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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ähnelt er nicht sehr einer Burg. Was ist so besonders an diesem ›Palast des Volkes‹?«
    »Es ist der Ort, wo unsere Welten auseinandergerissen wurden. Dort oben liegt, zumindest in meiner Welt, ein Ort, der ›Garten des Lebens‹ genannt wird. Von dort aus wurden die Menschen nach langem Kampf in diese Welt verbannt. Da ist es nur einleuchtend, dass dies der Ort der Verbindung sein muss, ebenjene Stelle, an der sich der Durchgang befindet.«
    Die Ungeheuerlichkeit dieser Vorstellung gab ihm zu denken.
    »Kannst du die diagonale Linie erkennen, die von links unten nach recht oben führt?«, fragte Jax und zeigte in eine bestimmte Richtung.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte Alex in die aufziehende Dunkelheit. »Ja, tatsächlich, jetzt sehe ich sie.«

    »Dem Anschein nach könnte es ein schmaler, schräger Felsvorsprung sein. In meiner Welt ist es eine Straße, die zum Palast oben auf dem Felsplateau führt.« Sie seufzte. »Von hier aus sind es wahrscheinlich vier Stunden Fußmarsch bis dorthin. Wir sollten uns besser nach einer Stelle für unser Lager umsehen und ein wenig schlafen.«

56
    Kurz darauf führte der Pfad sie in den Schutz des Waldes zurück. Dort fanden sie eine Stelle, die Jax als Lagerplatz zusagte, denn er lag unter einem Felsüberhang, der ihnen Schutz bot, falls es zu regnen begann. Rasch schlugen sie in der Dämmerung ihr Zelt auf und rollten die Schlafsäcke aus.
    »Wir sollten heute Nacht abwechselnd Wache stehen«, erklärte sie, während sie an einer rasch vom Bodensatz des Waldes freigekratzten Stelle aus Steinen eine runde Feuerstelle anlegte. »Ein Feuer könnte zwar gesehen werden, aber wichtiger ist, dass wir sie sehen – und nicht an Unterkühlung sterben.«
    Alex, der ganz in der Nähe Feuerholz sammelte, sah über seine Schulter. »Glaubst du, das ist nötig?«
    »Ich hoffe nicht. Aber jetzt, so kurz vor dem Ziel, möchte ich nicht, dass wir beide einschlafen und erleben müssen, wie Yuri und seine Kumpane auftauchen, sobald es dunkel ist.«
    Alex schichtete Anmachholz in der Mitte des Feuerrings auf und entzündete es mit einem Streichholz. Er hatte in der Frage der Wachen widersprechen wollen, aber ihre Bemerkung gab ihm zu denken. »Also schön. Aber nur, wenn du die Pistole mit auf deine Wache nimmst.«

    Sie versprach es. Er reichte ihr eine Folienpackung samt Plastiklöffel und nahm sich auch eine Portion. Während sie schweigend aßen, lauschten sie auf die Coyoten in den fernen Bergen – ein unheimliches Geräusch, wenn man allein so weit draußen in den Wäldern war.
    Als sie fertig gegessen hatten, meinte Jax, wenn er nichts dagegen habe, werde sie lieber zuerst schlafen, sie sei hundemüde und wolle ihre Wache lieber in der zweiten Nachthälfte übernehmen. Alex war einverstanden. Sie fand ein bequemes Plätzchen auf einem flachen Stein unmittelbar außerhalb des Feuerscheins und erklärte, dies sei eine gute Stelle, um alles im Blick zu behalten, ohne dass man vom Licht geblendet wurde. Sie schärfte ihm ein, das Holznachlegen nicht zu vergessen.
    Jax legte ihm die Arme auf die Schultern und verschränkte die Finger hinter seinem Kopf. »Komm mich wecken, sobald ich an der Reihe bin.«
    Ehe er wusste, wie ihm geschah, küsste sie ihn. Es war ein einsamer, verzweifelter Kuss – und wunderbar nur in dem Sinn, dass sie wenigstens einander hatten. Er war weniger ein Ausdruck von Leidenschaft als vielmehr Trost.
    Da sie noch nie zuvor einen gesehen hatte, half Alex ihr, in den Schlafsack zu krabbeln. Kaum hatte sie es sich bequem gemacht, ging er hinüber zu der Felsplatte und ließ sich darauf nieder, die Pistole im Schoß.
    Der Nebel kam und ging, aber wenigstens regnete es nicht. Von Zeit zu Zeit sah er auf seine Uhr und wartete länger als die halbe Nacht, um ihr ein wenig zusätzlichen Schlaf zu gönnen.
    Als er sie schließlich weckte, schlang sie ihm die Arme um den Hals und drückte ihn fest an sich. Die Umarmung hatte etwas Verängstigtes, Einsames.
    Er legte für sie Holz ins Feuer nach und legte ihr dann, als
sie es sich auf der Felsplatte bequem machte, die Waffe in den Schoß. Für den Fall, dass sie jemals gezwungen sein würde, sie zu benutzen, hatte er ihr auf der langen Fahrt von Nebraska nach Maine ihre Funktionsweise erklärt, hatte ihr nachts das Wechseln der Magazine erläutert, und was man tun musste, um eine Ladehemmung zu beseitigen. Mittlerweile war sie ihr so vertraut, dass er nicht das Gefühl hatte, ihr länger Unterricht erteilen zu

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