daniel Reynolds’ Wagen durch die Eingangstore auf den Besucherparkplatz und stiegen aus. Diane streckte ihre schmerzenden Muskeln. Sie sehnte sich nach einem langen Geländelauf.
»O Gott«, sagte Susan. »Das ist ja schrecklich hier. Ich kann nicht glauben, dass Mutter an einem solchen Ort eingesperrt ist.«
»Der Gefängnisdirektor weiß, dass wir kommen«, sagte Reynolds. »Wir müssen jetzt noch ein wenig Papierkram erledigen, aber das sollte nicht allzu lange dauern.«
Sie wurden ins Büro des Direktors geführt und warteten dort, während Reynolds und seine Assistentin die Entlassungspapiere für Dianes Mutter ausstellen ließen. Das Wartezimmer sah so schäbig aus wie der Rest des Gebäudes. Sie saßen dort zwei Stunden lang auf einer schmuddeligen zitronengrünen Couch und unbequemen Stühlen, ohne mehr als ein paar Worte zu reden.
Schließlich öffnete sich die Tür, und Daniel Reynolds führte Dianes Mutter herein. Ein Wärter schloss die Tür gleich hinter ihnen wieder ab. Sobald Dianes Mutter ihren Mann entdeckte, stürzte sie auf ihn zu. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht erinnerte Diane an die Begegnungen, die sie mit Flüchtlingen gehabt hatte.
»Oh, Nathan, ich kann noch gar nicht glauben, dass dieser Alptraum endlich vorüber ist. Es war alles so schrecklich!«
Dianes Mutter war gewöhnlich gut angezogen und frisiert. Jetzt allerdings hatte sie ihre dunkelbraun-silbernen Haare auf dem Hinterkopf zu einer Art Dutt zusammengebunden, wie sie ihn sonst so nie getragen hätte. Ihre Kleider sahen aus, als ob sie in ihnen wochenlang geschlafen hätte. Sie hatten sie wahrscheinlich bei ihrer Einlieferung einfach in einen Sack gestopft und sie ihr erst kurz vor dem Eintreffen ihrer Familie zurückgegeben, damit diese sie nicht in ihrem orangefarbenen Gefängnisoverall sah.
Iris Fallon umarmte Susan und Gerald und als Letzte dann Diane. »Vater hat mir erzählt, dass ich es dir zu verdanken habe, dass ich endlich hier herauskomme.«
»Ich hatte Hilfe von einem befreundeten Detective, der die gefälschten Dokumente entdeckte und uns riet, uns an Mr. Reynolds zu wenden. Mr. Reynolds war es, der dich hier herausgeholt hat.«
Dianes Mutter ging auf Reynolds zu und umfasste seine Hände. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das vergelten kann.«
Er grinste. »Ich nehme auch Schecks.« Alle brachen in Lachen aus.
Sie verließen das Gefängnis, ohne einen einzigen Blick zurückzuwerfen und ohne dass sich der Direktor irgendwie entschuldigt hätte. Auf dem Weg zu ihren Autos fragte Reynolds Diane, wer ihn ihr empfohlen habe. Als er hörte, dass es Frank war, lächelte er.
»Frank Duncan. Ich hatte ihn einmal im Zeugenstand. Und er hat mich empfohlen? Einer der zähesten Burschen, die ich jemals einem Kreuzverhör unterzogen habe. Er versteht sein Metier.«
»Offensichtlich denkt er das von Ihnen auch.«
Dianes Mutter wollte nicht einmal unterwegs anhalten, um etwas zu essen. Diane versuchte, sie zu überreden, zuerst bei ihrem Arzt vorbeizufahren, um sich untersuchen zu lassen, aber sie sagte nur, sie werde später einen Termin mit ihm ausmachen.
»Ich will nur noch nach Hause«, sagte sie. »Ich will nur noch heim.«
Also legten sie die zwei Stunden nach Birmingham ohne Pause zurück. Glenda hatte ein großartiges Essen vorbereitet, aber zuallererst wollte sich Dianes Mutter duschen und andere Kleider anziehen. Während sie auf sie warteten, gelang es Diane, Gerald unauffällig auf den Patio hinauszulotsen. Sie freute sich ganz und gar nicht auf das folgende Gespräch, aber Alans
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