Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
sofort zurück müsse.
»O nein«, protestierte ihre Mutter. »Kannst du nach allem, was passiert ist, nicht noch etwas länger bleiben? Wir haben uns ja gerade erst nach so langer Zeit wiedergesehen, wir konnten noch gar nicht richtig miteinander reden. Ich bin immer noch so …«
Jetzt mischte sich auch ihr Vater ein: »Diane, bestimmt kommt man dort ein paar Tage ohne dich aus. Im Augenblick wirst du hier gebraucht.«
Diane begann sich jetzt schon schuldig zu fühlen. »Es tut mir wirklich leid, dass ich früher gehen muss als erwartet. Aber die Autorität, die ich in diesem Museum genieße, bringt auch eine entsprechende Verantwortung mit sich. Man hat in dem Kriminallabor eingebrochen und Beweismittel entwendet, die mir anvertraut waren. Ich muss jetzt einfach zurückfahren, um die entsprechenden Ermittlungen zu leiten.« Außerdem würden wir nach ein paar Tagen doch wieder anfangen zu streiten, und dann könntet ihr es gar nicht erwarten, mich endlich loszuwerden, musste sie denken.
»Aber was ist mit deiner Mutter?«, hakte ihr Vater nach.
»Daniel Reynolds kümmert sich um alles. Es geht jetzt nur noch um juristische Verfahrensfragen, und da kenne ich mich ja auch nicht aus. Sie ist bei ihm in den besten Händen. Und Susan wohnt gleich nebenan. Sie war mir im Anwaltsbüro eine große Hilfe.« Das stimmte zwar nicht so ganz, aber es konnte ja auch nicht schaden, ihre Schwester gegenüber ihren Eltern zu loben.
»Aber du musst doch nicht jetzt sofort gehen, oder?«, fragte ihre Mutter.
»Nein. Ich bleibe über Nacht und nehme dann morgen früh den ersten Flug.«
»Nun, wenigstens etwas«, sagte ihre Mutter. Am Ton ihrer Stimme war zu erkennen, wie verletzt sie war. Offen gesagt, konnte Diane ihr das auch nicht übel nehmen. Es war wirklich herzlos, sie so kurz nach dieser Tortur zu verlassen. Aber Diane musste einfach im Museum und Kriminallabor nach dem Rechten sehen. Ganz kurz überlegte sie, ob sie sie nicht fragen sollte, ob sie mitkommen wollten, um sich das Museum mal anzusehen, verwarf dann aber diesen Gedanken wieder. Sie hätte gar nicht die Zeit, sich um sie zu kümmern, und das würde sie nur erneut verletzen. Dieses Spiel konnte sie nicht gewinnen.
»Ich fahre dich morgen zum Flughafen«, sagte Susan.
In Anbetracht des Zustands, in dem sich alle Familienmitglieder befanden, hätte Diane auch sofort nach Georgia aufbrechen können. Iris war nach dieser schlimmen Zeit einfach zu erschöpft, um jetzt schon über ihre Erlebnisse im Gefängnis zu sprechen. Sie döste immer wieder ein und zog sich schließlich kurz nach Einbruch der Dunkelheit in ihr Schlafzimmer zurück.
Dianes Vater war unruhig und machte sich um seine Frau Sorgen, so dass auch mit ihm im Moment nichts anzufangen war. Er schien sich Vorwürfe zu machen, dass er ihr nicht früher hatte helfen können, schien aber gleichzeitig immer noch nicht zu verstehen, was eigentlich geschehen war und warum. Irgendwie glaubte er anscheinend, dafür verantwortlich zu sein.
Susan und Gerald hatten genug mit ihren eigenen Problemen zu tun, die jetzt unbedingt gelöst werden mussten, und brachen deshalb auf, als Dianes Mutter gerade weggedöst war.
Das einzig Positive an diesem Abend war, dass Diane Alans Anblick erspart blieb. Er ließ sich wohlweislich nicht blicken.
Als sie und Susan am nächsten Morgen losfuhren, standen ihre Eltern an den Eingangsstufen ihres Hauses und winkten. Ihr Vater hatte den Arm um Mutters Schulter gelegt und versuchte, den harten Mann zu spielen. Ihre Mutter hatte Tränen in den Augen und lehnte den Kopf an die Brust ihres Mannes.
Auf dem Weg zum Flughafen erzählte Susan ihrer Schwester, dass ihr Gespräch mit Gerald recht gut verlaufen sei. Offensichtlich hatten Dianes Argumente ihre Wirkung doch nicht verfehlt. Wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben bedankte sich Susan bei ihrer Schwester. Diane war überrascht, dass sie tatsächlich einen positiven Einfluss auf ihre Familie haben konnte. Das allein war die Reise wert gewesen.
Susan war von Alans Verhalten genauso beunruhigt wie Diane. »Glaubst du, er ist irgendwie ausgerastet?«, fragte sie.
»Ich weiß es nicht. Du solltest nur ein wenig auf Mutter und Dad aufpassen.«
»Das wird schwierig. Er geht dort ja ein und aus. Gerald glaubt, dass Alan Mutter und Dad dazu bringen möchte, uns aus ihrem Testament auszuschließen.«
»Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.« Die Vorstellung ließ sie frösteln. Sie wusste, dass ihre Eltern sehr
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