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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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können.«
    Das also tat sie: Sie machte sein Bett zurecht und steckte die Laken fest. Dieser kleine Einblick in das Rätsel rings um ihn her erschien ihm wie eine profunde Erkenntnis. Doch selbst diese Großtat vermochte ihn nicht recht zu befriedigen.
    Er hatte keine Ahnung, ob er die Frau in Weiß kannte. Er schaffte es nicht, sich lange genug auf ihr Gesicht zu konzentrieren,
um es zu beurteilen. Immer wieder sank sein Blick zum Boden. Die grauen Wirbel in dem Linoleum waren ein Spiegelbild seiner Gedanken.
    Angesichts seines völligen Unverständnisses wäre er am liebsten in Tränen der Verzweiflung ausgebrochen, doch da war nichts in seinem Innern, das ihm hätte sagen können, wie man das tat. Er konnte nur dasitzen und vor sich hin starren.
    »Ich werde dem Arzt Bescheid sagen, dass Sie wach sind. Ich bin sicher, dass er nach Ihnen sehen möchte, wenn er seine Visite macht. In Ordnung, Schätzchen?«
    Die Frau kam näher. Sie zupfte ein Papiertaschentuch aus der Schachtel auf dem Fensterbrett und wischte ihm Mundwinkel und Kinn ab.
    »Besser so?«, fragte sie, als sie das Taschentuch in den Papierkorb neben seinem Stuhl warf.
    Alex wollte etwas erwidern, doch ihm fiel nichts ein.
    Ehe sie sich entfernte, drückte sie seine Schulter voller Mitgefühl. Das Rechteck aus Licht wurde dunkler. Vage überlegte er, ob sie womöglich hinausgegangen war und die Tür geschlossen hatte.
    Verschiedene Bruchstücke hallten in seinem Kopf wider, Gesprächsfetzen, flüchtige Eindrücke. Ein verschwommenes Chaos, das er regungslos über sich ergehen ließ.
    Er überlegte, wo er war und wie er dort hingekommen sein mochte, konnte den Gedanken aber nicht zu Ende denken. Schaffte es nicht aus den Tiefen bis an die ferne Oberfläche. Er wollte von dem Stuhl aufstehen, doch die Aufgabe schien übergroß.
    Immer wieder verdunkelte sich die Welt. Und jedes Mal, wenn er wieder zu Bewusstsein kam, erkannte er, dass er eingenickt sein musste.

    Während er so dasaß und vor sich hinstarrte, immer wieder wegdämmernd und aufwachend, schwand hinter seinem Rücken nach und nach das Tageslicht.
    »Alex?«
    Eine Männerstimme. Alex hob leicht den Kopf und merkte, dass er wieder geschlafen haben musste. Träge blinzelnd versuchte er, seinen Blick zu schärfen. Das Blinzeln kostete ihn ungeheure Mühe, half aber nicht.
    Der Mann beugte sich zu ihm herab. »Hallo, Alex, wie geht es Ihnen?«
    In der einen Hand hielt er ein Klemmbrett, um seinen Hals hing ein Stethoskop. Er trug einen weißen Arztkittel und eine blaue Krawatte. Alex schaffte es nicht, die Willenskraft aufzubringen, den Kopf so weit zu heben, dass er sein Gesicht sehen konnte.
    Der Mann ergriff Alex’ Hand und schüttelte sie. Alex war zu schlapp, um sich an der Geste zu beteiligen.
    »Ich bin Dr. Hoffmann, Alex. Wir sind uns bereits begegnet. Erinnern Sie sich? Wir haben damals über Ihre Mutter gesprochen.«
    Alex erinnerte sich an fast gar nichts. Er erinnerte sich, dass er eine Mutter hatte, nicht aber, wie sie aussah. Die Anstrengung, sich Einzelheiten über sie ins Gedächtnis zu rufen, überforderte schlicht seine Kräfte. Er konnte wenig mehr tun, als blicklos vor sich hinzustarren.
    »Nun, wie ich sehe, sind Sie immer noch ziemlich neben der Spur. Das liegt am Thorazin. Sobald Sie sich nach einer gewissen Zeit ein wenig besser an Ihre Medikamente gewöhnt haben, werden Sie besser agieren können. Auch werden Sie nicht mehr so viel schlafen.«
    Als Alex es endlich schaffte, die Augen nach oben zu drehen,
lächelte der Mann. Er machte einen freundlichen Eindruck. Alex konnte ihn nicht ausstehen. Zumindest vermutete er, dass er ihn nicht ausstehen konnte. Irgendwo tief in seinem Innern wollte er ihn hassen, konnte aber keinen Hass empfinden. Er konnte überhaupt nichts empfinden.
    »Am besten, Sie gehen es jetzt erst einmal ruhig an. Vielleicht legen Sie sich hin und machen ein Nickerchen. Nach allem, was mir zu Ohren gekommen ist, haben Sie einiges durchgemacht.«
    Unter Aufbietung seiner ganzen Kraft brachte Alex hervor: »Was?«
    Dr. Hoffmann blickte suchend in seine Unterlagen, hob ein Blatt auf seinem Klemmbrett an, dann ein zweites.
    »Also, nach dem, was man mir erzählt hat, und laut diesem Bericht sind Sie gewalttätig geworden. Offenbar, weil Sie der Ansicht waren, das Personal hier wolle Ihrer Mutter etwas antun. Anscheinend haben Sie einen der Krankenpfleger, Henry, ziemlich schwer verletzt. Auch Alice war ziemlich aufgewühlt.«
    Alex hatte an einen Kampf nur

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