Das Gesetz der Vampire
gewöhnungsbedürftig ist, aber wenn unsere, eh, Gäste zumindest in diesem Fall keine lauteren Absichten hätten, so wären wir alle längst tot. Besonders nachdem sie feststellen mussten, dass wir sie in einen Hinterhalt locken wollten. Außerdem würde Ash natürlich niemals einen Verbrecher schützen, ganz gleich ob der ein Mensch oder ein Vampir ist. Deshalb bin ich der Meinung, dass wir zumindest ihm vertrauen sollten.«
»Danke, Harry«, sagte Ashton bewegt.
Quinn zuckte mit den Schultern. »Ich folge nur den Gesetzen der Logik. Sollte eigentlich jeder tun.«
Bevor Shepherd darauf antworten konnte, ergriff Sean wieder das Wort. »Mr. Shepherd, der Grund, warum wir Ihnen keine Namen nennen, ist folgender: Die meisten Vampire leben ein weitgehend normales Leben unerkannt unter Menschen. Einige haben sogar hohe Positionen in der Menschenwelt. Wenn wir Ihnen Namen preisgäben, würden Sie unverzüglich Ihre Leute losschicken, um jeden Vampir zu töten, dessen Namen Sie erfahren, ganz gleich, wie unschuldig er de facto ist.«
»Selbstverständlich. Das ist mein Job und meine Lebensaufgabe, und niemand wird mich davon abbringen können.«
»In diesem Fall würden Sie dadurch ein unvorstellbares Chaos nicht nur für unsere Gemeinschaft, sondern auch für die Menschen anrichten, dessen Folgen für die Menschen nicht abzuschätzen sind. Wir sind Wächter, Mr. Shepherd, – die Polizei –, und wir werden niemals die Verbrecher in unseren Reihen schützen.«
»Das zu glauben fällt mir immer noch schwer, Mister Wie-immer-Sie-wirklich-heißen. Aber gut, da ein Vampir, wie Sie sagen, Peters töten soll und Sie nun mal besser dafür geeignet sind, Ihresgleichen zu jagen als wir, haben wir eine Allianz. Allerdings nur, bis dieser Fall abgeschlossen ist.«
Sean neigte zustimmend den Kopf. »Hinterher können wir gern darüber verhandeln, unsere Kräfte und Ressourcen in Zukunft permanent zu vereinen. Schließlich bietet sich das an.«
»Ach ja? Warum sind Sie dann nicht schon früher mit diesem ‚Angebot’ zu uns gekommen?«
Sean lächelte nachsichtig. »Da Sie unterschiedslos jeden Vampir jagen und bis vor kurzem von der Existenz der Wächter noch nichts wussten, hätten Sie keinem von uns zugehört.«
»Warum haben Sie es nicht mit Hypnose versucht? Damit hätten Sie doch alles erreichen können.« Shepherd war nicht bereit, so einfach klein beizugeben.
»Hätten wir in der Tat, sogar das PROTECTOR vollständig aufgelöst wird und uns nie wieder belästigt«, bestätigte Sean. »Aber was für Wesen wären wir, wenn wir den freien Willen anderer derart manipulierten.«
Shepherd starrte ihn lauernd an und versuchte ganz offensichtlich zu ergründen, wie weit er Sean und den anderen trauen konnte. Sein jahrzehntelanger Hass auf Vampire machte es ihm schwer zu glauben, dass es auch unter ihnen aufrechte Charaktere gab. Seans Argumentation war jedoch nicht von der Hand zu weisen. Wenn die Vampire gewollt hätten, so hätten sie nicht nur alle Jäger zur Aufgabe zwingen, sondern mit ihren überragenden Fähigkeiten auch jeden Einzelnen töten können.
Davon abgesehen hatte die Zentrale in London, die er unverzüglich von der Entwicklung der Dinge benachrichtigt hatte, ihm befohlen sich anzuhören, was die Vampire zu sagen hatten. Davon, sie in einen Hinterhalt zu locken, um sie umzubringen, war allerdings nie die Rede gewesen.
»Ich wollte ihnen zuerst auch nicht glauben, Mr. Shepherd«, sagte Ashton ruhig und blickte seinem ehemaligen Chef offen in die Augen. »Aber ich hatte während der letzten vier Wochen mehr als genug Gelegenheit, mich davon überzeugen zu können, dass die überwiegende Mehrheit der Vampire absolut nicht so ist wie die Verbrecher unter ihnen, mit denen PROTECTOR es ausschließlich zu tun hatte und hat.
Natürlich dachte ich am Anfang, dass man mir das alles nur vorgaukelt, um mich zu manipulieren«, fügte er hinzu, da er an Shepherds verächtlichem Gesichtsausdruck erkannte, dass der in diesem Moment genau dasselbe dachte. »Aber in dem Fall hätte erstens jeder Vampir in den Staaten mich als Ashton Ryder von PROTECTOR kennen müssen, was definitiv nicht der Fall ist. Zweitens hätte jeder Vampir instruiert werden müssen, sich mir gegenüber besonders freundlich und zuvorkommend zu verhalten, und ich versichere Ihnen, dass das absolut nicht der Fall war. Die Meisten, die mich erkannten, haben aus ihrem, hm, Abscheu vor mir nicht den geringsten Hehl gemacht. Auch nicht daraus, dass sie
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