Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
eine Miene zu verziehen. »Was macht die Menschen dort zu Menschen einer anderen Art?«
»Hier, in dieser Welt, existiert keine Magie«, erwiderte sie ohne jeden Anflug von Humor.
»Also … Sie wollen andeuten, dass es in Ihrer Welt Magie gibt? Echte Magie?«
»Ja.«
»Und das haben Sie selbst erlebt? Sie haben echte Magie erlebt?«
Sie betrachtete einen Moment lang seine Augen, ehe sich um ihre Mundwinkel ein kaum merkliches und doch einschüchterndes Lächeln abzeichnete.
»Ich bin unter anderem eine Hexenmeisterin.«
»Eine Hexenmeisterin, die nicht weiß, wie man Tee zubereitet.«
»Eine Hexenmeisterin, die in meiner Welt weit mehr kann, als Tee zuzubereiten.«
»Aber nicht in dieser Welt?«
»Nein«, räumte sie schließlich ein, und ihr einschüchterndes Lächeln erlosch. »In dieser Welt nicht. In dieser Welt gibt es keine Magie. Hier habe ich keine Macht.«
Ein Umstand, den er ziemlich praktisch fand.
»Dann stammen wir also aus sehr unterschiedlichen Welten?«
»So unterschiedlich sind sie nun auch wieder nicht«, erwiderte Jax in einem Ton, der offenbar irgendwie tröstlich klingen sollte.
Alex betrachtete ihre sanften Züge. »Bei uns gibt es keine Magie. Sie behaupten, in Ihrer Welt schon. Wie viel unterschiedlicher könnten Welten sein?«
»So unterschiedlich sind sie nicht«, wiederholte sie. »Bei uns gibt es Magie, bei euch aber auch – in gewisser Weise. Nur zeigt sie sich auf andere Art. Ihr tut die gleichen Dinge wie wir, wenn auch mit anderen Mitteln.«
»Zum Beispiel?«
»Nun, dieses Ding in deiner Hosentasche.«
»Das Handy?«
Sie nickte, lehnte sich zurück und zog einen Gegenstand aus einer Tasche an ihrer Hüfte. Sie zeigte ihm ein kleines schwarzes Buch.
»Das ist ein Reisebuch. Es funktioniert ganz ähnlich wie dieser Telefonapparat, mit dem du Nachrichten empfängst. Wir benutzen es, um Nachrichten von anderen zu empfangen und ihnen Informationen mitzuteilen. Wenn ich etwas in mein Reisebuch schreibe, erscheint es durch Magie zur selben Zeit in seinem Gegenstück. Du sprichst Worte in deinen Telefonapparat, und woanders kommen sie wieder heraus. Ich bin es gewohnt, Nachrichten zu schreiben, nicht zu sprechen, aber du kannst deinen Apparat genauso wie ein Reisebuch benutzen und Worte darin erscheinen lassen, hab ich recht?«
Bethanys Textnachrichten kamen ihm in den Sinn. »Schon. Aber das alles geschieht mithilfe von Technik.«
Sie zuckte die Achseln. »Wir tun die gleichen Dinge wie ihr. Ihr mithilfe von Technik, wir mit Magie. Die Begriffe mögen unterschiedlich sein, aber im Grunde meinen sie das Gleiche – sie beinhalten eine Absicht, und das ist eigentlich alles, was zählt. Beides erfüllt den gleichen Zweck.«
»Technik und Magie sind zwei völlig unterschiedliche Dinge«, beharrte Alex.
»Die Technik als solche ist doch nicht entscheidend, oder?«
»Wie meinen Sie das?«
»Weißt du wirklich besser als ich, wie dieser Telefonapparat funktioniert? Kannst du mir erklären, wie die Nachricht von einem Ort zum anderen gelangt« – sie gestikulierte mit den Fingern -, »wie die Worte unsichtbar durch die Luft fliegen und hier herauskommen, in diesem Apparat in deiner Hosentasche. Und zwar so, dass du sie verstehen kannst? Weißt du wirklich, wie diese ganze Technik funktioniert? Kannst du mir das Unsichtbare erklären, das hier geschieht und das dir so selbstverständlich erscheint?«
»Schätze nein«, gab er zu.
»Ebenso wenig vermag ich die Funktionsweise eines Reisebuchs zu erklären. Wichtig ist, dass die Menschen hier ihren Verstand benutzten und diese Technik geschaffen haben – wie die Menschen dort, wo ich herkomme, mithilfe von Magie Dinge ersinnen, um das zu tun, was sie tun müssen. So einfach ist das. Es ist uns beiden zur zweiten Natur geworden. Wir machen Gebrauch von Dingen, die für einen bestimmten Zweck geschaffen wurden. Tatsächlich könnte dein Telefonapparat nach deiner Kenntnis mithilfe von Magie funktionieren, und du würdest den Unterschied nicht einmal merken.«
»Aber es gibt Menschen hier, die die Technik verstehen und das Zusammenwirken aller Einzelteile, das Funktionieren des Telefons und das Erscheinen der Worte erklären können.«
»Ich kenne auch Menschen, die die Funktionsweise eines Reisebuchs exakt beschreiben können. Ich habe sogar lange Unterrichtsstunden zu dem Thema über mich ergehen lassen. Aber obwohl ich es in groben Zügen verstehe, könnte ich dir nicht genau erklären, wie man die Fasern des Papiers
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