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Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines

Titel: Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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aus, als ob er einer Motorradbande angehörte. Sein verfilztes, braunes Haar schien noch nie mit einer Bürste in Berührung gekommen zu sein. Alex erstarrte. Der Mann feixte bösartig.
    »Radell Cain hat eine Nachricht für dich«, meinte er mit tiefer, rauer Stimme.
    »Und ich für ihn«, erwiderte Alex, zog seine Pistole und verpasste dem Kerl eine Kugel mitten in die Brust.
    Der Widerhall des Knalls scheuchte Vögel auf.
    Einen Ausdruck verblüfften Entsetzens im Gesicht brach der Mann ächzend zusammen, während das Geräusch des einzelnen Schusses durch die Wälder hallte, ehe es von dem weiter vorne liegenden Berg zurückgeworfen wurde.
    Ben hatte ihm beigebracht, im Falle einer drohenden Gefahr zwei, drei Schüsse in rascher Folge auf deren Massezentrum abzugeben, wenn nötig, mehr. Der Mann war schwer verletzt. Hier draußen, inmitten eines so entlegenen Waldgebiets, war er rettungslos verloren. Einzig die Coyoten würden ihn irgendwann finden. Alex hatte nicht die Absicht, seinen begrenzten Munitionsvorrat für einen Kerl zu verschwenden, der zweifellos keine Bedrohung mehr darstellte oder lange überleben würde.
    Er trat über den nach Atem ringenden Sterbenden hinweg und eilte weiter den Pfad hinauf.
    Je länger sich der Vormittag hinzog, desto entschlossener trieb
es ihn voran. Statt kleine Felsrinnen erst hinab- und anschließend wieder hinaufzuklettern, übersprang er sie, kleinere Abhänge wurden mit einem Satz überwunden. Er wusste, er musste vorsichtig sein, ein gebrochener Knöchel, und er wäre hilflos, dennoch brachte er es nicht über sich, sein Tempo zu drosseln. Er befand sich in einem Wettlauf mit der Zeit. Es galt, Jax aufzuhalten, ehe es zu spät wäre.
    Beim Gedanken an sein Versprechen, niemals an ihrer Liebe für ihn zu zweifeln, schnürte es ihm die Kehle zusammen. Zweige und Gestrüpp, an denen er vorüberhastete, verschwammen vor seinen tränenfeuchten Augen zur Unkenntlichkeit.
    Dass er nach ihren Worten nicht richtig geschaltet hatte, dass er angenommen hatte, ihre Aufgebrachtheit hätte etwas mit all den Toten zu tun, von denen sie am Morgen erfahren hatten, machte ihn fuchsteufelswild auf sich selbst. Er hätte wissen müssen, dass mehr dahintersteckte. Sein Unausgeschlafensein war keine Entschuldigung. Mit Ausflüchten war ihr Verlust nicht wiedergutzumachen.
    Nach mehreren Stunden aufreibender Mühen gelangte er zum Sockel jenes Felsplateaus, das sich aus dem Wald erhob. Während er verschnaufte, folgte er der Abfolge von Felsvorsprüngen mit dem Blick bis hinauf zum Oberrand. Die Augen gegen das eisengraue Licht zusammengekniffen konnte er jenseits der Felsenkante außer den zarten Zweigen der Bäume nichts erkennen.
    Laut Jax war die ansteigende Bruchkante im Gestein in ihrer Welt eine Straße, die an der Seitenwand der Felsenklippe bis zum Plateau hinaufführte. Nun, eine Straße war es nicht gerade, aber immerhin führte der Pfad bis zu dem zerklüfteten Felsvorsprung, offenbar eine natürliche Formation, anschließend in steilem Winkel an der Stirnseite der Felsenklippe empor, dem Anschein nach bis ganz nach oben. Sollte der Felsvorsprung allerdings
irgendwo enden, würde er sich in schwindelnder Höhe in einer ausweglosen Situation wiederfinden.
    Alex erkannte, dass er keine Wahl hatte, also dachte er gar nicht erst lange darüber nach, sondern begann einfach mit dem Aufstieg.
    Immer wieder stieß er unterwegs auf Stellen, die auf den ersten Blick unpassierbar schienen, fand jedoch jedes Mal rasch eine Möglichkeit, sie zu überwinden. Dann wieder musste er über Spalten in der schmalen Felsenzunge hinwegklettern, anderswo weitete sich das abschüssige verwitterte Felsband auf längeren Passagen bis zu einer Breite von manchmal nahezu sechs oder sieben Fuß, wo dies nicht das geringste Problem darstellte – sah man einmal davon ab, dass der Aufstieg über einen derart steilen Hang in diesem Tempo an seinen Kräften zehrte. Seine Oberschenkelmuskeln brannten vor Anstrengung. Nach Luft japsend hastete er weiter, nicht gewillt, aus welchem Grund auch immer in seinem Tempo nachzulassen.
    Als er sich nach etwas weniger als einer Stunde dem Oberrand näherte und eine vorspringende Felsnase umging, warteten dort zwei kräftige Kerle. Hastig wich er einen Schritt zurück, zog seine Waffe und feuerte auf den Mann, der ihm am nächsten war und im Begriff, sich auf ihn zu werfen. Die Kugel musste sein Herz durchschlagen haben, denn er geriet ins Straucheln und brach zusammen. Der

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