Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
noch andere Gründe gibt, weshalb Personen aus meiner Welt sich für dich interessieren könnten.«
Alex stieß einen Seufzer aus. »Soweit ich weiß, ist außer mir meine Mutter die einzige noch lebende Rahl. Sie hat ab und zu davon gesprochen, dass ständig irgendwelche Leute bestimmte Dinge von ihr wissen wollen.
Das Land ist weit weg, meine Mutter wohnt ganz in der Nähe. Ich denke, ehe wir den Landaspekt weiterverfolgen, sollten wir meine Mutter fragen, was diese Leute von ihr wissen wollen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie in der Lage sein wird zu sprechen, aber versuchen können wir es ja.«
»Hast du nicht gesagt, sie ist verrückt?«
»Ja, aber vielleicht nicht so sehr, wie ich immer dachte. Vielleicht hat man sie nur verrückt gemacht. Auf jeden Fall ist das ein Ansatzpunkt.«
Für einen Moment musterte sie seine Augen. »Klingt vernünftig.
Dann werden wir morgen also deine Mutter besuchen.« Gähnend lehnte sie sich zurück. »Du hattest recht, wir sollten besser etwas schlafen.«
Alex nickte und gähnte ebenfalls. Er beobachtete, wie sie ihr Seesackkopfkissen zurechtlegte. Kurz darauf fielen ihr die Augen zu.
»Jax, Sie sind dort, wo Sie herkommen, eine wichtige Person, hab ich recht?«
»Ich bin nur eine Frau, Alex. Eine Frau ohne die geringste Macht hier. Eine Frau, die Angst hat, ihre Heimat nie wiederzusehen, und die um das Leben derer fürchtet, die sie liebt.«
»Derer, die sie liebt. Meinen Sie damit einen geliebten Mann?«
»Nein«, erwiderte sie mit leiser Stimme, ohne die Augen zu öffnen. »Diese Art Liebe meine ich nicht. So jemanden habe ich nicht.«
Eine Weile schaute er zu, wie ihr Atem ruhiger wurde. Sie schien bis auf die Knochen müde zu sein. Nach ihren Worten war die Reise von einer fernen Welt durch die Leere ein weit mehr als nur erschöpfendes Erlebnis gewesen.
»Jax«, fragte er leise, »sind Sie womöglich eine Königin oder so was?«
Sie lächelte traurig, ohne die Augen aufzuschlagen. »In meiner Welt haben einst Königinnen das Haupt vor Frauen wie mir verneigt, aber das ist längst vorbei. Jetzt verneigen sie sich vor Cain.« Ihre Stimme schien halb aus dem Reich des Schlafes zu kommen. »Nun bin ich nichts als eine verängstigte, verzweifelte Frau fern ihrer Heimat. Eine Frau, die oft die Angst beschleicht, dass es töricht wäre zu glauben, sie könnte diese Leute besiegen.«
Eine Zeitlang beobachtete er sie. »Ich halte Sie überhaupt nicht für töricht«, erwiderte er, während er die Jacke rings um
sie feststeckte. »Ich halte Sie für den tapfersten Menschen, der mir je begegnet ist.«
Sie schlief bereits und hörte ihn nicht mehr.
25
»Aber gern«, sagte Mr. Fenton. »Es dürfte keine Schwierigkeiten bereiten, die rechtskräftigen Eigentumsdokumente in ein paar Tagen für Sie bereit zu haben.«
»Vielen Dank«, sagte Alex in sein Handy. »Das sollte genügen. Ich bin mir noch etwas unschlüssig, was meine Reisepläne anbetrifft, denke aber, dass ich mindestens ein paar Tage brauchen werde, bis ich dort bin.«
»Ich werde Sie anrufen, Mr. Rahl, und Ihnen Bescheid geben, sobald die Dokumente vorliegen.«
»Äh … bemühen Sie sich nicht«, erwiderte Alex, während er sich das Hirn nach einem Vorwand zermarterte. »Ich habe Schwierigkeiten, auf meinem Handy Anrufe entgegenzunehmen. Irgendwas ist damit nicht in Ordnung. Sobald ich Zeit habe, werde ich mich um eine Reparatur kümmern oder es austauschen müssen. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald es so weit ist. Aber bis dahin möchte ich ungern Ihre Anrufe verpassen. Außerdem würde ich es gar nicht mitbekommen, wenn Sie mich zu erreichen versuchen. Ich sag Ihnen was, ich rufe Sie in ein paar Tagen an und lasse Sie wissen, wann ich in Boston eintreffen werde.«
»Ich freue mich darauf, Sie persönlich kennen zu lernen. Vielen Dank für Ihren Anruf. Ach übrigens, bei der Daggett-Treuhandgesellschaft war man sehr erfreut über Ihre Entscheidung. Auch dort kann man es kaum erwarten, Sie kennen zu lernen.«
Alex fragte sich, warum.
»Also gut. Ich rufe Sie an, sobald ich Näheres über meine Reisepläne weiß.«
»Ich danke Ihnen, Mr. Rahl. Ich erwarte gerne Ihren Anruf.«
Alex klappte das Handy zu und ließ es dann in seinen großen, mit Wasser gefüllten Becher fallen. Bläschen stiegen von dem Mobiltelefon auf, während er den Rand des Pappbechers mehrfach faltete und ihn dadurch fest verschloss. Anschließend stellte er ihn aufrecht in einen Abfallbehälter, damit das Wasser zumindest eine Weile
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