Das Gesetz der Vampire
Konferenzraum postiert waren. Diese musste er bewusstlos schlagen, da er sie nicht gefahrlos hätte hypnotisieren können, ohne dass einer ihn möglicherweise doch erwischt hätte. Lediglich die fünf Jäger, die bei Shepherd waren, konnte er nicht ausschalten, ohne den PROTECTOR-Chef vorzeitig zu warnen. Er verfrachtete die schlafenden und bewusstlosen Menschen in den Ruheraum, den er sicherheitshalber abschloss und versteckte ihre Waffen im Lüftungsschacht.
»Der Hinterhalt ist beseitigt«, meldete er nur zehn Minuten später und benutzte für die Übermittlung dieser Botschaft zum ersten Mal instinktiv die Fähigkeit der Vampire, im Ultraschallbereich zu kommunizieren. »Bis auf fünf, aber mit denen werden wir gemeinsam fertig. Ich erwarte euch am Eingang.«
Er verließ das Gebäude unbemerkt durch den Keller und schloss sich der Delegation wieder an. Gleich darauf betraten die Vampire die Einganshalle wie ganz normale Klienten.
»Hallo Mr. Ryder«, begrüßte ihn der Wachmann der Nachtschicht. »Ich habe Sie ja lange nicht mehr gesehen.«
Die Freundlichkeit in dessen Stimme tat Ashton ausgesprochen gut, obwohl er sich natürlich bewusst war, dass die wahrscheinlich schlagartig verschwinden würde, sollte der Mann jemals erfahren, was aus Ashton inzwischen geworden war. »Man hat ja auch mal wohlverdienten Urlaub, Mr. Jenkins«, sagte er leichthin und zwinkerte dem Mann zu. »Mr. Shepherd erwartet uns.«
Der Wachmann machte eine einladende Handbewegung. »Sie kennen ja den Weg. Ich kündige Sie schon mal an, wenn’s recht ist.«
Ashton nickte ihm lächelnd zu und führte die Vampire zum Hauptbüro von PROTECTOR, während der Wachmann zum Telefon griff und Shepherd meldete, dass Mr. Ryder mit den erwarteten Klienten auf dem Weg zu ihm war.
Winston Shepherd kam ihnen entgegen, aber er blieb im Hauptbüro so stehen, dass die Vampire, sobald sie bei ihm waren, genau im Schussfeld der Attentäter gewesen wären. Dass mindestens vier von ihnen nicht mehr da waren, wo sie hätten sein sollen, war ihm keineswegs entgangen. Obwohl er sich äußerlich nichts anmerken ließ, konnte Ashton seine Angst und seinen Hass riechen und rümpfte angeekelt die Nase.
»Kommen Sie doch herein«, forderte Shepherd sie auf und warf ihnen einen lauernden Blick zu. Die Vampire folgten der Aufforderung ohne zu zögern.
»Es wäre wirklich nett gewesen, wenn Sie unsere Vereinbarung über freies Geleit eingehalten hätten«, sagte Sean vorwurfsvoll.
»Das haben wir getan«, sagte Shepherd vorsichtig.
Ashton schnaufte ungehalten. »Das Postieren von zwölf Heckenschützen, die uns abschießen sollten, kann man wohl schwerlich als Einhaltung unserer Vereinbarung bezeichnen. Allerdings hätten Sie sich doch denken können, dass wir nicht naiv darauf vertrauen, dass Sie Ihre Zusagen einhalten. Wie haben Sie es doch immer formuliert: Um einen Vampir zu vernichten, ist alles erlaubt.«
Shepherd wurde blass. »Ich hätte mir denken können, dass Sie uns verraten, Ryder«, stellte er mit bitterem Vorwurf wütend fest. »Konnte ja gar nicht anders sein. Wenn ein Mensch zum Vampir wird, verlagert sich dementsprechend natürlich auch seine Loyalität. Aber dass Sie die Menschen umbringen, mit denen Sie zehn Jahre lang gearbeitet haben, hätte ich Ihnen nun doch nicht zugetraut.«
»Ich habe sie nicht umgebracht!« Ashton musste sich beherrschen, um in seiner Wut über diese haltlose Anschuldigung nicht loszubrüllen. Seine fast schon legendäre Ruhe und Selbstbeherrschung hatten während der letzten Wochen sehr gelitten, und er war dünnhäutiger geworden, als er es sich selbst eingestehen mochte. »Sie sind nur bewusstlos. Wenn sie zu sich kommen, werden einige allenfalls Kopfschmerzen haben und der Rest von ihnen aus einem erholsamen Schlaf erwachen. Mr. Shepherd, Sie sollten langsam begreifen, dass ich nicht Ihr Feind bin.«
»Ich gebe zu, das fällt mir schwer, Ryder. Sie hatten immerhin versprochen, sich Quinn zu stellen, aber Sie haben Ihr Wort bis heute nicht eingehalten.«
»Dafür bin ich verantwortlich«, erklärte Gwynal. »Ich habe Ashton gezwungen, für neunzig Tage als Vampir zu leben. Danach ist er frei, seine Existenz zu beenden, wenn er es immer noch will und kann sich Ihnen stellen, damit Sie den besten Mitarbeiter töten können, den Sie je hatten.« Das Letzte klang ausgesprochen verächtlich.
Shepherd ignorierte das. »Nun gut. Sie sind jetzt also am Drücker. Was haben Sie mit uns vor?«
Gwynal schüttelte den
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