Das Gesetz der Knochen: Thriller (German Edition)
seltsames Verhalten hatte sie erst recht davon überzeugt, dass sie etwas für die Ehe ihrer Schwester tun sollte. Sie trank noch einen Schluck Wein und biss sich auf die Unterlippe, bevor sie zu sprechen anfing.
25
S usan hat mir erzählt, was ihr beide im Augenblick durchmacht«, sagte Diane.
»Was wir beide durchmachen? Eine nette Art, es auszudrücken. Wie wäre es mit: Was Susan mich durchmachen lässt? Ich nehme an, sie wollte, dass du mit mir sprichst.« Gerald schaute auf sein Weinglas und drehte es in der Hand hin und her, als wollte er dessen rubinrote Farbe studieren. »Sie möchte, dass du mich davon überzeugst, dass sie keine Affäre hatte, stimmt’s?« Er nahm einen Schluck.
Sie setzte sich auf das niedrige Gartenmäuerchen. Gerald setzte sich neben sie. »Ich glaube wirklich nicht, dass sie eine Affäre hatte.«
»Du bist ihre Schwester. Was solltest du auch sonst sagen?«
»Du weißt doch, dass wir nicht allzu gut miteinander auskommen. Ich war überrascht, dass sie überhaupt so viel Vertrauen in mich hatte, mich um Hilfe zu bitten.«
»Das beweist doch nur, wie verzweifelt sie ist.« Er trank einen weiteren Schluck Wein.
»Verzweiflung ist noch kein Schuldeingeständnis.«
Er schaute sie mit zusammengepresstem Kiefer und versteinertem Gesicht an. »Warum glaubst du ihr, Diane? Kannst du mir das erklären?«
»Ich habe in meinem Leben genug Lügner erlebt, um sie ziemlich leicht zu erkennen. Susan ist eine schlechte Lügnerin; sie war es schon immer. Ich kenne sie und ich weiß, wann sie lügt und wann sie die Wahrheit erzählt. Jetzt sagt sie die Wahrheit.« Diane nippte von ihrem Wein. Er war süß – etwas zu süß. »Gerald, das war nur ein Kuss.«
Geralds freudloses Lachen klang ziemlich bitter. »Sie sagt, es sei nicht einmal ein guter Kuss gewesen.«
»Das glaube ich gern. Alan war auf diesem Gebiet nie besonders gut.«
»Du magst ihn nicht, oder?«
»Nein, ich habe ihn noch nie gemocht. Gerald, ich weiß, dass das sehr weh tut, aber es war Silvester, verdammt noch mal.«
»Es war aber kein Neujahrskuss; selbst Susan gibt das zu.«
»Wahrscheinlich nicht. Sicherlich hatten alle getrunken. Mir ist aufgefallen, dass Susan im Moment glaubt, sie werde alt und weniger attraktiv. Ich bin mir sicher, dass dies damit etwas zu tun hatte. Verzeih ihr einfach und gib ihr und dir noch eine Chance.«
Die Nachmittagsluft war immer noch drückend, der Regen vom Vortag hatte die Schwüle nur noch verstärkt. Obwohl der Herbst vor der Tür stand, meinte man, mitten im Sommer zu sein. Die Hitze verließ den Süden nicht so schnell.
»Das ist nicht so leicht«, sagte Gerald.
Diane schaute ihm ins Gesicht. »Ist es härter, als das Leben eurer Kinder in Unordnung zu bringen?«
»Es ist nicht meine Schuld, dass es so weit gekommen ist.« Der Ton seiner Stimme bewies, wie sehr ihn diese Geschichte mitnahm.
»Aber jetzt bist du derjenige, der das Ganze beenden kann.« Diane trank von ihrem Wein. »Gönne Alan nicht diesen Triumph!«
Gerald stellte sein Weinglas auf dem Mäuerchen ab. »Du solltest wirklich öfter vorbeikommen, Diane. Du bist die Einzige in dieser Familie, mit der ich wirklich reden kann. Ist Alan der Grund, warum du nicht häufiger kommst?«
»Nur zum Teil. Ich habe hier Dinge über meine Tochter hören müssen, die ich nicht so leicht vergessen kann.« Diane griff an ihr Medaillon.
»Deine Tochter? Oh … Diane, ich nehme an, ich bin in dieser Hinsicht so schuldig wie die anderen. Das tut mir wirklich leid. Ehrlich. Ich hätte sie gerne kennengelernt.«
»Ariel war sehr klug. Sie sprach drei Sprachen und war gerade dabei, eine vierte zu lernen. Dabei war sie erst sechs. Sie lernte eine neue Sprache wie ein neues Lied. Sie liebte Musik. Ariel war etwas Besonderes und sehr Kostbares.« Dianes Augen füllten sich mit Tränen. »So sah sie aus.« Diane zeigte ihm das Bild im Innern ihres Medaillons.
»Ein goldiges kleines Mädchen. Es scheint, dass ihr das Gleiche anhattet.«
»Hatten wir.«
»Ich glaube, keiner von uns konnte sich vorstellen, was du durchgemacht hast. Was mich angeht, tut mir das wirklich leid.«
Diane klappte das Medaillon wieder zu. »Du bist der Erste in dieser Familie, von dem ich so etwas gehört habe.« Sie machte eine kleine Pause, und für einen Augenblick herrschte ein fast peinliches Schweigen. Sie fragte sich, ob er wirklich verstand, was Ariel ihr bedeutet hatte. »Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich möchte, dass ihr euch wieder
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