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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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der Tiefe seines Verstandes blitzte ein flüchtiger Gedanke auf. Es ging um seine Mutter. Er hatte das Gefühl, unbedingt wissen zu müssen, ob es ihr gut ging.
    Obwohl die Drogen jegliche Empfindung unterdrückten, fühlte sich Alex jeden wachen Moment an diesem Ort unsicher. Auch wenn dies nur ein verschwommenes Gefühl war, so ahnte er doch, dass auch seine Mutter in irgendeiner Art von Schwierigkeiten steckte. Er war seinen Ängsten hilflos ausgeliefert.
    Die Tür ging auf, und er sah einen hünenhaften Mann schweren Schritts hereinkommen.
    Alex blickte auf und sah den weißen Verband mitten über seinem Gesicht.
    »Wie geht’s dir, Alex?«
    »Gut«, erwiderte Alex wie einstudiert, ehe er wieder auf den Fußboden starrte.
    »Sie haben mir die Nase wieder zusammengeflickt. Angeblich wird sie wieder wie zuvor.«
    Alex nickte. Dass der Mann so dicht bei ihm stand, war ihm unbehaglich. Aber er hatte keine Ahnung, was er dagegen unternehmen könnte.
    »Ich wollte so schnell wie möglich wieder zurück an meine Arbeit, um zu sehen, wie es meinen Patienten geht. Alle hier wissen, wie sehr ich meine Arbeit liebe und wie besorgt ich um meine Patienten bin.«
    Alex nickte. In einem entlegenen Winkel seines Verstandes spürte er, dass von dieser Stimme, dieser beiläufigen Unterhaltung, eine Gefahr ausging.
    »Der Arzt meinte, du müsstest anfangen herumzulaufen und
dich auf die Sonnenveranda zu setzen. Er möchte, dass du dich an die Gegenwart anderer Menschen gewöhnst, ohne gewalttätig zu werden – dich daran gewöhnst, dich in die Gesellschaft einzufügen, schätze ich, könnte man es nennen. Ist sowieso die einzige Gesellschaft, die du je wieder zu Gesicht bekommen wirst.«
    Träge blinzelnd starrte Alex den Mann mit dem bandagierten Gesicht an. »Was?«
    »Der Durchgang. Erzähl mir, was du darüber weißt.«
    »Ich will meine Mutter besuchen.«
    »Deine Mutter?«
    »Ich möchte wissen, ob sie in Sicherheit ist.«
    Henry, so hieß er, jetzt erinnerte sich Alex.
    Der hünenhafte Mann seufzte, dann lachte er leise bei sich. »Also schön, Alex. Machen wir einen Spaziergang und besuchen deine Mutter. Tut dir vielleicht ganz gut, wenn du mit eigenen Augen siehst, dass es ihr gut geht – zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sobald du dich davon überzeugt hast, schätze ich, tätest du gut daran, ganz scharf darüber nachdenken, ob du uns nicht verraten möchtest, was wir wissen wollen – vorausgesetzt du willst, dass es deiner Mutter auch weiterhin gut geht.«
    »Bitte.« Alex schaffte es aufzusehen. »Tun Sie ihr nichts.«
    Lächelnd beugte sich Henry zu ihm herab. »Schätze, das liegt wohl in erster Linie bei dir, oder?«
    Alex sah, dass seine Augen zu beiden Seiten des Verbandes blutunterlaufen waren. Einige Bruchstücke seiner Erinnerung fügten sich zusammen. Vermutlich hatte er selbst dies Henry angetan, hatte er ihn verletzt und ihm die Nase gebrochen. Aber sosehr er sich auch anstrengte, er konnte sich nicht erinnern, warum.
    Henry zupfte ein Papiertaschentuch aus der Schachtel und wischte Alex das Kinn ab. »Also schön, gehen wir deine Mutter besuchen.«

    Vorsichtig begann Alex, sich auf die Beine zu stemmen. Augenblicklich wurde ihm schwindelig. Henry schob ihm seine große Hand unter den Arm, um ihn zu stützen.
    »Der Arzt meinte, dein Blutdruck ist ziemlich niedrig. Du musst also vorsichtig sein, sonst könntest du leicht ohnmächtig werden. Du musst es ruhig angehen, meinte er, oder es könnte sein, dass du dich verletzt.«
    Ihn mit der einen Hand unter dem Arm festhaltend versetzte ihm Henry unvermittelt einen Schlag in die Magengrube.
    Alex krümmte sich unter der Wucht des Schlages und sank auf seinen Stuhl zurück. Er legte seinen Arm über den krampfartigen Schmerz, obwohl der belanglos schien. Mit der anderen Hand packte er die Armlehne des Stuhls. Als er aufsah, grinste Henry.
    Der Hüne riss Alex abermals auf die Füße, dann verpasste er ihm zwei weitere Schläge, beide härter als der erste.
    Stöhnend kippte Alex auf den Stuhl zurück.
    »Möchtest du dich vielleicht wehren, Alex? Mich noch einmal schlagen?« Wieder lachte er amüsiert. »Schätze, wohl eher nicht. Dieses Thorazin kauft einem glatt den Schneid ab, was? Man schafft es nicht, irgendeine Aggression zu entwickeln. Aber weißt du was, genau dazu ist es da – um gefährliche Psychopathen wie dich daran zu hindern, dass sie anderen etwas antun.«
    Alex war sich des Schmerzes bewusst. Aber dieses Bewusstsein war entrückt

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