Das Gesetz der Neun - Goodkind, T: Gesetz der Neun - The Law of Nines
nicht auslaufen konnte.
Nur zu gut erinnerte er sich an Jax’ Bemerkung, dass Leute auf der anderen Seite ihn mithilfe seines Handys aufgespürt hätten. Auch konnte er nicht wissen, ob dieselben Leute sich bei seinem neuen Handy eingeklinkt hatten oder nicht. Seines Wissens konnte sein Anruf in der Anwaltskanzlei es Cains Leuten durchaus ermöglichen, ihn über das Handy zu orten.
So oder so, er war nicht bereit, irgendwelche Risiken einzugehen. Es war ein billiges, handelsübliches Handy. Er würde sich eben ein anderes besorgen. Zwar wäre dann die Nummer eine andere, aber außer dem Anwalt gab es niemanden, mit dem er hätte sprechen müssen, jedenfalls nicht so dringend, dass er dafür sein Leben riskieren mochte.
Alex blickte die Halle entlang zu den Waschräumen. Er hatte sich bereits gewaschen, Jax befand sich noch in der Damentoilette. Eine Outlet-Passage war nicht unbedingt der geeignetste Ort, um sich frisch zu machen, aber besser als gar nichts.
Im Selfservice-Bereich der Passage hatten sie bereits ein Frühstück aus Würstchen und Eiersandwiches zu sich genommen. Jax hatte gleich deren drei hinuntergeschlungen.
Eingedenk des Umstands, dass sie die Tür des Jeeps nicht alleine hatte öffnen können, hatte er ihr für den Fall, dass sie nicht
wusste, wie man sie benutzte, die Wasserhähne und Toilettenanlagen sorgfältig erläutert. Sie hatte interessiert zugehört – wie eine Studentin, die aufmerksam ein Seminar verfolgt, für das sie eine Prüfung ablegen muss.
Der Morgen war unter einem strahlend blauen Himmel angebrochen, aber es war windig, ein Überbleibsel des heftigen Unwetters, das in der vergangenen Nacht durchgezogen war. Wenigstens war der Regen weitergezogen. Der Anblick des blauen Himmels beim Hinausklettern aus dem Laderaum des Cherokee hatte die vergangene Nacht – die Blitze, das Donnern, den verzweifelten Kampf, das Töten und das Blut – wie einen fernen Alptraum erscheinen lassen.
Als er das nächste Mal die Halle entlangschaute, sah er Jax zurückkommen. Sie lächelte, als sie ihn erblickte. Es war ein Lächeln, das ihre warmen braunen Augen zum Leuchten brachte und ihm Mut machte. Nach dem letzten Abend wussten beide, dass sie sich aufeinander verlassen konnten. Ihr gemeinsames Ziel hatte sie zusammengeschmiedet.
Überraschenderweise schien sie weitgehend wieder ihr altes Selbst zu sein. Wie sie das geschafft hatte – durchgeweicht wie sie gewesen waren und nach einer Nacht in der Enge des Jeeps -, war ihm ein Rätsel, aber geschafft hatte sie es. Er lächelte bei sich, als ihm der Gedanke kam, dass es ihr womöglich nur mithilfe von Magie gelungen war, ihr volles, blondes Haar wieder in seiner ganzen Pracht erstrahlen zu lassen.
Es gab nur ein Problem mit ihrer äußeren Erscheinung: Sie sah zu gut aus. In den Regent-Passagen mochte das angemessen sein, in einem Discount-Zentrum in der Nähe der Kasinos, wo viel zu kurze Röcke, Vollmondparty-Jeans, Trägerhemdchen und Flipflops als chic galten, fiel sie auf.
Solange die meisten Männer in der Passage sie von Kopf bis
Fuß anstarrten, konnte er unmöglich entscheiden, ob sie von Leuten aus einer anderen Welt beobachtet wurden oder nicht. Alex hatte es eilig, ihr rasch etwas anderes zum Anziehen zu besorgen, damit sie nicht mehr ganz so viel Aufsehen erregte.
»Du siehst bezaubernd aus«, sagte er, als sie sich zu ihm setzte. Für einen Moment stutzte sie wegen seines ungewohnt vertraulichen Tons, doch das war gleich vorbei.
»Ja, ich weiß, was du meinst. Besorgen wir ein paar andere Kleidungsstücke, damit ich nicht mehr ganz so bezaubernd aussehe.«
Er fragte sich, ob das überhaupt möglich war. Trotzdem, andere Kleider würden gewiss weniger Aufsehen erregen. Offenbar war sich Jax durchaus bewusst, wie krass sie sich durch ihre Kleidung von den anderen Besuchern des Einkaufszentrums unterschied. Als Angriffsziel, das sie war, musste sie alles Auffällige beunruhigen.
»Hattest du Probleme mit den Wasserhähnen oder so?«
»Nein, aber ein dürres Mädchen im Waschraum hat sich ein wenig zu sehr für mich interessiert.«
»Wieso? Was hat sie denn gesagt?«
»Sie sagte, ›Ach, dann sind Sie wohl’n Super-Model oder so was‹.« Jax äffte ihren jugendlichen Tonfall nach. »Ich war mir nicht ganz sicher, was sie meinte, aber ich denke, im Großen und Ganzen habe ich es verstanden. Als ich verneinte, meinte sie: ›Ach, und was tun Sie dann? Ich mein, um davon zu leben?‹«
Alex musste über die Geschichte
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